Merz und Kühnert als ziemlich beste Freunde

Bei Maischberger

Kühnert und Merz zeigten bei Maischberger, wie Profis wunderbar aneinander vorbeireden können, ohne irgendetwas zu sagen. Was aber wenigstens klar machte, dass es völlig egal ist, wer nun auf dem Merkel-Thrönchen sitzt.

Natürlich wünschen öffentlich-rechtlicher Rotfunk und Grünfunk der Regierung Scholz alles Gute; sie haben ja auch genug dafür getan, dass es die überhaupt gibt. Maischberger findet sogar, die Regierung sei „in gewisser Weise vom Volk gewählt“, was stimmen würde, wenn alle drei Kleinparteien als derselbe Summs aufgefasst werden. Stefan Aust, der für ÖRR-Verhältnisse extrem ausgewogene Welt-Herausgeber, brachte immer wieder eine Amtszeitbegrenzung für Scholz zur Sprache, obwohl der gerade erst angefangen hat, und wenn auch die zwei anderen „Journalisten“ (Oliver Kalkofe, ZDF, Kristina Dunz, RND) sich besonders über Karl Lauterbach als Pandemieminister freuen, will Aust keine Expertise abgeben: „Geeignet? Kann ich nicht beurteilen.“ Aber bei Nancy Faeser, da waren sich alle einig, die ist eine besonders gute Wahl.

Vielleicht hatte Sandra Maischberger ihrer Redaktion den ganzen Tag frei gegeben, denn dass es bereits am ersten Tag in der Koalition ordentlich krachte, hat offenbar niemand im Team mitbekommen. Jedenfalls waren Olaf Scholzens Anspruch, dass die deutsche Außenpolitik „insbesondere im Kanzleramt“ gesteuert werde, und die wütende Replik des Grünen Nouripour darauf, „das Auswärtige Amt so herabzusetzen“, bei Maischberger kein Thema. Dafür aber Cem Özdemir, der seine Ernennungsurkunde mit dem Fahrrad abholte. Waren die zwei dicken Limousinen mit Blaulicht, die noch im Bild zu sehen waren, von seinem Begleitkommando oder Ministerkollegen? Das ließ sich auf die Schnelle nicht eruieren.

Kevin Kühnert und Friedrich Merz zeigten dann eine gefühlte Stunde lang, wie Profis wunderbar aneinander vorbeireden können, ohne irgendetwas zu sagen. Was aber wenigstens auch klar machte, dass es völlig egal ist, ob nun Scholz oder Laschet auf dem Merkel-Thrönchen sitzen. Am „Koalitionsvertrag fehlen noch die Preisschilder“, „49 Jusos unter Kühnerts Führung werden gebraucht bei jeder Abstimmung, und noch ist jeder SPD-Kanzler an seiner eigenen Partei gescheitert“, waren die schärfsten Schüsse aus Merzens Hüfte. Merz ist dafür aber schwer beeindruckt, dass der Wechsel der Regierung von einer linken CDU zu einer linken SPD so reibungslos vonstatten ging – so was macht uns keiner nach.

Ein Spruch noch von Kevin Kühnert, dem Verkünder der Transformationsgesellschaft, in der kaum noch jemand 50 Jahre in derselben Firma arbeiten wird und deshalb Umschulungen angeboten bekommt. Wir haben 1,1 Millionen Sozialwohnungen, bauen jetzt 100.000 dazu, haben aber 6 Millionen Berechtigte: „Das ist ein Erfolg der SPD.“ Kannste nicht erfinden.

Atlantikbrücken-Merz ließ dann noch wissen, dass er in der Außenpolitik China und Russland gegenüber mehr bei den Grünen, sprich Annalena Baerbock, steht als bei der SPD. Bei Corona waren wir dann kurz weggenickt, als Merz sagte, „auf Drängen der FDP“ sei irgendwas zustande gekommen, aber wir wissen nicht mehr was. Jedenfalls findet Merz, die Regierung solle die harten Maßnahmen mal alleine beschließen und nicht die Abgeordneten zur Gewissensentscheidung drängen. Aber so blöd sind die nicht.

Der Satz, der eigentlich alles über Friedrich Merz aus Brilon im Hochsauerlandkreis aussagt: „Merkel übergibt das Land in einem guten Zustand“, so der Bauprüfer Merz, der noch im Mai eine völlig andere Expertise zu demselben Land abgegeben hatte, nämlich es gebe „Renovierungsbedarf auf fast allen Etagen“. Der diplomatische Aust befand zu Dr. Angela Merkel, mit ihr seien wir wenigstens nicht „in die ganz große Krise geraten“, sie „hat halt nur viele falsche Entscheidungen getroffen“. Für eine allgemeine Impfpflicht ist Aust übrigens nicht, erst recht, wo Leute, die sich impfen lassen wollen, nicht können, weil Impfstoffe fehlen. Außerdem durchschaut er die stets neuen Regularien als Tricks der Regierenden, um vom „eigenen Scheitern abzulenken“.

Professor Jonas Schmidt-Chanasit (Virologe) gab sein bestes, wunschgemäß zu antworten auf so horizontlose Fragen wie „Wann ist es mit Corona vorbei?“, wo Maischberger noch hinzufügt: „Wahrscheinlich dürfen Sie das nicht sagen.“ Dann wirft sie ein, eine von zwei Gründerinnen von Biontech habe „noch schneller boostern“ gefordert – alles andere wäre ja wohl kaum im Sinne der Firma an der Goldgrube in Mainz. Außerdem gibt es eh nur eine Gründerin, die andere ist ihr Mann.

Wir wollen den Epidemiologen ja hier nicht in eine Zwickmühle bringen, wie schnell ist Mann weg vom Fenster, aber wir haben doch behalten, dass Corona ein „saisonales Virus“ ist, die „Impfung nicht mehr so gut funktioniert“, die guten alten AHA-Regeln durchaus Schutz bieten, und die FFP2-Masken im Gesicht von Laien eher nicht so…, „…man fühlt sich aber gleich besser“, warf Maischberger ein.

Natürlich ruft Schmidt-Chanasit auch zum Impfen auf – das wäre ja was, wenn nicht! Aber am sichersten sei, wenn wir den Professor richtig verstanden haben, wenn konsequent die 1G-Regel gelte: getestet. Das macht sogar für uns Laien Sinn, aber wer soll das bezahlen?

Gute Nacht.

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