Markus Söder

Los Wochos spezial:
Die Söder-Wochen

Gut, dass wir keine echten Probleme haben

Es war wohl doch ein bayerischer Lehrer (Deutsch und Latein), der die Süddeutsche Zeitung mit der Nase in den Dreck stieß, mit dem das Blatt seitdem um sich wirft.

 

Die Investigativos hätten natürlich auch alleine draufkommen können, schließlich ist die Hetzschrift in Dachau dokumentiert und 2018 wurde schon einmal der Versuch unternommen, die Pressbengels zur Veröffentlichung zu bewegen, schließlich war Aiwanger gerade erst in die bayerische Regierung gekommen. Aber vor einer Wahl ist die Wirkung natürlich größer als danach.

Nun aber verlangt das Mediengericht eine Verurteilung des Angeklagten Aiwanger, Mord verjährt schließlich nicht. Es handele sich außerdem „nicht nur um eine Jugendsünde“ des 16- oder 17-jährigen Aiwanger, befindet Welt-Chef Pochardt.

Das politische Milieu reagiert erstaunlich humorvoll auf den Fall. So erwartet ausgerechnet Chef Olaf, der sich nicht einmal an seine Beteiligung bei der Cum-Ex-Affäre vor sechs, sieben Jahren erinnern kann (War’s vielleicht auch sein Bruder, der sich mit den Bänkern traf?), minutiöse Aufklärung der Geschehnisse an einem bayerischen Gymnasium vor 35 Jahren. Und fordert politische Konsequenzen. Genau der Humor, den wir an der SPD so lieben.

Markus Söder nutzt die Gelegenheit, im Landshuter Bierzelt (Wahlkreis vom Aiwanger) eine Adolf-Hitler-Parodie („Ich wärrde in München mal auf den Tisch hauen!“) zum Besten zu geben, was von Parteifreunden, die wohl nicht dabei waren, eilends als manipuliert bezeichnet wurde. Ansonsten gibt Söder den Schuldirektor. Schüler Aiwanger habe 25 Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten, und zwar schriftlich!

Zugleich nutzt Söder die Gelegenheit, seinen Koalitionspartner zu verspotten, wie man es sich von Olaf Scholz gegenüber seiner Bagage mal wünschen würde. Der Aiwanger sei ein „Politiker, der vor Ort große Reden schwinge, in München aber ganz zahm sei, ein politischer Winzling geradezu.“ „Überraschenderweise sind die, die im Zelt daheim recht groß sind, in München relativ klein. Mit jedem Kilometer näher in meine Nähe, werden sie – wie soll ich sagen – freundlicher, geschmeidiger.“

Eine groteske Situation, deren Nutzen sich nicht erschließt. Söder sollte doch froh sein, einen so zahmen Regierungskoalitionär zu haben. Geht er stattdessen mit den Grünen, ist’s mit der bayerischen Herrlichkeit der CSU vorbei und die kann sich gleich Friedrich Merzens CDU anschließen auf dem Weg nach unten.

Zwar sagte Söder, man müsse bedenken, „das ist über 30 Jahre her, und er (Aiwanger) hat sich heute sehr klar davon distanziert“. Also schleicht’s euch! Deckel zu. Basta! Stattdessen menetekelt er: „Es darf jetzt nix mehr dazukommen“, womit er zugleich die Meute, die Blut geleckt hat, weiter anspornt, jeden Stein auf dem Bauernhof der Aiwangers umzudrehen. Wie sagte der SZ-Chef so deutlich? „Auf die Urheberschaft (des Pamphlets) kommt es nicht mehr an.“ Jetzt muss er noch herausfinden, dass der Aiwanger mal einen Schäferhund hatte, der Blondie hieß…

 

Trotz emsiger Vorarbeit der Medien und ihrer Denunzianten, allen voran wieder die munkelnde Süddeutsche, stellt die Berliner Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen Rammstein ein. Es lägen nicht einmal Anzeigen von „betroffenen Frauen“ vor. Also betroffen im Sinne von echten Opfern, nicht gefühlten.

 

Neben dem bayerischen Komödienstadl verblasst die Inszenierung im Meseberger Staats-Theater mit Chef Olaf und seiner Rasselbande ein wenig. Das Stück heißt etwas sperrig „Wir haben eine sehr erfolgreiche Leistungsbilanz“. Beispiele? Selbstbestimmungsgesetz (erledigt), Hinweisgeberschutzgesetz (erledigt), Bürgergelderhöhungsgesetz (erledigt), Wachstumschancengesetz (in Arbeit)...

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