Der Staatsschutz und seine
Nachrichten aus der Provinz

In dunklen Zeiten

Nicht nur in Sachsen und Brandenburg haben unsere Staatsschützer alle Hände voll zu tun. Auch im Homeland NRW und im Hessischen sind Haldenwangs Agenten gefordert.

Dies ist eine wahre Geschichte. Aus Rücksicht auf die... jedenfalls werden keine Namen genannt, außer einem. Los gehts: Nicht unweit von der Autobahn (!) – Sie merken schon, wo hin und her der Wind weht! –, genauer nahe der A2 liegt Holzhausen/Porta Westfalica, und von dort sind aus einer Umkleidekabine des örtlichen Herrenfußballvereins TuS Holzhausen/Porta „rechte Parolen“ gemeldet worden. Sogar „Sieg Heil“ wurde gehört. Obwohl, so beschwört ein verzweifelter Platzwart, „nicht nur Deutsche“ da mitspielen, sondern „es sind mehrere Nationalitäten vertreten, die Spieler sind voll integriert“.

Zur Strafe wird jetzt die erste Mannschaft vom Spielbetrieb der Kreisliga A zurückgezogen. Ist das Strafe genug? Vielleicht sollte die Mannschaft zur Essensausgabe und zum Bettenmachen in den diversen Flüchtlingsunterkünften und Grünen-Büros verurteilt werden. Außerdem könnte man einen Walk of Shame durch die Innenstadt, übertragen vom WDR,  in Betracht ziehen.

Uns irritiert nur ein einziger kleiner Satz in der Berichterstattung, nämlich: „Mittlerweile ermittelt auch der Staatsschutz.“ Wir haben extra noch einmal nachgeschaut, aber der Staatsschutz, wie in der DDR 1 die „Staatssicherheit“, steht in historischer Tradition zur Geheimen Staatspolizei, sprich Gestapo. Und wenn sich jetzt bereits Staatsschützer auf Fußballplätzen wie dem von Holzhausen/Porta Westfalica herumtreiben, dann beschleicht einen das komische Gefühl, wieder einmal seien dunkle Zeiten angebrochen.

Den deutschen Medien wird ganz bang,
wo bleibt denn nur der Haldenwang?

Noch schlimmer ist unsere zweite wahre Geschichte, die sich noch näher an einer Autobahn (! – jetzt geschnallt, gelle), diesmal an der A 45, zutrug, und von der wir nichts bemerkt hätten, wenn nicht das Nachrichtenmagazin Spiegel hier seiner investigativen Pflicht nachgekommen wäre. Höchst vorbildlich, wenn auch ein bisschen spät.

Wir befinden uns nun im Hessischen, es ist Sommer, der 27. Juni – bestimmt der heißeste Juni seit Menschengedenken, aber das lenkt uns hier nur unnötig ab – und am Abend dieses Sommertages wird ein gewisser Stefan Jagsch auf einer Sitzung des Ortsbeirats Altenstadt-Waldsiedlung „mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP zum Ortsvorsteher gewählt“, enthüllt der Spiegel am 7. August, mithin 5 Wochen nach dem Skandal. Und jetzt kommt’s: Dieser Stefan Jagsch ist stellvertretender Vorsitzender der NPD in Hessen – Herr steh’ uns bei! Heiliger Heiko, rette uns!

Für die jüngeren Leser müssen wir das erklären, kennen diese doch solche Fürbitten und Hilferufe nur, wenn irgendwo jemand von der AfD  gewählt wird. Kids, das ist so: Die NPD besteht hauptsächlich aus Agenten des Verfassungsschutzes (sagte das Verfassungsgericht). Die Parteigänger von der AfD hingegen sind tatsächlich deine Nachbarn, Onkels, Tanten, Mütter, Väter, Freunde. (Außerdem klingt das Parteiprogramm der AfD ähnlich wie das der CSU vor 20 Jahren, das der NPD kennen wir nicht.)

Der Herr Jagsch wird als „absolut kollegial und ruhig“ (sagt der CDU-Mann) beschrieben, hätte also eigentlich auch in der AfD sein können (außer, siehe oben). Außerdem kann er dieses Internet, wo man Mails verschicken kann, und „in dieses Vakuum“ stieß der NPD-Mann quasi hinein, verteidigte sich später der Mann von der SPD, der den NPDler auch gewählt hatte.

Nach seiner Enthüllung telefonierte der Spiegel ein wenig herum, um die Empörten und Fassungslosen zu sammeln, die ja völlig ahnungslos waren, und fand einen jungen Mann, „der in der Kirche arbeitet“, und der sagte: „Ich bin komplett fassungslos“. Komplett fassungslos waren dann am Sonntag auch Lars Klingbein, Paul Zimiak und alle anderen Generalsekretäre der Parteien, die der Spiegel angerufen hatte. Die Parteimitglieder der Waldsiedlung wurden sofort an die Kandare genommen, Widerworte (Aber wir hatten doch keinen anderen, „vor allem keinen Jüngeren, der ... Mails verschicken kann.“) wurden im Keime erstickt, und die unglücklicherweise etwas kompliziertere Abwahl des NPD-Mannes eingeleitet.

Auch hier enden wir unsere kleine Geschichte mit dem Staatsschutz. Denn der hatte entweder tief und fest geschlafen, obwohl doch der Name des NPD-Mannes „mehrfach im hessischen Verfassungsschutzbericht auf“taucht. (Spiegel) Oder der NPDler war „einer von uns“, wie man im Amt so sagt, der mal die Stimmung in der Provinz ausloten soll. Hier tut Aufklärung Not, denn noch gilt der erste Bürgersatz: Dem deutschen Seppel ist nicht bang, ihn schützt ja Merkels Haldenwang.
(Thomas Haldenwang der neue Chef vom Verfassungsschutz, der Hans-Georg Maaßen beerbte)

Komische Bild-Zeitung: Keinen Mucks darüber, dass Schiffe vollgepackt mit illegalen schwarzen Migranten täglich an Europas Küsten angelandet werden, aber dann am Sonntag die Geschichte „Das brutale Geschäft der Nigeria-Mafia“ verkaufen wollen? Im Theater gab es mal die Publikumsbeschimpfung, versucht Bild die Publikums-Verhöhnung?

 

5 comments

  1. Teller 9 September, 2019 at 21:15 Antworten

    Soso in Holzhausen nahe der “Aurobahn” A2 ermittelt also die Ge… quatsch der Staatsschutz. Es sind leider keine andere Gründe vorhanden, weshalb die Ge… mann.. der Staatsschutz ermitteln muss.

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