Kafka in Frankfurt

Der LĂŒbcke-Prozess

Aber ja, aber nein, aber ja. Aber was? „Ich habe geschossen.“ Wie jetzt? „Was wir getan haben, war falsch.“ Wir? Also war der Mitangeklagte  H. dabei? Das erfahren Sie, verehrte Leser im nĂ€chsten Kapitel von „Der Prozess“. Oder auch nicht.

Ein surreales StĂŒck, in dem der Vorsitzende Richter dem Angeklagten am ersten Verhandlungstag dringend riet: „Hören Sie nicht auf Ihre Verteidiger, hören Sie auf mich.“ Ein „von Reue getragenes GestĂ€ndnis“ zahle sich perspektivisch immer aus. „Nutzen Sie Ihre beste Chance, vielleicht ist es auch Ihre einzige.“

Bullshit, Euer Ehren! In einem Verfahren wegen Mordes aus niedrigen BeweggrĂŒnden fĂŒhrt jedes GestĂ€ndnis, ob mit oder ohne Reue, zwangslĂ€ufig zur lebenslangen Freiheitsstrafe, sofern nicht strafrahmensenkende psychische Störungen vorliegen. (Das wissen wir von Thomas Fischer, frĂŒherer Vorsitzender Richter des 2. Strafsenats des Bundesgerichtshofs, jetzt Spiegel-Kolumnist*)

Aus der Bild erfahren wir, dass der Vater des Angeklagten strammer SPD-WĂ€hler war und daheim die Familie terrorisierte. Krawallvater mit SPD-Hintergrund? FĂŒhrt das nicht zu strafrahmensenkenden psychischen Störungen?

Der bisherige Prozessverlauf ist gekennzeichnet von unterwĂŒrfigen Strafverteidigern, von denen einer auf Druck des Richters geschasst wurde, der andere, Mustafa K., wohl keine große Hilfe fĂŒr den Angeklagten ist. Egal, das Urteil steht lange fest, und die linke Presse feierte den Vorsitzenden Richter bereits frĂŒh mit einem SprachgemĂ€lde, wie man es aus WerkstĂ€tten fernöstlicher Kitschkunst kennt:

Weiße Haare und weißer Bart bezeugen Altersweisheit, aber der 64-JĂ€hrige ist körperlich noch bestens beisammen und macht den Eindruck, als könne er mĂŒhelos zwei KĂ€sten Bier auf einmal in den Keller schleppen. Die Brille verleiht dem Richter eine vermeintlich intellektuelle TiefenschĂ€rfe. (Die linke Frankfurter Rundschau)

Ist nun alles schon vorbei? Erfahren wir nichts mehr zum SanitÀter, der in der Tatnacht erste Hilfe leistete und von der Polizei festgenommen worden war? Nichts mehr von unserem Lieblings-Geheimagenten Temme, der schon beim NSU-Prozess durch die Akten lungerte und nun in der Kasseler Ecke herumschlich?

Wer weiß. Der geschasste Pflichtverteidiger legte inzwischen Beschwerde gegen seine Abberufung beim BGH ein.

*Wir lernten Fischer ĂŒbrigens anlĂ€sslich einer Talkshow kennen, als er bei Verbrechensopfern und Polizeibeamten die Grenzen der gegenĂŒber Subalternen angebrachten Unhöflichkeit um einiges ĂŒberschritt. Dieses Fischer-StĂŒck können wir hingegen rundum empfehlen.

 

Kafka in Ulm...
Und da sind sie wieder, die „MĂ€nner“. Obwohl polizeibekannt verprĂŒgelten zwei Afghanen (einer Kampfsportler) drei Polizisten, zwei von ihnen sind vorlĂ€ufig nicht mehr dienstfĂ€hig. Gut, dass Polizeihunde dabei waren, sonst hĂ€tten unsere wackeren OrdnungshĂŒter die Ganoven nicht festnehmen können. Andererseits aber auch egal: Die Verbrecher kamen schnell wieder frei.

... und Leipzig
Ein Syrer, 16, tritt (natĂŒrlich aus einer Gruppe heraus) einer Fahrkartenkontrolleurin mit voller Wucht gegen den Kopf. Bundespolizei-Sprecher Jens Damrau: „Es lag kein Haftgrund vor.“ Was kontrolliert die Frau auch die Fahrkarten!

Kafka im TV
Da war doch was in Beirut, das womöglich eine ĂŒberregionale Bedeutung haben könnte, haben sie auch bei der Staatsfunk-Tagesschau gemerkt. Ganz sicher sind sie sich aber nicht:
„Über Social Media haben wir schnell reagiert und ausfĂŒhrlich berichtet, aber hĂ€tten wir dieses Ereignis nicht auch im klassischen Fernsehen besser abbilden mĂŒssen?“ Nein, natĂŒrlich nicht. Erstens habt ihr Corona und zweitens Trump und Johnson, das ist Stoff genug.

Wovor Frank-Walter im Schloss Angst hat...
Wenn Sie, verehrte Leser, sich mal eine Demo anschauen wollen ohne SPD, SED, GrĂŒne, DGB, Kirche, Antifa, kurz, ohne all die roten Nassauer (laut Duden faule Personen, die vom Geld, von der Arbeit anderer leben), dann wĂŒnschen wir viel Spaß. Die Kamera nimmt den ganzen Corona-Zug ĂŒber knapp zwei Stunden von derselben Stelle auf. Ganz nebenbei können Sie ja mal zĂ€hlen, wie viele da teilgenommen haben (ab 200.000 wird’s allerdings ermĂŒdend).

 

4 comments

  1. Ben Sauber 5 August, 2020 at 20:10 Antworten

    “Die Brille verleiht dem Richter eine vermeintlich intellektuelle TiefenschĂ€rfe.”
    Eine vermeintlich intellektuelle TiefenschÀrfe kann man guten Gewissens auch der FR bescheinigen.

  2. Krufi 5 August, 2020 at 20:59 Antworten

    Wer keine Zeit hat, sich den Zug in Ruhe anzusehen, der kann das auch im Zeitraffer genießen: 84 Minuten in zwei Minuten: Gesamte Demo „Tag der Freiheit/Ende der Pandemie“. Allerdings muss man da schon sehr gute Augen haben und sehr schnell zĂ€hlen können, um die Zahl der Teilnehmer zu ermitteln.

  3. Stefan 6 August, 2020 at 07:22 Antworten

    Wenn ein 5 jĂ€hriger absichtlich vor einen Zug „geschubst“ wird,berĂŒhrt mich das deutlich mehr.Aber da wird kein großes Faß aufgemacht.

  4. Volker Kleinophorst 6 August, 2020 at 10:44 Antworten

    Von der FlĂŒchtlingspolitik traumatisiert, ist kein Grund fĂŒr eine Strafminderung? Immerhin haben wird da ja schon weit mehr als die 2. Welle hinter uns. Und immer noch keinen Lockdown.

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