Ruhe vor dem Sturm?

Säbelrasseln in London, die andere Sicht in den USA. Plus: Pflichtprogramm Corona

Wenn es um internationales Kriegstreiben geht, lohnt immer ein Blick in die englische Presse. Albion geht mit einer ganz anderen inneren Einstellung an eine solche Sache heran.

Nehmen wir nur mal Ben Wallace, Verteidigungsminister Ihrer Majestät, den man wohl als ein ganz anderes Kaliber als unsere Frau Lambrecht, SPD, bezeichnen darf. „Das Vereinigte Königreich hat schon früheren russischen Führern in den Allerwertesten getreten“, tönte Big Ben vor seinen Truppen, die er wohl ein wenig aufmuntern wollte, „und es kann das jederzeit wieder tun“. Große Worte, obwohl Britannien da realiter doch recht wenig vorzuweisen hat.

Chef Boris Johnson rief den Notstand („State of emergency“) aus und will den russischen Banken und Oligarchen, die nicht nur die englische Fußballliga in Besitz nahmen, ans große Geld. Nur bei Roman Abramowitsch, da weiß er es noch nicht so genau. Die Presse bereitet unterdessen die „Heimatfront“ auf drastische Preiserhöhungen bei Gas und Öl vor.

 

So schnell geht’s: Laut einer Bild-Umfrage sind 47 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Wladimir Putin (69) der gefährlichste Politiker des 21. Jahrhunderts ist. Nur 47%? Da muss pressemäßig noch nachgearbeitet werden! Andererseits kann sich der Donald Trump freuen, wie vergesslich „die Deutschen“ sind.

 

Die Tucker Carlson Show

Aus den USA erfahren Sie, verehrte Leser, in Ihrem Qualitätsstaatsfunk selten mehr als eine Sicht auf die Dinge. Deshalb schalten wir schnell rüber zu Tucker Carlson, Moderatoren-Star bei Fox News.

Tucker Carlson von Fox News (sowas gibt’s bei uns nicht, weder einen Carlson, noch ein Fox News) gibt den US-Spezialdemokraten ordentlich Zunder in der Ukraine-Causa: „Seit dem Tag, an dem Donald Trump Präsident wurde, haben Ihnen die Demokraten erzählt“, so Carlson zu seinen fast sechs Millionen Zuschauern, „es sei eine patriotische Pflicht, Wladimir Putin zu hassen. Es war kein Vorschlag, es war eine Verpflichtung. Putin nicht zu hassen, wurde wie Hochverrat behandelt.“

Carlson stößt übel auf, dass Joe Biden eng verstrickt mit ukrainischen Oligarchen sei und deshalb alle Amerikaner seinen Hass auf Putin unterstützen sollten. Der Hass bei Biden und seiner Vize-Frau Kamala Harris sei so groß, dass sie dafür amerikanische Leben aufs Spiel setzen wollten. Für Carlson ist klar, dass das US-Establishment Putin als Sündenbock für eigenes Versagen manifestiert hat.

Carlson fragt: „Hat Putin mich je einen Rassisten genannt? Hat er gedroht mir meinen Job zu nehmen, weil ich nicht seiner Meinung bin? Hat er jeden Mittelklassejob in meiner Stadt nach Russland verlagert? Hat er eine Pandemie fabriziert, die mein Geschäft ruiniert und mich zwei Jahre lang einsperrte? Bringt er meinen Kindern in der Schule bei, Rassendiskriminierung gut zu finden? Produziert er Fentanyl? Will er das Christentum verdrängen? Isst er Hunde? Das sind faire Fragen und die Antwort ist in jedem Fall: Nein! Wladimir Putin tat nichts von alledem.“

 

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Auch bei uns kommt für Rot, vor allem aber Grün der Putin zur rechten Zeit, lenkt er doch prima vom Zusammenbruch der „Energiewende“-Schimäre und weiteren Unfähigkeiten ab. Energie wird teurer? Putins Schuld. Inflation? Putin. Haushaltslücke? Putins Schuld.

 

Ach, haben Sie mitbekommen, dass sich nun auch in den USA 1.000 Trucker auf den Weg nach Washington machen. Von Kalifornien bis in die Hauptstadt zieht die Karawane, um die Regierung aufzufordern, ihre unsinnigen Pandemie-Maßnahmen zu stoppen, die der alte Joe gerade erst verlängert hat.

Rotgrünes Politik-Risiko im Äußeren wie im Inneren. Das Material für die mit Inbrunst betriebenen Klimaschutzmaßnahmen brennt offensichtlich besonders gut, wie ein Brand in Essen deutlich machte. Ein nach aktuellen klimapolitischen Vorgaben errichteter Wohnkomplex (39 Wohnungen) brannte völlig aus.

Bayerns Markus Söder geht langsam die Düse. Wegen der „Schicksalswahl“ (Söder) in seinem Bundesland im Herbst nächsten Jahres hat er sein Kabinett umgebaut. Der wird dies, die wird das – alles mehr oder weniger uninteressant. Entscheidend für den Markus ist nur, dass seine Neuen in ihren Landkreisen beliebt sind, da bröckelt’s gewaltig.

Unter Merkel setzten unsere Hobby-Virologen im Bundestag noch voll und ganz auf sogenannte Modellierer, die mit roten Zahlen den Corona-Teufel an die Wand malten, der dann aber doch nie kam. Inzwischen sind die Modellierer etwas aus der Mode gekommen, was die aber trotzdem nicht vom Modellieren abhält. Nun hat eine Modellbauergruppe der TU Berlin wegen der Omikron-Untervariante BA.2 einen erneuten Anstieg der Infektionszahlen vorhergesagt. Karl, übernehmen Sie!

 

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