Impfen in Endlosschleife

Bei Maischberger

Nachdem alles zur Impfpflicht gesagt wurde, nur noch nicht von allen, fehlt bloß noch der Pastor Gauck. Und voilà, da isser schon: bei Maischberger! Der Ex-Bundespräsident ist beim Spalten ganz der Alte – diesmal zwischen Geimpften und Ungeimpften, die er Bekloppte nennt.

Wer ernsthaft erwartet, in einer Talkshow des öffentlich-rechtlichen Informationsapparates eine ernsthafte, offene Diskussion zu einem wichtigen Thema – nehmen wir mal Corona-Maßnahmen – angeboten zu bekommen, dem ist nicht mehr zu helfen. So stellt sich die Frage: Warum gucken die Leute das? Ein Teil dürfte schlicht und ergreifend einfach eingeschlafen sein, ein großer Teil sieht sich das an, um sich aufzuregen – für die sollte der Warnhinweis eingeblendet werden: Wut schwächt das Immunsystem –, und ein paar Leute werfen einen Blick auf die Gästeliste.

Ei gugge da Muddi, der Gauck is dobei. Joachim Gauck, 81, evangelischer Pastor und Ex-Bundespräsident – als solcher der Spalter-Vorgänger unseres Genossen Präsidenten Frank-Walter Steinmeier und Erfinder des bipolaren Deutschlandbildes (dunkel und hell) – hat sich kaum verändert, außer dass der Zahn der Zeit ein paar Spuren hinterlassen hat. Aber beim Spalten ist er ganz der Alte. Diesmal zieht er die Grenze zwischen Geimpften und Ungeimpften, die er Bekloppte nennt. Dabei führt er ungeniert ständig das Wort „Freiheit“ im Mund, und schweren Herzens würde er auch mit Impfkritikern diskutieren, die ja nicht alle „wahnhaft besetzte Menschen“ sind, sondern vereinzelt sogar „bis in den intellektuellen Bereich“ gehen.

Er schafft es sogar, wie der Spiegel, eine Gleichsetzung von AfD-Anhängern und Impfgegnern zu konstruieren mit dem Beweis, dass da, wo hohe Inzidenzen seien, auch AfD-Hochburgen sind. Dann hätte die AfD in Bayern mindestens auf 20 Prozent kommen müssen, aber wer will schon mit einem Pfaffen streiten? Der kommt dann wieder mit einem Gleichnis daher, wie dem von der Frau, die neben Gauck an der Bushaltestelle (hat der keinen Chauffeur?) gestanden und Tränen vergossen haben soll, weil ihr Mann, zwei Bypässe und auch sonst angeschlagen, keinen OP-Termin bekommt, weil die Ungeimpften die Intensivstationen blockierten.

Dagegen helfen Zahlen und Fakten auch nicht.

Die drei Munkelrüben des Tages waren diesmal eine Dame von der Süddeutschen Zeitung, eine von der ARD und ein Publizist. Denen ist die alte Regierung nicht vorbereitet genug (Publizist), die neue zu langsam (die Damen), und dass nun ein Generalmajor das Corona-Kommando übernehmen soll, ist dem einen „ein Armutszeugnis“, einer anderen eine Hoffnung, denn, so glaubt die Dame der Süddeutschen, offenbar mit nicht ganz so viel Ahnung vom Militärischen, ein Offizier „versteht was von Organisation“.

Als neuer Gesundheitsminister kommt für die drei nur Karl Lauterbach in Frage – selbst für die ARDlerin –, und damit ist eigentlich alles gesagt. Der Publizist glaubt tatsächlich immer noch, Lauterbach sei Epidemiologe. Der Mann wunderte sich dann noch, dass das zu 100 Prozent geimpfte Gibraltar eine deutlich höhere Inzidenz habe als die meisten anderen Regionen, leitet daraus aber die Erkenntnis ab: Impfen hilft. An dieser Stelle wäre eine Einspielung erwünscht gewesen, die den schädlichen Einfluss solcher Sendungen auf das Immunsystem macht.

Wir wollten uns auf jeden Fall diesen Hendrik Wüst mal anschauen, der Armin Laschet als Ministerpräsident vom Homeland NRW gefolgt ist. Der kommt wie Jens Spahn und auch der Autor dieser Zeilen aus derselben intellektuell eher strukturschwachen Region, dem Münsterland. Was sollen wir sagen? Wüst beschränkte sein Glaubensbekenntnis auf zwei Sätze: Wir haben eine Pandemie der Ungeimpften – was längst durch Untersuchungen widerlegt ist und auch durch Wiederholung nicht richtiger wird. Und: Eine allgemeine Impfpflicht muss her. Weil Wüst auch noch Rechtsanwalt ist, fügt er gesetzeskonform hinzu, dass es da ja die Gewissensentscheidung der Abgeordneten gebe, dabei steht die nur auf einem Papier, das Merkel im Kanzleramt unter Verschluss hält.

Ansonsten gelten für Wüst Inzidenz, R-Wert und Hospitalisierungsinzidenz – plus „über den Tellerrand hinausschauen“. 50.000 Fans im Fußballstadion (Köln gegen Mönchengladbach von ihm noch „ausdrücklich genehmigt“) „darf es nicht mehr geben“, weil die 2Gler keine Masken aufhatten, auch beim Karnevalstrubel am 11.11. hat die geniale Umsetzung „nicht funktioniert“. Was ist mit Dortmund/Bayern am Wochenende? Wird „morgen mal besprochen“. So schlecht war der Armin gar nicht.

Gute Nacht.

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