Selfie mit dem Papst

Ausnahmezustand in Rom

Die Beisetzung eines Papstes ist auch eine gute Gelegenheit, sich den täglichen Drangsalierungen durch Partei und Staat kurzzeitig mental zu entziehen – und das nicht allein wegen des tröstlichen Gedankens ‚Ein jeder ist sterblich‘, sondern durch eine Inszenierung, die wir in unserer Jugend als „ganz großes Kino“ beschrieben hätten.

Zigtausende stehen derzeit an, um in den Petersdom eingelassen zu werden, wo Franziskus aufgebahrt ist, und viele Trauernde vergessen nicht, das prachtvolle Interieur (Michelangelo u. a.) auf Video zu bannen und noch schnell ein Selfie mit dem toten Papst zu machen (dpa). Überall herrliche Kostüme, fromme Minen und stummes Drängeln, und manch einen mag ehrfurchtsvolles Staunen befallen angesichts der Pracht, die man in vergangenen Zeiten mit ein paar Billionen Sondervermögen entfalten konnte.

Am Freitag kommt Amerikas Donald eingeflogen – ihm gefällt das Pompöse auch daheim – und desgleichen nutzen unsere Herren Scholz und Steinmeier die Gelegenheit, mal wieder rauszukommen. Merz, vom Bekenntnis Kathole, mag laut Bild nicht als schlichter Kandidatus erscheinen. Ja, wenn der Papst noch bis Mai durchgehalten hätte…, aber so nicht! Der evangelische Markus Söder hingegen, der Social Media und den Bayerischen Rundfunk beherrscht, weiß, wie man schöne Bilder schafft und führt eine bayerische Delegation in die ewige Stadt.

 Der Herrgott lässt, dem Anlass gemäß, bei 21 Grad am Freitag in Rom extra ein paar dunkle Wolken aufziehen.

Von Boris Palmer und seiner Klage bei Lanz über Bürgergeldfamilien, die 6.000 netto vom Staat kassieren, lassen wir uns die spirituelle Stimmung nicht versauen, auch nicht vom Aufruf des SPD-Innenministeriums an Syrer, doch mal in der Heimat vorbeizuschauen, ob das Haus noch steht und der Onkel noch lebt, und dann schnell wieder ins Bürgergeld zurückzukommen.

Aber was dem kleinen Kevin, SPD, zugestoßen ist, erfordert unsere Aufmerksamkeit auch in rührseligen Zeiten. Pietätvoll hatten wir geschwiegen (oder?), als der Generalsekretär der SPD Kühnert am 7. Oktober 2024 „aus gesundheitlichen Gründen“ hinschmiss. Wie leicht dichtet man da jemandem was an.

Heute können wir Entwarnung geben, alle Spekulationen haben ein Ende. Bedrohungen von Neonazis und Corona-Leugnern haben den sensiblen Kevin zum Rückzug bewegt: „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß“, ließ er die Leichtgläubigen bei der Zeit wissen. Die weder sich, geschweige denn ihm die Frage stellten, warum er diese Verfolgung durch blaue Horden nicht schon damals an die hierfür vorgesehene große Glocke gehängt hat.

Ein klein wenig mag ihm auch der Ruhm zu schaffen gemacht haben. Überall wurde er erkannt, wie etwa von diesem Fußballfan, der sich im Stadion neben ihn stellte, sich als AfD-Wähler zu erkennen gab und Kühnert ins Gesicht rief: „Ich hasse dich!“ Warum aber, so fragen wir uns, macht er dann nun publik, dass er „seit einigen Jahren mit einem FDP-Mann liiert“ ist. Damit stehen Bild, Bunte und RTL doch nun unter Lieferzwang: Wer ist der Glückliche?

8 comments

  1. Krufi 23 April, 2025 at 20:19 Antworten

    Die Absage von Merz, nicht nach Rom zu reisen, kann ich verstehen und nachvollziehen. Erstens würde er nur in der fünften Reihe stehen bzw. sitzen, weil er weder Kanzler noch Präsident ist, und zweitens will er wahrscheinlich Trump aus dem Weg gehen. Trump hat da nämlich noch eine Rechnung mit Merz wegen einiger Äußerungen offen!

    Und sonst so??

    Die Stadt Wiesbaden darf eine Extra-Steuer auf den Wasserverbrauch einführen. Diese sei rechtlich zulässig, entschied das Verwaltungsgericht Wiesbaden Anfang April. Bin gespannt, wann andere Städte und Gemeinden diesen „Wassercent“ auch einführen, um Haushaltslöcher zu stopfen. Nur so nebenbei zur Info: Ehemaliger Nestlé-CEO Brabeck-Letmathe leitet interimistisch das Weltwirtschaftsforum, nachdem Schwab zurückgetreten worden ist (Verdacht auf Abrechnungsbetrug). Er ist für seinen umstrittenen Einsatz für die Privatisierung von Wasser bekannt. Während seiner Zeit bei Nestlé sagte Brabeck-Letmathe, dass Wasser als „ökonomisches Gut“ behandelt werden sollte. Hmm.. ob da ein Zusammenhang besteht???

    Und morgen evtl. Infos zum Thema Wohnflächensteuer. Denn in der städtischen Wärmeplanung der Stadt Bonn wird eine Prüfung einer Wohnflächensteuer ins Gespräch gebracht. Tja, finanzielle Not macht erfinderisch!!

    • qwertz 23 April, 2025 at 22:27 Antworten

      „Wohnflächensteuer“… denen sollte mal einer sagen, dass es die schon gibt, nennt sich Grundsteuer.
      Die Wasserverbrauchssteuer wird ja unter anderem damit begründet, dass sie eine Lenkungswirkung haben soll, wie z.B. die Tabaksteuer. Wenn die Leute dann weniger Wasser verbrauchen, um Steuern zu sparen, muss man natürlich die Steuern anheben. Denn das Hauptziel ist ja nicht die Einsparung von Wasser, sondern das Stopfen von Haushaltslöchern. Apropos stopfen: Wenn man zu wenig Wasser verbraucht, freuen sich die Rohrreinigungsfirmen, die auch nicht gerade billig sind.
      Im übrigen glaube ich, dass in den allermeisten Haushalten schon so viel Wasser eingespart wird, dass kaum noch Einsparpotentiale vorhanden sein. Das wissen die Kommunen natürlich auch.

  2. Bettina 23 April, 2025 at 20:25 Antworten

    Mensch, Kevin, ich bin 1,60 m groß und stelle mich den täglichen Aushandlungen. Ich wähle sogar blue – huhu. Kein Weichei, wie duhuhu…

    • Johann Joachim Lindner 24 April, 2025 at 22:21 Antworten

      Hallo Ernst! Heißen Sie nur so, oder sind Sie auch so? Vielen Dank für Ihr freundliches Angebot, ich werde mich zu gegebener Zeit mit neuer Adresse melden. Sofern ich Sie aus dem im Gelben Kloster unterrichten darf. Die Mietgebühren müssten sich an meine prekären Verhältnissen orientieren. Auch preiswerter, gebrauchter Bademantel würde seinen Zweck erfüllen. Bitte farblich gedeckt, Rot und Grün kommt nicht in Betracht. Ist zu auffällig und könnte Fehl interpretiert werden. Ich möchte nicht der allgemeinen Wut gegen diese Farben zum Opfer fallen. Man weiß ja nie.

  3. Johann Joachim Lindner 23 April, 2025 at 21:12 Antworten

    Ja, so ist das mit den Weicheiern von der lauen SPD Supertruppe. Herbert Wehner sprach damals mal von den Lauwarm Duschern Wenn es brenzlig zu werden scheint, da ziehen sie den, darf Mann das schreiben? Schwanz ein. Ich muss mir noch ein Notizheftchen anlegen, in dem ich all die Wörter und Begriffe verzeichne, die auf dem Index unserer Hochwohlgeboren neuen Aristokratie stehen. Einen neuen Bademantel hab ich noch nicht, dank §188 StGB denke ich über einen Neukauf nach.

  4. Franck Royale 23 April, 2025 at 22:44 Antworten

    Damit die „siebenköpfige Bürgergeldfamilie“ 6000 Euro im Monat vom Staat überwiesen bekommt, müssen übrigens 8 (in Worten: Acht) andere Bürger mit Durchschnittseinkommen (aktuell 4.634 € brutto für Vollzeitbeschäftigte) in Vollzeit arbeiten. Wieviel weitere Bürger noch arbeiten müssen, damit sich Angestellte des Staates um diese „siebenköpfige Bürgergeldfamilie“ kümmern kann sich jeder ausrechnen – und damit ist noch kein Schlagloch gefüllt, keine Brücke repariert und keine Schule saniert.

    Aufreger des Tages: „Nach AfD-Beschluss – Schulen im Jerichower Land hissen Deutschlandflagge“. Beschlossen wurde das mit den Stimmen der CDU, was wiederum die wiederbelebte SED auf den Fahnenmast bringt, welche mit der Heidi die „beliebteste Politikerin“ in ihren Reihen weiß: „Damit spaltet sie das demokratische Lager und schwächt den gemeinsamen Kampf gegen Rechts.“

  5. Horst Holli 24 April, 2025 at 08:24 Antworten

    Gestern fragte ich noch nach dem Ehrensold für Bettina, nachdem er ihr dreimal den Wulf machen durfte. Heute nun gilt mein Mitgefühl ganz dem kleinen Kevin. Ach je, wo kriegt man heute nach all dem Kraftfutter und den Dinkelstangen fürs Baby denn Männer her um die 170. Oder ist er dabei vielleicht eher das ewig Weibliche? Dann gehts ja auch schon mit ein paar Zentimetern mehr auf der anderen Seite… Aber klein ist die FDP ja nun schon genug. Woher also große FDPler nehmen? Fragen über Fragen. Da verliert man den Besuch der Massentouristen beim toten Papst ganz aus dem Auge. Wieder vertraue ich auf BILD.

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