Deutsche Tugenden

In Politik und auf’m Platz

„Uns fehlen die deutschen Tugenden“, zürnte der große Sportphilosoph Rudi Völler nach dem gestrigen Fußballspiel der „Mannschaft“, und zu solchen Tugenden zählt Rudi aus eigener Lebenserfahrung etwa den unbedingten Willen „dem Gegner wehzutun“.

 

Auch mancher Balltreter sieht in speziell deutschen Wesenszügen die einzige Möglichkeit für die Mannschaft der fußballerischen Bedeutungslosigkeit zu entkommen. „Was kommen muss, sind diese klassischen deutschen Tugenden“, spricht Mats Hummels offen und ohne Furcht vor Repressalien des Innenministeriums aus und Kollege Füllkrug weiß sogar genau, was darunter zu verstehen ist: „Wir müssen unseren Mann stehen, Brust raus und marschieren, marschieren, marschieren.“

Nix mehr mit Regenbogen-Armbändchen, Hand vorm Mund vor Spielanpfiff, Solidaritätsbekundungen mit diesen und jenen, und das kurz bevor die große Nancy-Faeser-Abschiedsshow (Fußball-Europameisterschaft) im nächsten Jahr im von allen Tugenden befreiten Allemannda über die Bühne gehen soll?

Offenbar schlummert im tiefen Inneren der deutschen Seele noch eine schwache Erinnerung an das, was mal Preußens Dasein bestimmte und 1871 auf andere Stämme übertragen wurde: „Beständigkeit und Zuverlässigkeit, Treue und Ehrlichkeit, Mut und Tapferkeit, Gehorsam und Selbstdisziplin, Fleiß“ (Deutschlandfunk). Die Bundesregierung hat zuletzt noch zwei Punkte hinzugefügt. „Kriegstüchtigkeit“ (SPD-Pistorius) und „Sorgfalt“ (SPD-Scholz) sollen die Große Transformation sichern, die mit Schlendrian, Gaunerei und Friedensliebe wohl nicht zu bewerkstelligen ist.

 

Das zumindest haben die Herrschaften inzwischen schriftlich, weshalb sie die „Sorgfalt“ (große Achtsamkeit und Genauigkeit), ohne die keine Brücke gebaut, kein Zug aufs Gleis gesetzt und keine Heizung geplant werden kann, gleich in den Verfassungsrang gehoben haben. Mit der „verfassungsrechtlich gebotenen Sorgfalt“, so ausgerechnet die Grünen, Roten und Gelben, wolle man nun versuchen einen Staats-Haushalt zu organisieren.

Natürlich ist auch das wieder eine Sprachgaunerei wie das „gute Kita-Gesetz“, das „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ oder die „Solidaritätsabgabe“, mit der die Bürgenden über Freiheitsverlust und Steuererhöhungen hinweggetäuscht werden sollen. Schon will die Welt aus Regierungskreisen vernommen haben, dass als nächstes eine „außergewöhnliche Notsituation“ ausgerufen und die Schuldenbremse ausgesetzt werden soll.

 

Ein anderes Überbleibsel aus Preußens Gloria ist die Verleihung von Verdienstkreuzen, mit der seinerzeit allerdings noch gegeizt wurde. Inzwischen ist man bei der Beurteilung, was ein solcher auszeichnungswürdiger „Verdienst“ sein könnte, fortschrittlicher. Offenbar „verdient“ ein Ministerpräsident bei uns so wenig, dass hier ein entsprechender Ausgleich notwendig erscheint. Deshalb überreicht unsere Genosse Präsident Frank-Walter am kommenden Wochenende einen Qualitätsorden aus dem Hause Steinhauer und Lück, Lüdenscheid, an die Genossen Malu Dreyer (Monatsgrundgehalt € 14.994,61), Winfried Kretschmann (€ 16.489,20), Dietmar Woidke (€ 14.792,62), Stephan Weil (€ 16.691,50) und Bodo Ramelow (€ 16.102,46) sowie an den Blockparteiler Reiner Haseloff € (14.635,17) und den Rentner Horst Seehofer, CSU. Sie leben hoch! Hoch! Hoch!

 

Mit Mitgliederbefragungen hatte zuletzt die SPD traurige Erfahrungen machen müssen, als das Votum der Genossen einen Rentner und eine Paketbotin zu Parteichefs machten. Jetzt steht der FDP ein ähnliches Debakel ins Haus, denn die Parteistuten sehen vor, dass wenn genügend Unterschriften zur Unterstützung eines Antrags vorliegen, alle eingetragenen Liberalen darüber abstimmen müssen. Nun steht die Frage an: „Soll die FDP die Koalition mit SPD und Grünen als Teil der Bundesregierung beenden?“

Ganz so dumm wie die Genossen sind die Liberalen allerdings nicht. Denn die Parteiführung ist nicht an das Ergebnis der Mitgliederbefragung gebunden.

 

Übrigens. Der Einzige, der sich an Rudi Völlers Forderung, „dem Gegner wehzutun“ gehalten hat, war der Essener Leroy Sané, der mit einer Roten Karte vom Platz flog. Wenn Sie es verpasst haben sollten, wollen wir Ihnen das Ergebnis nicht vorenthalten: 2:0 für Deutschland durch Sabitzer und Baumgartner. Weil’s so schön war noch mal ein verschollen geglaubter Spielbericht aus dem Jahre 1978, das 5:0 aus Cordoba

Leave a reply

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .

Wird häufig gelesen

Consent-Management-Plattform von Real Cookie Banner