Unter den Soutanen

Nachwuchsensorgen bei Tango-Franz, Pistorius und Selenskij

Man möchte nicht in der Haut der politischen Staatsanwaltschaften in Deutschland stecken. Nicht nur wegen der Arbeitsüberlastung – fast jeden Tag wird ein neuer Sänger verbotener Lieder und Träger verbotener Kleidung angezeigt – jetzt werden sie bei ihrer staatstragenden Arbeit auch noch verhohnepiepelt! Guckstu:

Da sollen doch tatsächlich türkische Fans des türkischen Fußballvereins Galatasaray Istanbul nach einem Spiel in Stuttgart „Ausländer raus“ gerufen haben! Sofort fragt die Presse: Wie ist der Fall juristisch zu bewerten? Die Staatsanwaltschaft Stuttgart muss nun die Videos auswerten und dann Rücksprache nehmen. Eine Arbeit ist das!

Auch am Ballermann wird das verbotene Lied gesungen, und das führt uns zur Frage: Wer ist für Mallorca zuständig? Die spanische Justiz? Oder müssen nun alle Staatsanwaltschaften der Herkunftsorte der Sänger ermitteln?

 

Vergewaltigungen haben da nur eine nachgeordnete Priorität, wie vor kurzem ein Staatsanwalt der Bild bedauernd mitteilte. Aber wenigstens werden die angezeigten Taten ordentlich abgeheftet. Eine Anfrage der AfD (wer sonst stellt solche Fragen?) ergab, dass im vergangenen Jahr 111 Gruppenvergewaltigungen allein in Berlin ihren Weg in die Ordner fanden. Ein Unionisten-Bonze legt übrigens Wert darauf festzustellen, dass es für die Opfer eigentlich unerheblich sei, „ob die Täter Deutsche oder Ausländer sind“. Für den Fall, dass wieder jemand nachfragt.


Facharbeiter-Nachwuchs dringend gesucht, heißt es nicht nur im Handwerk, sondern auch bei der Bundeswehr. Da muss man Konzessionen machen bei Work-Life Balance, Arbeitszeiten, Gehältern und was die Rücksichtnahme auf sexuelle Gepflogenheiten betrifft. Mit Gratis-Führerschein und dem Versprechen auf einen Studienplatz kommt man da nicht weit, wie Kriegsminister Boris Pistorius gerade erfahren muss. Sein Lockangebot eines kostenlosen Sprachkurses verwirrt die jungen Leute zudem noch mehr. Was sollen die Soldaten lernen? Ukrainisch? Russisch?

Auch Vater Franziskus, Chef aller Katholiken, plagen Nachwuchssorgen in seinen Priesterseminaren. Fortschrittliche Bischöfe machten nun den womöglich nicht ganz uneigennützigen Vorschlag, vermehrt Homosexuelle einzustellen, die Freude an prächtigen Priestergewändern haben könnten. Aber davon will Franz nichts wissen. Es gebe schon genug „Schwuchtelei“ unter den Soutanen, soll er gesagt haben, was natürlich sofort die Homobeauftragten aller Länder auf die Palme brachte. Neue Sprachregelung des Vatikan: Der Papst sei Ausländer und haben womöglich das Wort „froci“ (Schwuchteln) falsch verwendet.

Ukraine-Selenskij braucht dringend Soldaten, und da tut Sachsens CDU, was sie kann, um ihm aus der Bredouille zu helfen. Sie kündigte 1.000 Ukrainern die Flüchltingsunterkunft, weil diese angeblich „dringend für Migranten aus anderen Ländern gebraucht würden“.

Selbst Macron war die Angelegenheit ein wenig peinlich. Gerade erst hatte er französische Fremdenlegionäre an die russische Front geschickt, nun soll er einen Friedenspreis bekommen? „Das erscheint mir wie ein Paradox“, deutschelte er in Münster, aber Frank-Walter ließ sich davon nicht abhalten, eine ausufernde Laudatio zu halten. Schließlich hat er lange daran gearbeitet.

9 comments

  1. Kater Moritz 28 Mai, 2024 at 20:39 Antworten

    Arbeit gibt’s wohl ohne Ende,
    doch um sie zu machen, fehlen die Hände …

    … Fachkräftemangel gab’s schon in der ehemaligen DDR. Konnte etwas nicht erledigt werden, hieß es lapidar “Keine Leute” und das war’s dann.
    Damals konnten allerdings die Glücklichen, die Westgeld hatten, das “Keine-Leute”-Problem und etwaige Materialprobleme umschiffen. Diese Option entfällt heute ja.
    Dass in der “Marktwirtschaft(?)” in eine solche Personal-Falle getappt wird, ist ein Witz!
    So etwas kann nur passieren, wenn die Verantwortlichen ahnungslos sind oder die Problematik schlicht verschlafen haben …

    … Gute Nacht!

    • Ernst-Fr. 29 Mai, 2024 at 08:43 Antworten

      Fachkräftemangel gab es doch in der DDR?
      Seitdem sie „ehemalig“ ist braucht sie die doch ohnehin nicht mehr 🤔
      Warum wird der DDR das „ehemalige“ vorgehängt? Um sie von der derzeitigen zu unterscheiden?
      Sollte man denn A … äh Gröfaz nicht auch das „ehemalige“ vorsetzen? 🤔

  2. Krufi 28 Mai, 2024 at 20:49 Antworten

    „Da muss man Konzessionen machen bei Work-Life Balance, Arbeitszeiten, Gehältern und was die Rücksichtnahme auf sexuelle Gepflogenheiten betrifft.“ Nur eine Frage so nebenbei: Gibt es schon Verhandlungen mit einem „evtl. Kriegsgegner“, dass er auch Rücksicht auf die Buntewehr nehmen muss?? Übrigens, als erstes Bundesland führt Hessen zum nächsten Schuljahr Ukrainisch als zweite Fremdsprache ein. Damit ist Ihre Frage, Herr Paetow, „Was sollen die Soldaten lernen?“ wohl beantwortet.

    Macron bekommt einen Friedenspreis. Gratulation! Besser kann man Orwell nicht umsetzen bzw. interpretieren.

    Dass 1.000 Ukrainern die Flüchtlingsunterkunft gekündigt wird, ist doch ein „alter Hut“. Siehe die Spaet-Nachrichten vom 24. Mai.

  3. Franck Royale 28 Mai, 2024 at 23:02 Antworten

    Wenn am Ballermann von Deutschen „Ausländer raus“ gesungen wird, bedeutet das: der Urlaub ist zu Ende, man freut sich auf die Heimreise. In Deutschland hingegen ist das Singen von „Ausländer raus“ Bestandteil der hochgelobten Willkommenskultur: man will die Menschen im “globalen Süden” aufrufen, ihre Länder zu verlassen und ins gelobte Deutschland zu ziehen. Oder was denken die politischen Staatsanwaltschaften?

  4. luxpower 28 Mai, 2024 at 23:10 Antworten

    “dass im vergangenen Jahr 111 Gruppenvergewaltigungen “. Ich dachte immer, bei WO würden nur intelligente Kommentare geschrieben, bis ich dann las, wie ein Leser behauptete, dass bei 111 Vergewaltigungen / Jahr dann es 3 pro Tag seinen. da ist bei mir doch wirklich die Kinnlatte herunter gefallen.

  5. HKCB3044 29 Mai, 2024 at 06:50 Antworten

    Immer wenn das Wort ” Facharbeitermangel ” fällt geht es mir ähnlich wie Kater Moritz, ich muss an unseren ” Arbeitskraftemangel” in der DDR denken. Nur bei den Partei- und anderen Sekretären herrschte bei uns nie ein Mangel. Das dürfte Heute ähnlich sein. Nur waren diese ” Kräfte” für vernünftige Arbeit auch selten zu gebrauchen. Ich hätte auch nicht gedacht, daß dieses Problem im besten Deutschland aller Zeiten noch einmal auftaucht, aber ich hätte so vieles nicht für möglich gehalten was inzwischen Realität geworden ist.

  6. IraSine 29 Mai, 2024 at 11:55 Antworten

    Für mich der Brüller heute: “Aber wenigstens werden die angezeigten Taten ordentlich abgeheftet.” 😂
    Eine Anfrage der AfD (wer sonst stellt solche Fragen?).
    Genau dafür brauchen wir die AfD, für solche Anfragen. Dass man der AfD überfhaupt noch das Recht auf Fragen zugesteht, grenzt für mich schon fast an ein Wunder. Ist das nicht schon Staatsdeligitimierung, wenn man solche ungeheuerlichen Fragen stellt? Ich kann mich übrigens nicht daran erinnern, vor der großen Grenzöffnung im Jahre 2015 jemals etwas von Gruppenvergewaltigungen gehört zu haben.

    “Ausländer raus, Deutschland den Deutschen” würde ich zwar nie über die Lippen bringen (würde ich nicht mal denken), aber wie wär’s mit:
    “Deutschland du miesses Stück Scheiße. Ich konnte mit dir noch nie etwas anfangen!” oder “Deutsche raus, Ausländer rein. Deutschland den Ausländern!” Also dafür müsste man doch eigentlich den Friedenspreis bekommen, der dem Macron gerade aufgedrängt wird oder?

  7. L.Remi 29 Mai, 2024 at 14:15 Antworten

    Unter den Soutanen müffelt’s wohl noch mehr als unter den Talaren, weil 1000 Jahre länger. Jedenfalls halte ich mich von beiden möglichst weit fern.

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