Eine Woche nach Maas

Wie Heiko den Weltkrieg verhinderte

Meghan oder Merkel? Das war heute die Frage, denn angesichts der Kommentare nehmen Deutschlands Leser offensichtlich größeren Anteil an den Launen der amerikanischen TV-Darstellerin, die den depressiven englischen Prinzen Harry geheiratet hat, als an unserer Königin des Tafelweins. Also Meghan oder Merkel? Na gut, dann Maas.

Unsere kleine Geschichte über den deutschen Außenminister beginnt dennoch mit Angela Merkel, die zu Besuch bei Wladimir Putin war. Zu einem Treffen, dem sie „mit großer Aufmerksamkeit“ entgegensah (hat sie wörtlich gesagt!). Zunächst wird sie von einem mit ordentlich Lametta behängten Offizier durchs Petersburger Schlosslabyrinth in den Saal geleitet, wo Wlad auf sie wartet. Die beiden nehmen Platz.

„Unser Außenminister...“, sagt Merkel und zeigt an den Rand des Saals (nicht im Bild).
„Wie bitte?“, fragt Putin.
„Ich wollt dir nur zeigen, da ist unser Außenminister...“
Ach was.

Was soll Putin dazu sagen? Das ist also dein Außenminister? Ich habe ihn mir größer vorgestellt? Oder: Kenn ich – ich folge ihm auf Twitter?

Auf Twitter hinterlässt @HeikoMaas seinen dienstlichen Fingerabdruck und dokumentiert seine weltweite persönliche Beteiligung an Krisenlösungen aller Art für Zeitgenossen und die Nachwelt. Folgen wir ihm ein paar Augenblicke und sehen, wie Heiko etwa „die unmittelbare Kriegsgefahr, die es in den letzten Tagen ganz konkret gegeben hat“, bannen konnte.

Ausgelöst wurde die Kriegsgefahr durch die Ausschaltung eines iranischen Terrorgenerals durch Donald Trump. Bei allem Verständnis für die Aktion („Die US-Militäroperation folgte auf eine Reihe gefährlicher Provokationen Irans“) musste den Amis aber erst einmal ordentlich Bescheid gestoßen werden. Maas: „Es ist durch die Aktion ... nicht einfacher geworden, Spannungen abzubauen. Das habe ich auch @SecPompeo (richtiger Name Mike Pompeo/ US-Außenminister) deutlich gesagt.“

Der Iran schoss dann als Antwort auf die Ausschaltung seines Generals eine ukrainische Linienmaschine ab – 176 Tote. Sofort reagierte der deutsche Außenminister ungewöhnlich scharf:

„Das tragische Unglück von Flug PS752 von Teheran nach Kiew erfüllt uns mit tiefer Trauer.“ (Maas-Getwitter, Mittwoch, 8. Januar)

Diese deutliche Reaktion auf das „tragische Unglück“ führte dazu, dass der Iran einsah: Leugnen hat keinen Zweck. Und die Mullahs gaben zu, die 176 Passagiere getötet zu haben. Na, geht doch! Aber so leicht kommen die Mörder bei Heiko nicht davon!

Wichtig, dass Iran Klarheit über den Flug PS752 geschaffen hat. Teheran sollte in der weiteren Aufarbeitung dieser schrecklichen Katastrophe Vorkehrungen treffen, damit so etwas nicht wieder passieren kann.“ (Maas-Getwitter, Samstag, 11. Januar)

Hier sieht man, dass der Heiko seine Erfahrungen als Justizminister auch im Außenamt sinnvoll einsetzt. Gilt doch nach spezialdemokratischer Rechtsauffassung: Wenn der Mörder sich entschuldigt und sogar an der Aufklärung mithilft, dürfte wegen der sich daraus abzuleitenden guten Sozialprognose eine Bewährungsstrafe ausreichend sein. Erst recht, wenn die Täter einen als heißblütig bekannten Religionshintergrund haben.

Trotzdem verurteilte unser Ausmister noch „den iranischen Raketenangriff auf irakische Militärstützpunkte, auf denen auch Koalitionskräfte stationiert sind. Wir fordern Iran auf, alle Schritte zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation führen könnten“.

Es zeigt sich überdeutlich: Durch solch eine maasvolle Friedensdiplomatie konnte „eine unmittelbare kriegerische Eskalation ... bislang vermieden werden“. Dennoch gibt sich unser Heiko bescheiden. Nicht er allein habe die Welt vor Schlimmerem bewahrt. Nein, alle europäischen Außenminister haben mitgetwittert, denn „als Europäer haben wir nur Einfluss, wenn wir unser Gewicht gemeinsam in die Waagschale werfen“. (Maas-Getwitter, 10. Januar)

Ohne Europa aber (Heiko meint die EU) sieht die Welt verdammt alt aus. Denn „für Deeskalation braucht man diplomatische Kanäle, und die haben vor allem wir Europäer“.

An dieser Stelle schauen wir uns noch einmal das kurze Video vom Beginn unserer Geschichte an. Ist es ein Wunder, dass Putin Merkels Trossknecht nicht zur Kenntnis nimmt?

 

Die verfolgte Unschuld

Mit einem weiteren Maas-Tweet schalten wir um zum nächsten Thema.

„Am ‘Donnerstag der Demokratie‘ (Heikos Erfindung, die sich allerdings noch nicht überall herumgesprochen hat) danke ich allen, die sich kommunalpolitisch für uns einsetzen. Über 40 % haben Hassmails und Einschüchterungen, 8 % haben körperliche Angriffe erlebt. Das sind Fälle für die Justiz. Und: Lasst auch uns ihnen den Rücken stärken!“ (Maas, 8. Januar)

Interessante Statistik. Selber gefälscht? Am lautesten schreien übrigens die Spezialdemokraten. Zuletzt ein Mann, Ex-Richter noch dazu, der Plakate von zugelassenen, konkurrierenden Parteien persönlich entfernt hatte, und sich jetzt mit einer Knarre bewaffnen will, um solche antidemokratischen Störaktionen noch ungestörter durchführen zu können.

Wattene fiese Charakter.

 

4 comments

  1. Armin V. 13 Januar, 2020 at 20:58 Antworten

    Es ist richtig, dass wir vom Iran die Einhaltung der Menschenrechte fordern.

    Aber es gehört auch zur Wahrheit, dass die Bürger dort schon heute weitaus mehr Freiheiten haben als bei unserem bösherzigen Verbündeten Saudi-Arabien.

    Saudi-Arabien: Christen zu Peitschenhieben und Haftstrafen verurteilt.

  2. Emmanuel Precht 14 Januar, 2020 at 00:20 Antworten

    “…konkurrierenden Parteien persönlich entfernt hatte…” dachte ich mir doch, dass da mehr zu wissen ist als das, was die Einordner der Slomka-Medien preisgegeben haben. Interessant war es auch dem aktuellen Hassprediger aus dem Nebelkerzenwerferverein, der seinen Sermon aus Washington ins biedere Wohnzimmer trötet, zu lauschen. Ich nahm allerdings nur Bruchstücke (Trump, Schuld, Krieg, Europa), aber den Tonfall wahr, stand derweil nämlich in der Küche mir mein Billigfleisch (argentisch, superzart und leicht rosa) vom Discouter aufzubraten. Ich blieb stark, ich hab mir den Appetit nicht versauen lassen! Wohlan…

  3. Stefan 14 Januar, 2020 at 07:54 Antworten

    Vielleicht hat Maas auch mit einem persönlichem Erscheinen im Iran gedroht und durch diese Abschreckung die Mullahs zur Entschuldigung genötigt.Der Islam ist bekanntermaasen sehr tolerant,aber das ging selbst dem Regime zuweit.

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