Witzfiguren, die den Staat lächerlich machen

Hannibal ante portas

Die Grablegung der ermordeten 14-jährigen Ece in Illerkirchberg „überschattet einen anstehenden Flüchtlingsgipfel in Baden-Württemberg“, schreibt besorgt die Welt. Da muss Ablenkung her. Hat Polizeiministerin Faeser etwa Generalbundesanwalt Peter Frank in den Keller geschickt, um schnell ein anderes Fass aufzumachen?

Jedenfalls sind die Zeitungen heute voll mit Meldungen über einen „geplanten gewaltsamen Umsturz“ und auch die Staatsfunk-Nachrichten werden dieser Erzählung sehr viel mehr Platz einräumen als der ermordeten Ece. Schon wegen der überregionalen Bedeutung, und weil Polizeiministerin Faeser in den „Abgrund einer terroristischen Bedrohung“ geblickt hat. Außerdem sind Reporter rechtzeitig informiert und in Marsch gesetzt worden, um passende Bilder zu liefern.

Gewaltsamer Umsturz? Welcher Hannibal stand denn da ante portas?

Heinrich XIII. Prinz Reuß heißt der gefährliche 71-jährige Mann, der statt mit Elefanten mit einer ehemaligen, auch nicht mehr ganz jungen Richterin aus Berlin, einem aktiven Bundeswehrsoldaten und einem suspendierten Polizisten aus der „Corona-Leugner“-Szene auf Berlin vorrückte, und „offenbar mit Waffen in den Reichstag eindringen“ wollte (Welt).

Nun rückten sie nicht wirklich auf Berlin vor, sondern wurden in ihren Behausungen „in elf Bundesländern, sowie im österreichischen Kitzbühel und in der italienischen Stadt Perugia“ von insgesamt 3.000 Polizisten verhaftet, weil sie, laut Spiegel, „wohl einen Staatsstreich planten“. „Wohl“ heißt in diesem Fall: womöglich, eventuell, vielleicht, Wer weiß denn sowas?

Den Fabius Maximus gibt in unserem leicht schrägen* Hannibal-Vergleich Generalbundesanwalt Peter Frank. Der hat einen baden-württembergischen Migrations-Hintergrund und lange in München juristiert, aber, und so schließt sich der spezialdemokratische Kreis, er wurde von Heiko Maas, SPD, als Generalbundesanwalt vorgeschlagen. Nun schlug seine große Stunde.

Der Feind wollte eine „neue deutsche Armee“ aufbauen, so der Generalbundesanwalt, dem „militärischen Arm“ der Gruppe gehörten auch ehemalige Bundeswehrsoldaten an. In den Waffenlagern der Umstürzler wurden beschlagnahmt: eine anscheinend genehmigte scharfe Schusswaffe, Schreckschusswaffen, Prepper-Vorräte und Tausende Euro Bargeld.

Weitere Reizworte für die eifrige Journaille: „Reichsbürger“, „AfD“, „Corona-Leugner“, „QAnon“,  „Telegram-Kanäle“ und eine „russische Unterstützerin“ namens Vitalia B. Das kannst du nicht erfinden!

Dennoch scheinen viele Leser der Welt den Ernst der Lage nicht glauben zu wollen, deshalb wendet sich der Chefredakteur Welt-Digital persönlich an die mehr als 2.000 Kommentatoren:

„Hier zu insinuieren, diese Razzia wäre ein Manöver, um das öffentliche Interesse von der furchtbaren Bluttat von Illerkirchberg abzulenken, geht fehl. Glauben Sie wirklich, so eine groß angelegte Razzia lässt sich binnen zweier Tage aufstellen?“

Mit seinem Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Behörden hat der Mann sicherlich recht, siehe Ahrtal-Katastrophe. Aber, Gevatter, haben Sie denn nicht auf der eigenen Website von den langandauernden „Abhörmaßnahmen und Observationen“ gelesen? Greifkommandos auf den Weg zu schicken und ein paar Telefonate an die Presse, dürften nun nicht so lange dauern.

 

(*schräg, weil: Es heißt „Hannibal ad Portas“, denn der Katharger stand ebensowenig direkt vor Rom wie die Reichsbürger vor Berlin. „Ante Portas“ war schon früh ein Propagandabegriff vom schlauen Cicero. Außerdem ist Peter Frank natürlich nicht mit Fabius Maximus zu vergleichen.)

 

Apropos Behörden und politische Führung. In Baden-Württemberg wird um die Mittagszeit der Strom knapp. Deshalb gibt es da jetzt eine hypermoderne App, die anzeigt, wann die Bürger Strom sparen, und wann sie die Lichter leuchten lassen können. Schließlich sind „wir alle gefragt“, wenn die Herrschaften was verbaselt haben.

 

„Was hat Baerbock gegen Bismarck?“, fragt quizartig die Bild-Zeitung, nachdem die grüne Bilderstürmerin einen nach dem alten Bundes- und Reichs-Kanzler benannten Sitzungssaal im Außenamt in „Saal der deutschen Einheit“ umbenannt hat. Wir nehmen Antwort „B“: Gar nichts, sie kennt den überhaupt nicht.

 

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