Gerade erst hatte Olaf, der Erste, angekündigt, die „deutsche Außenpolitik zur Chefsache zu machen und aus dem Kanzleramt zu steuern“, und zudem bekannt gegeben, dass ihn seine ersten Auslandsreisen nach Paris und Brüssel führen sollen, da grüßte Annalena bereits im Abendprogramm des deutschen Fernsehens mit schönen Bildern von der Seine.
Auf dem Weg vom französischen Außenministerium am Quai d’Orsay zum Gare du Nord, dem Thalys-Bahnhof, lässt die 40-Jährige ihre Fahrzeugkolonne kurz auf einer Seine-Brücke halten, um Fotos (für ihre Töchter) mit dem Eiffelturm im Hintergrund machen zu lassen. Dann noch ein kleiner Umweg am Louvre vorbei, und am Bahnhof bleibt sie bei zwei Klavierspielern stehen, berichtet detailliert die Welt.
Zuvor hatte Annalena den Franzosen von der Atomenergie abgeraten, Putin gedroht und auch sonst alles gesagt, was eine Grüne Weltenlenkerin so zu sagen hat, aber der französische Kollege wird vor allem das gerne gehört haben: „Was gibt es schöneres, als für eine Außenministerin am ersten Morgen im neuen Amt in Paris zu sein.“ Für eine französische Außenministerin trifft das in jedem Fall zu.
Es geht nur um Fernsehbilder bei der Außenpolitik eines nicht mal mittelmächtigen Landes mit Rumpfarmee (und Damenwahl). Hans-Dietrich Genscher hielt mit dieser Erkenntnis einst seine FDP jahrzehntelang als eine Art Mr. Tagesschau, winkend von den Flughäfen der Welt, in Ämtern und Würden, bis Nachfolger Westerwelle von Merkel, die den Trick durchschaut hatte, ausgebremst wurde: Kaum hatte der Guido angekündigt, irgendwo hinzureisen, flitzte Merkel sofort zum selben Ziel und die Staatsfunkredaktionen ließen seinen Nachfolge-Besuch dann nur noch unter ‘ferner flogen’ ins Programm. Heiko Maas reiste zwar wie Corona um den Globus, wichtige Termine aber hatte die Alt-Kanzlerin längst requiriert. Hat Merkel, den Polit-Damen mehr zugetan als den Herren (außer Obama), Annalena einen Tipp gegeben?
Der Vollständigkeit halber: In Brüssel war Annalena auch am ersten Tag, und jetzt sind die Polen dran. Olaf ist dann überall die Numero Due. Die Spiele sind eröffnet.
Dreifach oder gar nicht
Mindestens ebenso gut gelaunt wie Annalena Baerbock ist unser neuer Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Der kündigte gleich mal eine Impfstoff-Inventur an, weil die Vorgänger-Truppe offenbar nicht wusste, was wo lagert und welche Haltbarkeitsdaten abgelaufen sind, und wie es mit den Lieferungen für Januar aussieht. Bei der Inventur nimmt er Generalmajor Breuer mit, um der Bagage Beine zu machen.
Ein Großteil der bisher mit Omikron infizierten Europäer hat zwar nur einen „leichten“ Krankheitsverlauf, behauptet die EU-Behörde EMA ohne Rücksprache mit unserem Karl, aber unser hiesiges Panikorchester spielt trotzdem munter weiter. „Nach aktuellem Forschungsstand“ legt Karl nun fest, ist „die Impfung nur dann abgeschlossen, wenn man dreimal geimpft wurde“ – was aber die vielen Doppelt-Geimpften nicht erschüttern kann, dann boostern sie jetzt eben. Wie schon Descartes sagte: Cogito ergo sum (Ich boostere, also bin ich.)
Der arme Herr Lindner
Schön in der Tinte sitzt Christian Lindner von der Lindnerpartei. Während alle rotgrünen Ministerkollegen trotz Corona fröhlich ihre Geschäfte aufnehmen und Freunde und Bekannte fördern, fehlen ihm bereits am ersten Tag, laut Bild, 14,9 Milliarden in der Kasse. Wegen Corona. Beziehungsweise wegen des Kurzarbeitergeldes, das viele Großkonzerne auch gerne nutzen, um im Rahmen der Großen Transformation so langsam die Belegschaften herunterzufahren. Verbrenner werden in Asien gefertigt und auch andere Branchen verlegen Forschungszentren in weniger grüne Gefilde.
Da ist der Twittergruß „Glückwunsch an GoeringEckardt zur Wahl als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags. Auf gute Zusammenarbeit! CL“ als Hauptmeldung seines Tages schon fast ein wenig traurig. Viel Zeit bleibt Lindner nicht, um zu erkennen, dass es zwar National-Sozialisten und Internationalsozialisten in der Geschichte gab und gibt, aber Liberalsozialisten wären ein Widerspruch in sich.
Große Empörung wegen eines Videos aus dem sächsischen Pirna, wo ein Polizist einem Gegner der Corona-Politik sagt „Sie sind ein indirekter Mörder, weil Sie hier andere Leute anstecken.“ „Sie haben jegliche Menschlichkeit verloren“, fährt der Beamte fort, „Sie sind kein Mensch mehr“.
Das klingt jetzt vielleicht ein wenig hart, aber irgendwo muss der Beamte diese Auffassung ja herhaben. Polizei-Schulung gegen Andersdenkende? Elternhaus? Parteigenosse (der zuständige Innenminister ist ein gewisser Wöllner von der linken Kretschmer-CDU)?
Die Polizeibehörde findet jedenfalls, die Entmenschlichung von politisch Andersdenkenden gilt „grundsätzlich als persönliche Meinungsäußerung“, solange der Beamte den behördlich genehmen Parteien angehört oder nahesteht. Und dass der beamtete Spreader keine Maske trug – schließlich schleudern Geboosterte wie Nicht-Geimpfte das Virus gleichermaßen umher?
Ach Gottchen, ja, das „wird mit dem Beamten ausgewertet“. Die grundsätzliche Einstellung („Sie sind kein Mensch mehr“) muss in Kretschmers Sachsen wohl schon Staatsraison sein.
Morgen vielleicht: Was wir von Dr. Karl Lauterbach lernen können – gesundheitlich: Mit jedem Tag ein paar Schlückchen Wein, einseitigem Essen und ohne Yoga.