Karneval-Saison 2020/2021 –
dieselben Narren wie das ganze Jahr

Söder, Dobrindt, Merkel, Merz & MĂŒller

Wenn Bayerns Söder und sein Dobrindt im November fröhlich beisammen sitzen, dann ist auch in Bayern Faschingsbeginn. Auf Pappnasen, Schunkeln und Alkohol mag dabei verzichtet werden, auf BĂŒttenreden aber nicht. Themen gibt es schließlich auch in diesem Jahr genug: Trump, Corona und Frauen.

Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Bundestag, hat sich diesmal fĂŒr das Thema Frauen entschieden. „Wir wollen“, so der forsche Peißenberger, „dass Frauen ĂŒberall eine faire Chance haben, auch in den Chefetagen unserer Unternehmen.“ Deshalb soll das Berufsleben an sich kurzerhand umgekrempelt werden.

Der CSU schwebt „eine andere Organisation der Arbeitswelt“ vor. Schade, dass weder Dobrindt noch Söder wirklich prĂ€gende Erfahrungen in der alten Arbeitswelt machen konnten – Söder war mal kurz Redakteur beim Staatsfunk, Diplom-Soziologe Dobrindt immerhin 10 Jahre irgendwo GeschĂ€ftsfĂŒhrer und stiller Gesellschafter.

Vielleicht kann die Damenwelt deshalb die Begeisterung der CSU-SpitzenmĂ€nner fĂŒr deren PlĂ€ne noch nicht ganz teilen. Denn mit der steuerlichen Förderung der Home-Office-Kosten – wie „beispielsweise fĂŒr Strom, Telefon und Internet – durch eine Home-Office-Pauschale von bis zu 600 Euro“ – verĂ€ndert sich quasi Nullkommanix. Außer, dass Frau der Gedanke kommen könnte, dass die Steuerbelastung grundsĂ€tzlich unverschĂ€mt hoch ist und die Arbeitsfreude vergĂ€llt.

Auch das Vorhaben MĂ€dchen mehr fĂŒr mathematische und naturwissenschaftliche Disziplinen zu begeistern, ist edel und gut gemeint. Der konkrete Vorschlag der CSU „die Anschaffung von Kameras fĂŒr die Herstellung von Stop-Motion-Pictures zu fördern, ebenso wie von Tablets und Apps sowie von VR-Brillen und Konsolen, die analoges Spielen und digitales Lernen verbinden“ scheint allerdings eher ein Karnevalsscherz zu sein. Oder er stammt von Dorothee BĂ€r. (Mehr?)

 

Die Heimstatt organisierten Frohsinns liegt von Alters her im Rheinland. „Wolle mer‘en reinlasse?“ rufen die Jecken im Homeland NRW, um dann laut zu antworten „DĂ€ Merz besser nisch!“ Es ist aber auch zu komisch. Fritz Merz wurde wieder in QuarantĂ€ne geschickt, obwohl er als Ex-Corona-Patient laut RKI lĂ€ngst immun sein mĂŒsste (Merz war schon im MĂ€rz befallen).
Da hat sich das Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises wohl einen feinen Scherz erlaubt.

Sie merken schon, verehrte Leser, dass in dieser Narrensaison nicht langgediente KarnevalsfachkrĂ€fte zum BĂŒtteneinsatz kommen, sondern dass uns dasselbe nĂ€rrische Personal, das uns auch die anderen vier Jahreszeiten mit seinen Kalauern bei Laune hielt, durch die fĂŒnfte Jahreszeit begleitet.

Und das gar nicht mal so schlecht, wenn die Kalauer nur nicht so bitterernst vorgetragen wĂŒrden. Antigen-QualitĂ€ts-Schnelltests, made in Irgendwo, PCR-Tests (falsch Positiv ist das neue Negativ), der „fast“ fertige Superimpfstoff, der an verschiedenen Rassen (Kaukasier, Asiaten) getestet werden muss, obwohl unsere politische Klasse die Rasse gerade abschafft – da mĂŒssten wir doch eigentlich Tusch auf Tusch (TatÀÀ! TatÀÀ! TatÀÀ!) vernehmen.

Gut, dass Berlins Regierender BĂŒrgermeister Michael MĂŒller öfter mal in die Talkshows geladen wird. Wir wĂŒssten sonst gar nicht, wie lustig der Kerl eigentlich ist. Bei Lanz hat MĂŒller angekĂŒndigt, dass es bei der Vergabe eines Corona-Impfstoffes in der deutschen Hauptstadt eine PrioritĂ€tenliste geben wird. Den Impfstoff gibt es noch gar nicht, aber Berlin hat schon eine PrioritĂ€tenliste. Unser Vorschlag und innigster Wunsch: Parteigenossen zuerst, dann die Knallroten und die GrĂŒnlackierten. Dann schaun mer mal. Schließlich sind Wirkung und Nebenwirkung noch ein wenig nebulös.

Ein echter MĂŒllerscher Schenkelklopfer: „...dass Politikerinnen und Politiker aus der Erfahrung lernten und ein stĂ€ndiges Herantasten an den richtigen Umgang“ mit dem Virus notwendig sei. TatÀÀ! TatÀÀ! TatÀÀ!

 

HĂŒte stehen der Kanzlerin nicht, auch keine Narrenkappen, daher im gebotenen Ernst weiter: Das RKI meldet heute „innerhalb von 24 Stunden bundesweit 18.487 neue Corona-Infektionen“. Fehlen nur noch 713 bis zur Merkel-Prophezeiung von tĂ€glich 19.200. Angeblich waren die Zahlen sogar schon höher. Langsam wird sie einem unheimlich. Da wird wohl auch die Vorhersage „Die Pandemie wird uns noch den ganzen Winter beschĂ€ftigen“ mal wieder stimmen.

Gottseidank haben wir in unserer Mitte ein „Genie, das die Pandemie herausfordert“ (Welt), womit unverstĂ€ndlicherweise nicht Frau Dr. Merkel gemeint ist, sondern... Schade, steht hinter der Paywall...

 

Leider hat der heimische Moslem von Haus aus wenig Humor. Nachdem ein 11-JĂ€hriger in Berlin seiner Lehrerin ankĂŒndigte, ihr auf Tschetschenen-Art den Kopf vom Rumpf zu trennen und andere muslimische SchĂŒler die vom Senat verordneten Trauerbezeugungen fĂŒr den französischen Lehrer Samuel Paty boykottierten oder störten, sah sich ein Berliner Schulleiter zum Eingreifen genötigt. „Wir haben mit den betreffenden muslimischen SchĂŒlern noch einmal ganz in Ruhe gesprochen.“ Einige von ihnen hĂ€tten es eingesehen, andere blieben bei ihrer Meinung. Tja, so ist das bei einer ergebnisoffenen Diskussion.

 

Leser aus anderen Regionen können vielleicht nicht nachvollziehen, wie der Corona-Karneval dem RheinlĂ€nder aufs GemĂŒt schlĂ€gt. Daher hier ein Auszug eines Schreibens unseres Lesers H. aus Köln an den WDR:

„Habe gerade Ihre Sendung zum Elften im Elften abgeschaltet, denn die PrĂ€sentation eines der höchsten Feiertage der Kölschen auf ihrem Sender ist schlimmer, als wenn Totensonntag, Volkstrauertag und Allerheiligen auf einen Tag fallen und sie darĂŒber standesgemĂ€ĂŸ berichten wĂŒrden.“

 

13 comments

  1. Barbara Blume 11 November, 2020 at 20:15 Antworten

    Lieber Herr Paetow, heute mal „eine kleine RĂŒge“:
    „Die Heimstatt organisierten Frohsinns liegt von Alters her im Rheinland. „Wolle mer‘en reinlasse?“ rufen die Jecken im Homeland NRW, um dann laut zu antworten „DĂ€ Merz besser nisch!“
    „Dat deiht nem kölschen HĂ€zze schrecklisch wieh, denn dat gehöht noh Hesse u. Hesse jehöht nit in et Homeland NRW!“
    Ansonsten wieder wie immer: gute „BĂŒttenrede“ 
 😉

      • Krufi 11 November, 2020 at 21:43 Antworten

        Tja, lieber Herr Paetow, Religion und Politik sind eine tödliche Mischung. Die Geschichte und die aktuelle politische Lage beweisen dies tĂ€glich â˜č Leider kann ich Ihnen als Franke keinen kölschen Spruch anbieten. Aber da findet sich bestimmt noch jemand, der Ihnen hilft. Also Kopf hoch!!

  2. Krufi 11 November, 2020 at 20:48 Antworten

    Schade, dass die Karneval-Saison 2020/2021 im Prinzip ausfĂ€llt. Ich habe mich schon so auf die Kultsendung “Fastnacht in Franken“ aus Veitshöchheim im Bayerischen Fernsehen gefreut, wo Markus Söder mit Sicherheit dieses Jahr als Corona-Virus verkleidet aufgetreten wĂ€re. Gibt es eigentlich schon das Corona-Virus als Maske im Handel??

  3. Emmanuel Precht 11 November, 2020 at 22:34 Antworten

    Wenn wir zu einer Zeit, als auch das Lehrpersonal noch die FĂŒĂŸe auf dem Boden hatte, eine solche Drohung ausgekotzt hĂ€tten, dann hĂ€tte es eine Ohrfeige gesetzt, dass die FußnĂ€gel abgesprungen wĂ€ren. Und zu Hause noch ’ne „Tracht“ obendrauf, erst von Mutter und Abends von Vater. Nix Stuhlkreis! Wohlan


  4. randy andy 12 November, 2020 at 05:13 Antworten

    „Unser Vorschlag und innigster Wunsch: Parteigenossen zuerst, dann die Knallroten und die GrĂŒnlackierten. Dann schaun mer mal.“

    lol
so Àhnlich hat das meine Gattin gestern auch rausgehauen,
    auf die Frage einer Kundin ob sie sich impfen lassen wĂŒrde :
    „die Politiker sollen sich mal impfen lassen und dann schau ma mal wem ein zweiter Kopf wĂ€chst oder wem Schwammerln (Pilze) aus dem Hirn sprießen“ :-))

  5. Stefan 12 November, 2020 at 08:16 Antworten

    Pappnasen sieht man das ganze Jahr ĂŒber zb im Bundestag, Parteitagen oder Pressekonferenzen. Anstatt Kamelle wird jetzt eben Geld mit vollen HĂ€nden unters Volk geworfen. Die BĂŒttenreden halten jetzt die Politikdarsteller selber. Selbst die Blaue Partei (Toni Geller) gibt es noch. Fazit: ohne Alkohol wĂ€re das alles nicht zu ertragen, in D ist das ganze Jahr ĂŒber Karneval und die Narren regieren.

  6. Arno Besendonk 12 November, 2020 at 09:08 Antworten

    Einer, wenn nicht der höchste Feiertag der Kölschen wurde vom WDR nicht entsprechend gewĂŒrdigt? Da war der Rest des Landes dem Sender sicher mal dankbar.
    Denn, werte Kölner – es gibt noch eine große weite Welt hinter den Ringen!

  7. Talleyrand 12 November, 2020 at 10:15 Antworten

    Warum nicht ersatzweise den Weg des Redners zur BĂŒtt im Bundestag mit den KlĂ€ngen des Narrhallamarschs untermalen? Und SchĂ€uble schellt dazu mit seiner Schelle. Damm da damm da damm da da damm damm damm da da da. Die Regierungsbank schunkelt dazu als 11er Rat. Angela und der Peter geben das Prinzenpaar. ZDF Und ARD sind rund um die Uhr dabei.

  8. Hannes 12 November, 2020 at 10:31 Antworten

    Weshalb gehen Söder & Dobrindt nicht mit gutem Beispiel voran und geben ihre Jobs sofort an Frauen ab? Ach ja, diese Leute fordern immer etwas, von dessen Auswirkungen sie selber nicht betroffen sind, das erleben wir ja tagtÀglich.

  9. Eugen Richter 12 November, 2020 at 13:32 Antworten

    Dank Ihnen, lieber Herr Paetow, war mir dieses Jahr, quasi 24/7, dauernd Karneval beschieden.. Bei den Vorlagen aus und in der Politik/Gesellschaft hat man mehr Kalauer zu verarbeiten, als mein Zwerchfell aushalten kann. Danke.

  10. Roland MĂŒller 12 November, 2020 at 19:06 Antworten

    Die Dorothee BÀr hat mir ihrer tonnenschweren Stubenfliege(Lufttaxi), die wegen dem Gewicht der Akkus nicht abheben kann, wenigstens gezeigt, wie man ohne viel UmstÀnde Steuergelder verbrennen kann. Aber was die Dorothee BÀr kann, können der Dobrindt und der Söder auch.

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