Wen wählen, und warum?

Söders Bauchgefühl und Chrupallas Einstich

Endlich hat auch die hohe bayerische Politik ihre Stimme wiedergefunden nach dem Zwischenfall in Ingolstadt. Staatsmännisch wie immer Dr. Markus Söder von der CSU: „Gut, dass Tino Chrupalla mittlerweile das Krankenhaus verlassen konnte - weiterhin gute Besserung! Hinweise auf eine Injektion sind äußerst besorgniserregend. Häme verbietet sich. Unsere Demokratie lebt davon, dass wir uns gewaltfrei begegnen, egal wie groß der Widerspruch ist.“

 

Oh, Moment, warten Sie, da ist uns einiges durcheinandergerutscht. Die Besserungswünsche stammen nicht vom bayerischen Ministerpräsidenten, sondern von Cem Özdemir, dem grünen Bundeslandwirtschaftsminister (der wird sich wohl vor dem Parteigericht für die Genesungswünsche verantworten müssen). Söder schickte stattdessen seinen Herrmann vor, der es „infam und hinterfotzig“ findet, wie „die AfD im Landtagswahlkampf versucht, aus den Vorfällen Kapital zu schlagen, ohne die Ermittlungen abzuwarten“.

Mit „Guten Morgen und Grüß Gott aus München“ meldete sich Söder sodann bei der Welt und erklärte all denen, die es noch nicht wussten: „Joachim Herrmann ist kein Heißsporn, Joachim Herrmann ist der Inbegriff an Seriosität.“ Deshalb kann er die Frage „Wem ich mehr vertraue, Herrn Herrmann oder der AfD?“ nur so beantworten: „Natürlich Joachim Herrmann.“

Den bayerischen Ministerpräsidenten beschleicht bei dem ganzen Fall „ein seltsames Bauchgefühl“, viele Leser wohl ebenso, wenn auch ganz anders. Laut Ärztebrief wurde bei Chrupalla „Schwindel mit Übelkeit und Brechreiz sowie Kopfschmerzen mit präkollaptischem Ereignis nach unklaren Intox“ diagnostiziert. Im Entlassungsbrief vom Klinikum Ingolstadt war sowohl von einer „intramuskulären Injektion“ als auch an anderer Stelle von einer „Injektion mit unklarer Substanz“ die Rede, so die Junge Freiheit. Laut der „hervorragenden“ Polizei und Staatsanwaltschaft (Söder) war die toxikologische Untersuchung der Ermittler hingegen unauffällig.

Der „unauffällige Befund“ wird von der Haltungspresse groß gefeiert, aber wenn wir hier auch nicht bei den Medical Detectives sind, erlauben uns doch den Hinweis auf das sogenannte Needle Spiking, das sich bei einer bestimmten Klientel der Clubszene großer Beliebtheit erfreut. Der Deutschlandfunk in einem Bericht: „Eine Frau, die eben noch ausgelassen gefeiert und getanzt hat, fühlt sich plötzlich unwohl, bricht auf der Tanzfläche zusammen. Sie kommt nach einer Weile wieder zu sich – und entdeckt wenig später eine mysteriöse Einstichstelle am Arm.“ „Schon nach relativ kurzer Zeit sind keine Substanzen im Blut des Opfers mehr nachweisbar“ – aber das werden die hervorragenden bayerischen Ermittler ja wohl wissen. Ansonsten: Hier ist der Link.

Das merkwürdige Bauchgefühl des Dr. Markus Söder hängt wohl vor allem mit der Wahl am Sonntag zusammen. Noch immer liegt dem CSU-Chef die Aiwangersche Flugblatt-Affäre schwer im Magen, die zu einigen Stimmen „aus Mitgefühl“ (Söder) führen könnten.

 

Wen wählen, und warum? Mitgefühl ist sicherlich ein honoriger Grund für die Stimmabgabe, die bayerische SPD lebt davon seit Jahren, so wie die dortige FDP. Wohl dem, der bei jedem Gewitter, bei Regen oder Sonnenschein an den Klimawandel denkt, sich über die vielen jungen Burschen, die am Bahnhof herumlungern, freut, für den Strompreise keine Rolle spielen, die Wahl des richtigen Geschlechts aus zahllosen Möglichkeiten hingegen schon. Der wählt in Bayern die Katha und sonst gar nix.

Im Idealfall ist der Wähler mit seinem Personal grundsätzlich zufrieden und bestätigt die Zustände durch entsprechende Stimmabgabe. Ist er es nicht, sollte er seine Stimme als Denkzettel nutzen, so einfach ist das. Dass eine sogenannte strategische Vorgehensweise wenig hilft, beweist die Bundesregierung seit ihrem Amtsantritt. Liberale Politik gabs da nur als Wahlversprechen, danach nicht mehr.

Wir empfehlen, Ihre Stimme nicht „schweren Herzens“ zu vergeben, sondern ausgesprochen heiter, wie etwa Harald Schmidt: „Ich mache immer den Wahlomat. Und dabei kam heraus: 50 % Übereinstimmung Grüne, 50 % AfD. Ich war geschockt: 50 Prozent Grüne! Wenn das rauskommt, bin ich erledigt. Kaum ist man für Waffenlieferungen und Kriegseinsätze wird man in die grüne Ecke gedrängt…“

Was sagt Ihr Wahlomat?

P.S.: So wenig zu Hessen? Vielleicht das: Keine Stimme für die rote Nancy von der SPD, wir brauchen sie schließlich in Berlin! Mögen die Spiele beginnen…

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