Käpt’n oder Meutherer?

AfD, Brüsseler Spitzen, Röttgen rüstet auf

Die Steigerung von Feind lautet Parteifreund, das ist in allen Parteien so. Im Idealfall wird still und leise gemeuchelt, so dass nach außen das Bild der Geschlossenheit bleibt. Niemand beherrscht den lautlosen politischen Mord so wie unsere Kanzlerin.

Wenn aber ein Christian Linder die Generalsekretärin seiner Partei schasst und dann noch öffentlich ein hämisches Witzchen zum Abschied reißt, dann ist das als dumm zu bezeichnen. Genauso dumm ist es wohl, wenn ein Parteichef seine Partei zusammenfaltet, statt sich primär mit dem politischen Gegner zu beschäftigen.

Hat es je eine faire Behandlung der AfD durch die Altparteien (Claudia Roth) gegeben, oder fand je eine faire Berichterstattung in den Qualitätsmedien über die AfD statt? Suchen Sie selber, verehrte Leser, und lassen Sie es uns gegebenenfalls wissen.

„Vor diesem Hintergrund“, so der Chefredaktor (schwiizerdütsch) Roger Köppel in der Weltwoche, „machte der Co-Vorsitzende Jörg Meuthen am letzten Parteitag in Kalkar den wohl größten Fehler, den ein Oppositionspolitiker machen kann: Anstatt die Anfeindungen der Etablierten kämpferisch zurückzuweisen, machte er sich zu deren Sprachrohr. Es war ein trauriges Spektakel…“

Vielleicht ist Meuthen zu lange in Brüssel (kleine Geschichte weiter unten), so dass er die Diskriminierung und Verunglimpfung seiner Partei, ja den kranken Hass der Mainsteamer, zuletzt weniger mitbekommen hat.

Vielleicht aber weiß er, dass seine Partei für kluge Beschlüsse oder Vorschläge keine mediale Beachtung erfährt, sondern nur, wenn die Hetzer Futter bekommen. Diese anscheinend von Meuthen erwünschte Aufmerksamkeit hat die AfD durch seinen Auftritt bekommen. Martin E. Renner, einer von 16 Mitgründern der AfD, geht sogar davon aus, dass Meuthen die große Bühne nicht unvorbereitet betrat:

TV-Redakteur: „Herr Renner, guten Morgen. Na, das wird heute ja heiß hergehen.“

Martin E. Renner: „Wieso? Ich denke ganz im Gegenteil. Der Leitantrag zur Sozial- und Rentenpolitik erscheint mir doch ganz gut ausbalanciert zu sein und ich denke, wir werden mit sehr hoher Zustimmungsrate diesen Grundsatzantrag verabschieden.“

TV-Redakteur: „Na, das meine ich ja nicht. Aber: Ich habe das Redemanuskript von Meuthens Rede vorab überreicht bekommen, mit dem Hinweis, schön aufzupassen, da die Rede eine Bombenwirkung haben werde…“

Renner hätte es noch besser gefunden, wenn auch er frühzeitig vorbereitet gewesen wäre. Er hätte dann eindringlich geraten, diese Rede so nicht zu halten, um damit „Schaden an unserer Partei zu vermeiden“.

Eines hat Meuthen jedenfalls erreicht. Von seinem Co-Vorsitzenden weiß außerhalb der AfD kaum jemand mehr den Namen.

 

Brüsseler Spitzen

+++ Brüssel scheint ja ein recht fideles Örtchen zu sein. Sexpartys, Drogen, Lecker Essen – kein Wunder, dass sich die Parlamentarier aus 27 Ländern da so pudelwohl fühlen. Und ohne Hemd und ohne Hose verfliegt sogar die Berührungsangst zwischen Links und Rechts, Oben und Unten.

Allerdings passt das nicht allen. Nach einem diskreten Hinweis nahm die belgische Polizei eine Schwulenparty hoch, und seither ist der ebenda Anwesende Jozsef Szajer der berühmteste Schwule in seiner Partei in Ungarn, Orbans Fidesz (oder der berühmteste Schwulenpartybesucher). Da hat die Opposition eine Freude, weil doch die Fidesz keine Schwulenparaden will und außerdem frech darauf besteht, dass eine Familie aus Vater, Mutter und Kind besteht und nicht aus Diversen.

Ein Liberal-Grüner von der liberal-grünen LMP (was es nicht alles gibt in Ungarn!) behauptete, „der Fidesz zwingt auch seine eigenen Leute, in Lügen zu leben“, als ob es in Ungarn keine glücklichen Schwulen gäbe, und die alle nach Brüssel fliegen müssten, um nicht in Lüge zu leben. Regierungsnahe ungarische Medien vermuten, der deutsche BND habe Szajer eine Falle gestellt. Dann würde Sinn machen, was wir vor vier Jahren überall lesen konnten: Schwule finden Geheimdienste geil.

 

+++ Elon Musk hat für Schnickschnack keine Zeit. Er muss schließlich Geld verdienen. Deshalb kommt er immer wieder nach Berlin. Subventionen abholen. Für die Batterieforschung kassiert Musks Tesla vom deutschen Steuerzahler und dessen Kassenwarten mehr Förderungen als BMW, Daimler und VW.

 

+++ Es könnte eine Blaupause sein: Corona – Briefwahl – Dominion-Zählmaschinen. In den USA scheint die Rechnung aufgegangen zu sein. Bei uns haben sie mit den Lockdowns für die Bundestagswahl vielleicht etwas früh angefangen. Nun kündigt Sachsens Kretschmer (CDU) an, man könne wohl erst im Juni zur Normalität zurückkehren. Im Juni? Die Wahl ist doch erst im September!

 

+++ Wir haben es ja bereits gemeldet: Den Merz will Merkel nicht als CDU-Chef, den Laschet auch nicht. Jetzt bringt der Spiegel ein großes Stück zum Joker Ralph Brinkhaus, das des Lesens nicht wert ist. Und Norbert Röttgen gibt noch nicht auf. Allerdings hat er ein kleines Manko, er ist ein Mann und wohl nicht bereit, diese soziale De-Konstruktion (in diesem Punkt herrscht Einigkeit in der Geschlechterforschung) amtlich korrigieren zu lassen, obwohl er bestimmt auch eine schöne Lady wäre.

Sein Ausweg: Er macht Ellen Demuth zur Chefstrategin der Partei. Was ist eine Chefstrategin? Und hat die SPD auch sowas? Eine schnelle Suche ergab, dass Frank-Walter mal Chefstratege der Agenda 2010 war, aber das ist eine Nummer kleiner als Chefstratege der Partei. Aber dann, siehe da: Ein Alexander Petring wird von Google als Chefstratege der SPD angeboten. Nie gehört, nie gesehen. Vielleicht steht die SPD deshalb strategisch da, wo sie steht.

Außerdem kein Vergleich zu Ellen Demuth. „Sie ist weiblich, jung und digital“, behauptet Röttgen felsenfest. Außerdem ist sie Botschafterin der Anti-Sexismuskampagne LAUT♀STARK des Ministeriums für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz.

Zeit und Spiegel sind schon mal begeistert.

 

+++ Unsere Gelegentlich-Leserin *, die sich nach wie vor eher bei der Qualitätspresse ihre Nachrichten holt, ja für die Qualitätspresse sogar gelegentlich tätig ist, will ausgerechnet von uns wissen:

„Warum kriegen Mitarbeiter von Abgeordneten jetzt einen Corona-Zuschlag, abgesegnet von Herrn Schäuble? Wofür? Arbeiten die so hart wie Ärzte und Pfleger? Finde ich unbegreiflich. Einfach so durchgewunken?

Ich bin nicht neidisch, aber immer wenn ich für ein Interview in einem Abgeordnetenbüro in Berlin anrufe, ist da nur wenige Stunden am Tag jemand erreichbar und ich habe nicht den Eindruck, die arbeiten sich kaputt...“

Was schreibt die Qualitätspresse dazu? Weiß die mehr?

 

Illustration: adborsche

15 comments

  1. Ernesto 3 Dezember, 2020 at 20:57 Antworten

    “Ich habe das Redemanuskript von Meuthens Rede vorab überreicht bekommen, mit dem Hinweis, schön aufzupassen, …”
    Nee … Paetow, das haben Sie sich ausgedacht. Wer so dumm ist, kann doch nicht Professor werden!
    Aber so müssen wir annehmen, der ist nicht nur dumm, der ist auch noch schlecht.
    Dann muss er zu Merkel, also weg!

  2. Rainer Berg 3 Dezember, 2020 at 22:19 Antworten

    … So wird der potentielle Wähler vergrault; dazu brauchen Maischberger und co. mindestens drei ihrer “Qualitäts-Shows”.

  3. Armin V. 3 Dezember, 2020 at 22:38 Antworten

    AfD… ja, es waren schöne erste Jahre. Die Aufbruchstimmung, das etwas Chaotische. Es gab soviel Hoffnung auf etwas wirklich Neues an dem man mit vielen anderen arbeitete. Es gab soviel ungewohnte Freiheit. Jeder war so enorm motiviert. Jeder hat viel Zeit und auch viel Geld investiert um das Projekt AfD ans Laufen zu bringen. Und dann kam der Erfolg und alles ging rasend schnell bergab. Es wurde “professionalisiert”, was nichts anderes bedeutet als “das machen was alle anderen Parteien auch machen”. Eine kleine Clique machte sich die Partei zur Beute. Sie verteilten unter sich und ihre Familienmitglieder Mandate und bezahlte Posten. Führten das Delegierten-System ein um ihre Macht, Geld und Posten zu sichern. Als einfaches Mitglied hat man keinerlei Freiheit mehr, keinerlei Mitsprache. In einem rasenden Tempo wandelte sich die Partei zur Jüngsten der Altparteien. Für diese Clique ist die Partei nur ein Geschäftsmodell. Man wird das sagen was wir als Wähler hören wollen. Aber nicht aus Überzeugung oder Herzblut. Nein, aus kaltem Eigennutz. Sie Lügen uns frech an. Die Überzeugung ist eine Ware, ein Geschäft. Solange mit dieser “rechten” Überzeugung gutes Geld zu verdienen ist, Vorteile und Macht zu erwerben ist, solange wird man von diesen Menschen die Phrasen hören, die wir von ihnen hören wollen. Aber keiner bei klarem Verstand sollte von dieser Clique ernsthafte Veränderungen erwarten. Dann würde man sich selber belügen.

    (Fundstück, das ich Wort für Wort unterschreibe. Da selbst erlebt.)

    • Spaetowrianer 4 Dezember, 2020 at 13:47 Antworten

      Na na na, seien Sie mal nicht so vernichtend in Ihrem Urteil, die Basis der AfD ist ziemlich intakt und auch viele der Mandatsträger sind wahre Leuchten in diesen intellektuell so düsteren Zeiten.
      Ich denke, da kommt das Beste erst noch! Und abgesehen davon ist die AfD ohnehin die letzte Hoffnung, Deutschland wieder in vernünftiges Fahrwasser zu bekommen.

      • Armin V. 4 Dezember, 2020 at 14:46 Antworten

        Leider ist es die bittere Wahrheit.
        Ich kenne die AfD von innen, und das von Anfang an.
        Als ich meine Ämter niedergelegt hatte, beendete ich wenig später auch meine Mitgliedschaft.
        Dennoch ist es momentan, auf Bundesebene die einzig wählbare Partei. Nicht aber auf Landes/Kreisebene. Besonders im Westen nicht.

      • P. Frost 4 Dezember, 2020 at 17:40 Antworten

        Werter Spaetowrianer, wenn ich Ihnen einen Daumenhoch geben könnte, hätten Sie jetzt einen. Die AfD ist in der Tat die letzte Hoffnung für die Aufrechterhaltung der parlamentarischen Demokratie und des Rechtsstaats. Gibt es keine Alternative mehr, gibt es auch keine Hoffnung.
        Sollte es die AfD bei der BT-Wahl 2021 (sofern Merkel sie stattfinden lässt) wider Erwarten nicht in den Bundestag schaffen, setze ich meine allerletzte Hoffnung auf die Gründung einer neuen, gemäßigt konservativen Partei. Wenn Merkel endlich weg ist, bleibt von der CDU nur noch eine restlos ausgesaugte leere Hülle übrig. Und die würde ich genauso wenig wählen wie die übrigen linksgrünen Altparteien.

    • treu 8 Dezember, 2020 at 12:40 Antworten

      @Armin V., da ist Ihnen leider nur zuzustimmen. Man braucht sich nichts mehr vorzumachen, die wollen auch alle nur an den übervollen Näpfen bleiben. Auch in der AfD haben die Karrieristen die Idealisten von der Kreisebene bis zum BT längst verdrängt. Die internen Partei-und Personalkämpfe sind nicht nur die der Ausrichtung, sondern auch Postenkämpfe. Macht und Privilegien korrumpieren. Das ist keine Frage des ob, sondern nur des wann. Die Grünen waren bisher das letzte überdeutliche Beispiel dafür, jetzt ist eben die „Alternative“, die leider keine ist, dran. Parteien werden in diesem Land nichts zum Guten verändern, das können nur noch seriöse Bürgerbewegungen und der Souverän selbst, wenn er denn mal mit den Füßen und nicht den korrumpierenden Wahlzetteln abstimmen würde, die nur dazu dienen, dieses sich selbstbedienende, schmarotzende, neufeudale Parteienherrschaftssystem zu legitimieren.

  4. Reinhard Westphal 3 Dezember, 2020 at 23:38 Antworten

    “”Sie ist weiblich, jung und digital“, behauptet Röttgen” – ein Glück für Röttgen, dass Ellen Demuth offenbar (Achtung: Kalauer!) sehr viel mehr Demut dem männlichen Geschlecht gegenüber besitzt als das Sawsan Chebli. Diese war sexistisch schwer geschockt und hatte einen Shitstorm losgetreten, als ein Botschafter a.D. sie vor drei Jahren mit den Worten begrüßte: “Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön.”
    Angesichts der fortgeschritten spaeten Stunde möchte ich mich nicht weiter zu den Damen äußern… und… verabschiede ich mich lieber schnell aus dem Süden der Merkelschen Bananenrepublik mit einem aufrichtigen ‘schleichts euch’.

  5. Max Media 4 Dezember, 2020 at 01:40 Antworten

    “+++ Unsere Gelegentlich-Leserin *, die sich nach wie vor eher bei der Qualitätspresse ihre Nachrichten holt, ja für die Qualitätspresse sogar gelegentlich tätig ist, will ausgerechnet von uns wissen:”

    Kommen Sie, Herr Paetow, sagen sie den Namen der Leserin die gelegentlich für die
    “Qualitätspresse” tätig ist…! 🙂
    Ich wette es ist m/w/d Gensing :-)))))

    Tut mir leid, diese Ironie konnte ich mir nicht verkneifen;-)

  6. Karina Gleiss 4 Dezember, 2020 at 07:22 Antworten

    Herr Professor M. hat seine Schäfchen (den bequemen Sessel in Brüssel) im Trockenen, was interessiert ihn da noch die Partei bzw. deren Wähler, die ihn dorthin gebracht haben? So wirklich vetrauenerweckend kam er für mich nie rüber. Kann man solches Gebaren eigentlich ganz salopp als das Petry-Syndrom bezeichnen? Wer weiß, wer noch alles unter der Oberfläche wartet, um zu gegebener Zeit aufzutauchen?

  7. Spaetowrianer 4 Dezember, 2020 at 13:52 Antworten

    Die Steigerung lautet eigentlich Feind->Todfeind->Parteifreund, ansonsten wieder alles sehr akkurat in die Tasten gehauen!

    P.S.: Herrn Renner kenne ich persönlich, super Typ, menschlich wie fachlich, den ich gerne an Meuthens Stelle als Bundessprecher sehen würde.

  8. Liberalafdler 4 Dezember, 2020 at 20:44 Antworten

    Find ich nicht! Meuthen hat das einzig Richtige gemacht. Die AfD muss wählbar für liberal-konservative Menschen sein. Kravallmacher (hat er gesagt), Verbalradikale (hat er nicht so gesagt, trifft es aber) und Provokateure machen die Partei kaputt, wie bisher jede Parteigründung rechts von der CDU.

  9. weihnachtsfrau*erich 13 Dezember, 2020 at 21:56 Antworten

    „…kriegen Mitarbeiter von Abgeordneten jetzt einen Corona-Zuschlag…? Wofür? Arbeiten die so hart wie Ärzte und Pfleger?…
    …immer wenn ich für ein Interview in einem Abgeordnetenbüro in Berlin anrufe, ist da nur wenige Stunden am Tag jemand erreichbar…“
    Eben deshalb bekommen sie ja den corona-zuschlag, weil sie die meiste zeit außer haus sind und sich somit in lebensgefahr begeben … 😉

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