Und jetzt: Geschichte

Russlands Wlad und Baerbocks Waldemar

Können Sie sich vorstellen, verehrte Leser, einem Habeck, einer Baerbock, einem Scholz, einem Merz oder einer Dings-Dingensmann zwei Stunden lang zuzuhören? Wohl kaum. Das letzte Gespräch, bei dem es sich lohnte, eine Stunde dranzubleiben, war das zwischen Sandra Maischberger (tatsächlich!) und Helmut Schmidt.

Mit „Haben wir hier eine Talkshow oder ein seriöses Gespräch“, irritierte Russlands Wlad gleich zu Beginn den amerikanischen Journalisten Tucker Carlson, als der noch nicht ahnen konnte, dass ihm eine ausführliche weltgeschichtliche Reise bevorstand.

Er musste den russischen Präsidenten zurück zum Warägerfürsten Rurik (Achthundertirgendwas) begleiten, zu Wladimir, dem Großen und der orthodoxen Kirche, sie schauten bei Jaroslav, dem Weisen vorbei, bei Dschingis Khan, durchstreiften die Königliche Republik Polen-Litauen und landeten schließlich bei den Sowjets.

Natürlich war Tucker das alles fremd, wie überhaupt im Westen geschichtliche Kenntnisse – selbst die der eigenen Länder – aus der Mode gekommen sind. Entsprechend spotteten unsere Journos über Putins „lange Monologe“.

Auch wir befinden uns auf dieser Seite nicht in einem historischen Seminar, sondern picken uns lediglich einen Teil des zweistündigen Interviews heraus, der mit unserem unmittelbaren Schicksal eng verbunden ist.

„Wer hat Northstream in die Luft geblasen? Wenn Sie wüssten, dass es die CIA oder die Nato waren, warum veröffentlichen Sie das nicht und verbuchen das als Propagandasieg?“

„In der Welt der Propaganda ist es schwer, die USA zu besiegen. Weil die USA alle Medien kontrollieren, und viele in der EU durch ihre Finanzinstitute. Schauen Sie doch selbst, wer Interessen an der Sprengung hatte und die Fähigkeiten dazu. Die ganze Welt weiß, was passiert ist, und selbst amerikanische Analysten sprechen direkt darüber.“

„Die Deutschen wissen sicherlich, dass ihr Partner das gemacht und ihre Wirtschaft zerstört hat, so dass sie sich nie wieder davon erholen werden. Warum schweigen die?“

„Warum sagen die Deutschen nichts und zahlen exorbitante LNG-Preise? Nun, das sind äußerst inkompetente Leute.“ Er klopft auf den Holztisch vor ihm: „Das ist es, was sie im Kopf haben.“

Das Gespräch sahen bisher 120 Millionen Menschen auf der Welt. Sie können es hier sehen.

 

Für Joe Biden gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Er wird für das Herumliegenlassen von Geheimdokumenten (Akten-Affäre) nicht bestraft, weil er nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, oder wie es der zuständige Untersuchungsausschuss charmant formuliert, der amerikanische Präsident sei ein „wohlmeinender, älterer Mann mit einem schlechten Gedächtnis“.

Er heißt Waldemar und hat schwarzes Haar,
Er ist weder stolz noch kühn aber ich liebe ihn

Wohl kein Volk auf der Welt ist von seiner Geschichte dermaßen unbeleckt wie das deutsche. Bei Baerbocks will man erst „Ende der Neunziger“ erfahren haben, dass Annalenas Opa Waldemar Soldat im Zweiten Weltkrieg war. Oder wie Bild grottendämlich formuliert: Opa Baerbock „gestand“: „Ich war bei der Wehrmacht.“

Das war offenbar für die nachgeborenen Baerbocks ein Schock, dabei war der Opa 1939 im besten Soldatenalter, und im Widerstand war er nicht. Ausgerechnet die Promi-Illustrierte Bunte entdeckte nun, dass Waldemar „ein glühender Anhänger des Nationalsozialismus“ gewesen sei.

Seiner Mischpoke hinterließ er angeblich 2016 den Satz: „Was ihr für ein unglaubliches Glück habt, keinen Krieg erleben zu müssen“.

Das war sieben Jahre, bevor Enkelin Annalena den Russen mir nichts dir nichts den Krieg erklärte. Versehentlich.

 

So kommen die jungen Kollegen voran bei der Polizei: Ein älterer Beamter habe sich „rassistisch“ geäußert, und 'das Gesagte' sei einem jüngeren Kollegen 'komplett inakzeptabel' und 'verstörend' erschienen, sodass er sich nach einiger Zeit an den Anti-Rassismusbeauftragten der Landespolizei gewandt habe. Schwupps, da waren sie, die „erheblichen Zweifel an der Verfassungstreue des Polizeibeamten“ (des älteren, nicht des Denunzianten) und den Rest regeln sie über das Beamtengesetz. Was der Polizeibeamte konkret gesagt hat: Schweigen.

 

13 comments

    • Dominik Langer 10 Februar, 2024 at 10:46 Antworten

      Na, wie gut, dass es das Interview ja auch ganz einfach auf der Website vom guten Tucker gibt 😉
      Ein paar seichte Englischkenntnisse vorausgesetzt, macht die Geschichtsstunde mit Onkel Vlad schon Spaß. Ich kann auch nicht bestätigen, dass Carlson keine kritischen Fragen gestellt hätte … jeder soll sich selbst davon ein Bild machen, aber natürlich hat sich der gute Putin hier schön in Szene gesetzt, das ist ja klar. Ein privates Interview in seinem eigenen Land, was genau haben die “Journalisten” hier bei uns erwartet? Man kann das, finde ich, auf zwei Arten sehen: 1. Putin ist paranoid und größenwahnsinnig, 2. Putins Bedenken sind angesichts der Vorkommnisse gerechtfertigt… so oder so sehen sich die Russen als Opfer, ob wirklich berechtigt oder nicht, sei dahingestellt, Fakt ist aber, dass man als “Westen” auch diplomatisch vorzugehen hat, wenn sich das Gegenüber wiederholt vor den Kopf gestoßen fühlt, und nicht zu sagen “Ach, du Dummerchen, wir tun doch nichts.”

  1. Krufi 9 Februar, 2024 at 20:31 Antworten

    Ich habe mir heute bis jetzt nur Zusammenfassungen und Meinungen zum Interview angehört bzw. gelesen (u.a. Sondersendung Roger Köppel von der Weltwoche, zwei Artikel von Thomas Röper auf Anti-Spiegel und ein Video von Thomas Gast (ehemaliger Fremdenlegionär) auf Youtube). Außerdem habe ich mir die Nachrichten von „heute“ im ZDF angetan. Was soll ich als Fazit sagen: die alternativen Medien sind begeistert und der Mainstream spukt Gift und Galle! Das Wochenende wird mit dem Thema bestimmt ausgelastet sein. Übrigens, für mich war kein „Hammer“ dabei, vieles, was in den Zusammenfassungen und Meinungen hervorgehoben wurde, war mir bekannt, da ich auf den Seiten von alternativen Medien und verschiedenen Blogs unterwegs bin.

    Ich wünsche allen ein erholsames Wochenende und ein feucht, fröhliches Faschingstreiben

  2. Rainer Berg 9 Februar, 2024 at 20:31 Antworten

    Ich habe mir das Interview vollständig angesehen und mich beschlich der Eindruck, dass Putins Gedächtnis etwas besser als Bidens zu sein scheint. (dieser Tucker Carlson scheint kein ängstlicher Mensch zu sein, denn zu Hause werden sie ihn vermutlich nicht mit Blumen empfangen)

  3. Krufi 9 Februar, 2024 at 21:19 Antworten

    Ein Bekannter hat mir gerade folgenden Leserkommentar geschickt:
    “Soeben in Washington: Gespräch unter vier Augen: Biden: „Herzlich Willkommen. Helmut Schmidt! Welches Anliegen führt Sie her?“ Scholz: „Ja, wenn ich das wüsste! Es ist mir irgendwie entfallen.“

  4. sascha bader 9 Februar, 2024 at 21:26 Antworten

    Das ist doch übelste russische Propaganda.In deutschen Propagandakanälen wird Scholz von „zufälligen“ Bürgern objektiv befragt,Gez Millionärin Will talkt mit ihrer Freundin Merkel mit knallharten Fragen,bei „jungenMänner“wird nicht weiter gefragt,Nordstream2 ist ein Randthema,“zufällige“Demonstranten werden auf Demos interviewt und Scholz grinst bei der 50 Milliarden Ukrainefrage verschmitzt in die Kamera.Fragen unerwünscht.Wenn jedes Land nur solche Journalisten hätte..usw usw.

  5. frifix 9 Februar, 2024 at 21:51 Antworten

    Über Tucker und Vladimir, da warte ich erstmal ab. Bin sowieso eigentlich immer in der Abwarteposition. Für direkte Diskussionen bin ich völlig untauglich. Ich will immer erst mal ein paar Trainingsrunden im Oberstübchen drehen, bevor ich vorzeitig Blödsinn labere. Und zuvor ein paar weitere kundige Leute hören. Ja, wo sind die denn nur? Lasst doch den Jungen mal nach vorne! Nee, nicht die mit dem Jodeldiplom.
    Damit sind wir nun beim Olaf. Ich habe jetzt unter der Rubrik “Comedies” einen extra Ordner “Scholz aktuell” angelegt und fülle den so allmählich.
    Für Merkel gibt es den auch schon bei mir, sehr ergiebig, Fundgrube total, aber historisch gesehen leider out!
    Beim Bundeskaspar wird es richtig psychologisch. Und da komme ich zu einem zweiten Manko bei mir: Mit Psychologie habe ich nixxx am Hut.
    Aber der Olaf! Das mit den nach unten rauschenden Immobilienpreisen und der Schrumpfung der Bautätigkeit, das hat nixxx zu tun mit Inflation und Energievorschriften und Wärmepumperei, auch, herrje, nix mit Zuwanderung aus fernen Ländern, nein: Es ist ein psychologisches Problem!
    Die Leute liegen auf der Couch und der Doc muß die aufklären, dass Inflation, Gebäudedämmung, Wärmepumpen und Zuwanderung nur geistige Konstrukte sind. Jo, hat er recht, der Olaf! Mal sehen, was die Mieter in meinen Ziegelbunkern dazu sagen, wenn ich die mit ganz sachten Mieterhöhungen konfrontiere und denen empfehle, sich Hilfe auf besagtem Sofa zu holen.
    Harte Realität wird es, wenn ein britischer Comedian zu den E-Autos Stellung nimmt. Der Kerl ist großartig, äußert sich mal erst als Autofan und zieht Bilanz: Ich war ein Frühstarter mit E, aber nun fühle ich mich so richtig betrogen. Und in seiner Rundsicht bescheinigt Mr. Bean der Beziehung zu den Dingern: Die Flitterwochen gehen dem Ende entgegen.
    Aufgabe: Schaut mal selbst nach, was die offizielle britain press davon hält!

  6. Gartenbahner 10 Februar, 2024 at 07:45 Antworten

    Opa ” war an drei Fronten kämpfen. Es gab überall schöne Frauen aber die Summe der Scheisse war überall gleich” Zitat Ende.
    Opa war übrigens auch beim Ami Kriegsgefangener – da hat er nie was erzählt außer das der nicht kämpft- nur bombardiert und dann schaut was noch umzunieten ist . Seltsam der alte Mann hatte immer Recht.
    Er war übrigens stolz auf mich: 3 Jahre Spezi NVA.

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