Ich talke, also bin ich!

Talkshow-König als Kandidat

Seit Jahren besprechen wir jede Woche die Talkshows von Will und Illner, diese endlose Propagandaserie, die man gut mit „Dumme Fragen und dumme Antworten“ untertiteln kann. Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt: Nur durch solche Sendungen sind „Experten“ wie ein Albrecht von Lucke (wir nennen ihn Professor Quak) oder Spiegel-Schreiberinnen wie Melanie Amann einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Andere wurden dort konserviert: wie Norbert Röttgen von der CDU.

Röttgen, der plötzlich Aufgetaute, war längst weg vom Fenster, im Homeland NRW als CDU-Spitzenkandidat grandios gescheitert, als Umweltminister gefeuert. Nur sein Wahlkreis an der Südspitze vom Homeland schickte ihn dickköpfig immer wieder in den Bundestag. Nicht, dass sein Wirken dort nötig wäre. Röttgen steht für eine CGU, eine Christlich Grüne Partei, wie Altmaier, Söder und viele Merkelianer auch. Als Hinterbänkler beschäftigte sich Röttgen am liebsten mit Außenpolitik. Und „mit der Außenpolitik hat sich mir dann eine neue Welt erschlossen“, sagte Röttgen der Zeit, die seine Kandidatur wohlwollend begleitet. Mit Sigmar Gabriel sitzt er in der Atlantikbrücke, einem Appendix der amerikanischen Clintonistas. Es würde sich mit einem Parteichef Röttgen nichts ändern bei der CDU – außer am Briefpapier.

Dennoch ist seine Kandidatur ein wichtiger Beitrag zur politischen Hygiene. Denn Spahn, Laschet und Merz wollten Parteimitglieder und Parteimitgliederinnen schon mit dem Unfug „Teamfähigkeit“, der auch in der Wirtschaft seit Jahren zu Führungsschwäche führt, einlullen. Um Zeit zu gewinnen, wollen die Dreifaltigkeiten eine „Teamlösung“ ausprobieren, wozu der Abgeordnete Wolfgang Bosbach die einzig richtige Antwort fand: „Bitte keine Doppelspitze und kein Dreigestirn. Außer im Karneval.“

Auch Röttgen, der gerade durch die Berichterstattung Oberwasser hat und ein mögliches Ausscheiden wenigstens so teuer wie möglich verkaufen will, meinte keck: „Ich bin dafür, dass wir es so machen, wie wir es immer gemacht haben: Wir wählen erst einen Parteivorsitzenden, und der hat das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur der CDU.“

Was ist mit Schäuble?

Wir haben nichts gelesen vom wichtigsten Kulissenschieber der CDU. Dabei wäre er der einzige, der die drohende Wattebäuschchenschlacht der jungen Unionswilden (Jens, Fritz, Armin, Norbert) unterbinden und die Zeit bis zu Merkels Abgang als Kanzlerin in Ruhe überbrücken könnte. Schließlich zügig Kanzlerkandidat festlegen (da scheidet er selber aus, er ist schließlich kein Adenauer) und ab in Rente, Buch schreiben.

Mit der CDU will ich nichts zu tun haben

Und was sagt Merkel? Die Frau, die schon zu Beginn ihrer politischen Karriere deutlich machte „Mit der CDU will ich nichts zu tun haben“ – wir haben eine Quelle beigefügt, weil viele CDU-Sympathisanten das sonst wohl nicht glauben werden – sagt nun: „Ich habe gesagt, dass ich mich in die Frage, wer in Zukunft die CDU führen wird oder auch Kanzlerkandidat wird, nicht einmische.“ Das heiße nicht, dass sie mit möglichen Kandidaten nicht spreche. Wie gnädig von ihr.

 

Der Juxtiz ist nichts zu peinlich...

Björn Höcke ist kein mitreißender Redner, so sehr sich auch die Gazetten bemühen, ihn als Adolfs kleinen Doktor zu verkaufen. Selbst im Vergleich mit einem Donald Trump ist Höcke allenfalls ein Rhetorik-Azubi. Das Publikum erwartet meist mehr, als Höcke liefern kann oder will. Oder es ist mit wenig zufrieden. In Dresden sprach Höcke bei der 200sten Pegida-Veranstaltung. Die Rede, die wir uns komplett angehört haben, ist ein Dokument der Harmlosigkeit. Dass „Kanzlerin Angela Merkel eine Putschistin“ (erst recht nach Thüringen) ist, Deutschland ein „ganz besonderes Irrenhaus“ – schreiben wir auch immer wieder. Die Dresdner Staatsanwaltschaft entblödet sich dennoch nicht, diese „Äußerungen des Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke zu überprüfen“. Auf Anweisung eben. Peinlich.

 

5 comments

  1. Tobi K. 19 Februar, 2020 at 21:03 Antworten

    Wenn der CDU bei den nächsten Wahlen nicht mindestens zehn Prozent der Stimmen flöten gehen, fresse ich ‘nen Besen. Dieser Verein gleitet immer mehr in die Lächerlichkeit ab. Für was stehen die noch? Haben die überhaupt einen Plan? Wer soll die noch wählen?

    Hätten Politik und Medien keinen Höcke, an dem man sich abarbeiten kann, man wüsste gar nicht, wo man sonst bei der AfD ansetzen soll. Argumente sind ja generell Fehlanzeige. Und die AfD wurde in Thüringen nicht wegen sondern trotz Höcke mit über 23 Prozent gewählt. Darüber sollte man sich eher Gedanken machen, anstatt diese andauernde und letztlich aussichtlose Diffamierungstour zu fahren.

  2. Armin V. 19 Februar, 2020 at 23:34 Antworten

    Da ich Höcke bereits zweimal live reden gehört habe, muss ich Ihnen da widersprechen. Er hat das Publikum schon mitgerißen. In Dresden stand er unter Beobachtung. Das wusste er.

    Leider vermisse ich in dem heutigen Artikel die AfD-Malbuch-Volksverhetzung im Homeland. Dümmer geht in NRW immer!😂

  3. U. J. Gottlieb 20 Februar, 2020 at 07:41 Antworten

    In diesem unseren Lande wird soviel Irrsinn produziert… Am Mittwoch beklagte sich der DLF in seinem “Umweltmagazin” über das Verbandsklagerecht für Umweltverbände, weil das jetzt dafür gesorgt habe, dass die Rodungsarbeiten auf dem Tesla-Gelände in Brandenburg eingestellt worden sind. Die “Expertin” des DLF eierte dermaßen rum, dass man schon fast Mitleid haben musste. Weil der gleiche Sender seit Jahren das gleiche Klagerecht im Zusammenhang mit der “Deutschen Umwelthilfe” regelmäßig feiert…

  4. Alles so schön bunt hier 20 Februar, 2020 at 09:29 Antworten

    Das ist heute die Realität: In den USA ist der Kampf ums Amt eine Schlacht der Milliadäre, der mit der meisten Kohle kauft sich halt die Präsidentschaft. Bei uns wirds dann vielleicht die telegenste Plaudertasche. Nach 15 Jahren Stasi-Klumpen wäre das fast schon eine Erholung.

  5. Max Media 20 Februar, 2020 at 11:09 Antworten

    Zitat:
    “In Dresden sprach Höcke bei der 200sten Pegida-Veranstaltung.”

    Erstaunlich. Ich bedanke mich hier lesen zu dürfen, dass sich Menschen zum ZWEIHUNDERTSTEN
    Mal zur friedlichen Demonstration treffen.
    Ich schätze es ist einmalig in der deutschen Geschichte, dass solch ein langandauerndes
    Protestmahnmal in der Presse systematisch totgeschwiegen wird.

    Das habe ich mittlerweile schon häufig in Diskussionen festgestellt. Spricht man die noch immer
    stattfindenden PEGIDA-Demos an, kommt die ungläubige Nachfrage:
    “Das gibts es noch?!?”

    Ein erschreckendes Beispiel dafür, wie man Meinungen die nicht ins Framing passen bei ÖR
    und Co gewollt verschweigt.
    Dafür wird natürlich über jede Baumbesetzer-, Kraftwerkstürmer-, Ökö “Aktivisten”-Demo
    ausführlich lobredend und verweichlicht berichtet.

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