Der Mann, der zuviel wusste...

Polit-Thriller „Causa Reichelt“ – Söder stürzt ab – Lindner und die 22 Arbeitskreise

Man unterschätze den Reichelt-Sturz nicht! Wenn das tägliche Polit-Elend nicht in Bild steht, findet es für viele Menschen nicht statt. Im Staatsfunk kommt es schließlich auch nicht vor.

Früher ein Dauerthema für Frauenzeitschriften, heute in einschlägigen Netzkreisen: „Hallo zusammen, ich bin durch das Verhalten meines Chefs etwas verwirrt...“, jammerte eine Dame bei elitepartner. Warum sie verwirrt ist, muss uns nicht weiter beschäftigen, denn es ist das alte Lied, dessen Strophen ungefähr so gehen: „Vorgesetzte strahlen Souveränität aus, sie haben alles im Griff und wissen, was sie wollen. Das kann anziehend wirken.“

Zudem müssten Vorgesetzte auch noch blendend aussehen, denn amerikanische Forscherinnen wollen herausgefunden haben, dass das Aussehen von Menschen deren Erfolg und Karriere beeinflusst. Weshalb logischerweise auch der Markus Söder ganz oben in der CSU steht. Wieder andere Forscherinnen haben 2009 errechnet, jeder Vierte habe jemanden aus dem beruflichen Umfeld geheiratet. Wir vermuten, der geheiratete Mann stand etwas weiter oben auf der Karriereleiter.

Von daher dürften Menschen mit ein klein wenig Lebenserfahrung schnell durchschauen, dass die offiziellen Gründe für den Abschuss von Julian Reichelt als Bild-Chef – Vermischung von Beruflichem mit Privatem – vorgeschoben sind. Schon allein, weil die Vorwürfe in diesen denunziatorischen Zeiten von meetoo und youtoo anonym geäußert wurden.

... und weiter geht’s...

Der Vorstandsvorsitzende von Springer, Döpfner, soll laut New York Times, über deren Bande der Anschlag auf Reichelt durchgeführt wurde, den Geschassten als „letzten und einzigen Journalisten in Deutschland“ bezeichnet haben, „der noch mutig gegen die neue DDR-Obrigkeit“ rebelliere. Nun kennen wir noch den einen oder anderen journalistischen Rebellen, aber innerhalb des polit-medialen Komplexes könnte das zutreffen.

War es die rachsüchtige Merkel? Amerikanische „Demokraten“, denen der Zerfall Europas durch Massenmigration und Versorgungskrisen zupass kommt und die eine kritische Berichterstattung verhindern wollen? Berufs-Sündenbock Wlad, weil Bild ständig gegen ihn und seine schöne, neue Pipeline stänkerte? Sicher ist wohl nur, dass die Personalie eher ein Thriller als eine Schmuddelgeschichte ist.

Die begeisterten Moralapostel aus dem linken Milieu (früher mal ein Widerspruch in sich) wollen den Döpfner nun nicht davonkommen lassen mit seinem DDR-Vergleich und dem Zusatz „Fast alle anderen (Journalisten) sind zu Propaganda-Assistenten geworden“. Er soll seinen Posten als Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger niederlegen.

Döpfner ließ Konzernsprecher nun mitteilen, er sei falsch verstanden worden. Er halte die Bundesrepublik keineswegs für vergleichbar mit der DDR. Zudem gebe es in privaten Dialogen Mittel der Ironie und bewussten Übertreibung. Der Konzernchef und Großaktionär habe sich „absichtlich sehr überspitzt geäußert“. Den merken wir uns!

Wie seine private SMS an den Schriftsteller Stuckrad-Barre in die Welt, beziehungsweise die NYT kam? Das sollte Döpfner mal bilateral besprechen. Und noch einem Verleger sind die Zauberlehrlinge offenbar aus dem Ruder gelaufen. Dirk Ippen, eigentlich ein Provinzmogul mit Schwerpunkt im Bayerischen, hatte sich die linke Frankfurter Rundschau und den deutschen Ableger von buzzfeed (bekannt geworden vor allem durch Katzenbilder und Anti-Trump-„Enthüllungen“ des britischen Ex-Agenten Christopher Steele) erworben und aus diesem Umfeld setzte sich „Ippen Inverstigativ“ zusammen, das die Reichelt-Story „über Monate recherchiert“ haben will, und deren Veröffentlichung Ippen noch verhinderte – bis sie über die NYT lanciert wurde, wie es aussieht.

 

Katrin Göring-Eckardt von der grünen Glaubensgemeinschaft soll Bundestagspräsidentin werden, wie Berliner Spatzen von den Dächern pfeifen. Charakterlich eine Frau ohne jeden Zweifel. Übrigens: Die abgebrochene Theologiestudentin fand ihren neuen Lebensgefährten im religiösen Umfeld. Ihr Thies Gundlach ist Theologe und als einer der Vizepräsidenten der EKD auch so eine Art Chef.

 

Vom Winde verweht...

Dr. Markus Söder, nach Selbsteinschätzung wohl bestes Politiker aller Zeiten, wird von den Demoskopen so langsam heruntergerankt. Auf der natürlich immer noch von Dr. Angela Merkel angeführten Beliebtheitsliste deutscher Politiker muss sich Söder laut INSA inzwischen den sechsten Platz mit Sahra Wagenknecht teilen – hinter dem rotgrünen Kretschmann aus Stuttgart!

 

Derweil in Berlin

„SPD, Grüne und FDP planen 22 Arbeitsgruppen“ schreibt der Spiegel. Herrlich! Und schon haben wir eine Aufgabe für unsere Volkshochschule. Nennen Sie 22 Themengruppen, die unsere Koalitionäre bilden müssten – jede Arbeitsgruppe nur ein Thema!

 

Foto: Ausschnitt aus „Der Wolf und die 7 Weiblein“, Künstler unbekannt

19 comments

  1. Reinhard Westphal 19 Oktober, 2021 at 20:24 Antworten

    Es könnte noch sehr spannend werden, wenn der Mann, der zu viel wusste, uns von seinen Erlebnissen von ganz oben im medialen Zirkusleben erzählt. Als er heute Nacht seinen Telegram-Kanal eröffnete, hat er (um 00:30 Uhr) die Leser vielversprechend mit diesen Worten begrüßt:
    “Hab es mir zwar selbst anders vorgestellt, aber dann Rollen wir den Laden jetzt halt von hinten auf. Wer meint ich würde mein Maul halten, so wie alle anderen, der hat sich stark geirrt.”

    Da läuft mir das Wasser im Mund zusammen vor Neugier. Hoffentlich hängen ihm seine Anwälte nicht allzuviele Maulkörbe um.

    Einspruch, lieber Herr Spaet, lege ich bei Ihrem Satz über Katrin Göring Eckardt ein:
    “Charakterlich eine Frau ohne jeden Zweifel”.
    Der sollte doch wohl korrekt lauten: ‘Genetisch eine Frau ohne jeden Zweifel, charakterlich aber eine’ – oh je, jetzt ist mir die Tinte ausgegangen, Moment, ich muss schnell in den Keller neue holen…….

    • Stephan Paetow 19 Oktober, 2021 at 20:30 Antworten

      Ja, den Satz über KGE kann man vielfältig interpretieren, soll man ja auch 😉
      Der Satz vom Reichelt stammt aus einem alten Interview und der Telegram-Account ist wohl eine Fälschung. Nun denn…

  2. Krufi 19 Oktober, 2021 at 21:14 Antworten

    Zu Herrn Reichelt ist heute so viel geschrieben worden, da erspare ich mir jeden Kommentar. Ich möchte allerdings auf einen Artikel von Peter Bartels, der zusammen mit Hans-Hermann Tiedje zwischen 1989 und 1991 BILD-Chefredakteur war, hinweisen: „ Und hier die ganze Wahrheit: Die Affäre Julian Reichelt“

    Den Berliner Spatzen fällt wohl auch nichts mehr Neues ein. Wieso? Ich schrieb hier am 20.9.2021 folgendes:
    Ja, die Ernennung für das Amt des Bundespräsidenten wird im Hinterzimmer beschlossen. Eine Wahl wäre nicht zielführend. Übrigens, zur Zeit ist Frau Göring-Eckardt als Bundespräsidentin von den Grünen im Gespräch. Nach Ansicht der FDP wäre die Frau überfordert und will Göring-Eckardt als Bundespräsidentin verhindern.
    https://www.spaet-nachrichten.de/2021/09/noch-6-tage/

    Zur VHS. Die Aufgabe sprengt ja diesmal jeden Rahmen, aber wie gewünscht wird geliefert
    1. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Deutschland
    2. Arbeitsgruppe Klimaschutz in den einzelnen Bundesländern
    3. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Europa
    4. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Nordamerika
    5. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Südamerika
    6. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Afrika
    7. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Australien
    8. Arbeitsgruppe Klimaschutz in Asien
    9. Arbeitsgruppe Klimaschutz in arktischen Gebieten (Arktis, Antarktis)
    10. Arbeitsgruppe Einführung der Digitalisierung flächendeckend auf Bundesebene
    11. Arbeitsgruppe Auswirkungen der bundesweiten Digitalisierung auf die Bundesländer
    12. Arbeitsgruppe technische Voraussetzungen für die Digitalisierung
    13. Arbeitsgruppe Windenergie onshore
    14. Arbeitsgruppe Windenergie offshore
    15. Arbeitsgruppe Photovoltaik im staatlichen Bereich
    16. Arbeitsgruppe Photovoltaik im privaten Bereich
    17. Arbeitsgruppe sonstige „Erneuerbaren Energien“
    18. Arbeitsgruppe Aufgaben des neuen Klimaministeriums
    19. Arbeitsgruppe Gendergerechte Transformation der Gesellschaft
    20. Arbeitsgruppe Abgabe von Themen nationaler Interesse an die EU
    21. Arbeitsgruppe Ausarbeitung von Kriterien für den Klimalockdown
    22. Arbeitsgruppe Übergreifende Themen

    Nachdem im Wahlkampf wichtige Themen wie Migration, innere Sicherheit, äußere Sicherheit, wirtschaftlicher Fortschritt, Finanzlage, Schulden, nur um einige zu nennen, keine große Rolle spielten, gehe ich davon aus, dass da auch keine Arbeitsgruppen gebildet werden. Bestenfalls werden diese Themen in der Arbeitsgruppe 22 behandelt.

  3. Ludwig 19 Oktober, 2021 at 21:19 Antworten

    VHS. 22 Themen. Für mich als Freund totalitärer Systeme kein Problem. Vom Lastenrad über Gender, Verbrennerverbot sofort bis zur sofortigen Abschaltung aller Kraftwerke. Da bin ich dabei. ARD gucken, 24 Std am Tag! Yessss! Bin aber gerade krank. Krankenschein reiche ich nach. Der ist so echt wie mein Impfzertifikat.

    • der Bernd 20 Oktober, 2021 at 13:31 Antworten

      … “Freund totalitärer Systeme” – DAS gefällt mir richtig gut. Darf ich das von Ihnen haben und dann gerne und oft mit in Gespräche einfügen? Gott, bin ich neidisch, dass mir diese super Wortgruppe nicht eingefallen ist!!

  4. Luisa 19 Oktober, 2021 at 22:27 Antworten

    “Wenn das tägliche Polit-Elend nicht in Bild steht, findet es für viele Menschen nicht statt. Im Staatsfunk kommt es schließlich auch nicht vor” (SP). Aus die Maus – schade.

  5. Putzi 19 Oktober, 2021 at 22:28 Antworten

    Na, dann kann die AFD ja wieder vier Jahre vergeblich darauf warten einen Stellvertreter für den Bundestagspräsidenten zu stellen.
    “the same procedure as every year”

    Arbeitsgruppe: gegen rechts, für links, gendern, BLM, FfF, Haltung, Rückgängig machen, Alternativlos, Klima 1, Klima 2, Klima 3, Fluchtroutenoptimierung, staatliche Seenotrettung, Bargeldabschaffung, Migrationswohnungsbau, Diätenerhöhung, … ist doch egal was für Arbeitsgruppen, weil eh gegen das deutsche Volk und viel zu teuer!

  6. Franck Royale 19 Oktober, 2021 at 22:52 Antworten

    Ich verstehe Leute wie Döpfner nicht, wenn sie sich gezwungen fühlen, auf die „begeisterten Moralapostel aus dem linken Milieu“ zu reagieren. Oder in einfacher Sprache ausgedrückt: Wenn irgendwo gequirlte Scheisse rauskommt, weise ich doch nicht noch meinen hoch bezahlten Konzernsprecher an, mit dem Quirl zu reden. Nase zu halten, und durch!

    KGE hat „ihren neuen Lebensgefährten im religiösen Umfeld“ gefunden. So, so. Und wo hat Merkels SMS-Freundin ihren alten verloren?

    Und wer von den Berliner Sozis konnte da wieder nicht rechnen? 3 x 7 ist 21.

    • Ulrich 20 Oktober, 2021 at 10:59 Antworten

      Finde ich auch. Die haben damals noch eine richtige Mauer gebaut, damit die Leute daheim blieben. Heute genügen ein paar Plastikstäbchen.

  7. J. Dragitis 20 Oktober, 2021 at 10:39 Antworten

    „Vorgesetzte strahlen Souveränität aus, sie haben alles im Griff und wissen, was sie wollen. Das kann anziehend wirken.“
    Nicht nur Vorgesetzte. Ich meine mich zu erinnern, hier mal folgenden Satz gelesen zu haben: “Herr Paetow, ich will ein Kind von Ihnen.” (Ich war das nicht, außerdem bin ich ein Mann, nobody is perfect). 😊
    Im übrigen bin ich einerseits amüsiert, anderseits geradezu verzweifelt über das, was in den Spaet-Nachrichten präsentiert wird (z.B. KGE als Bundespräsidentin).
    Jetzt nehme ich erst mal eine Überdosis mother’s little helper (obwohl ich ein Mann bin), um den Rest des Tages durchzustehen. 😉

  8. Dragitis 20 Oktober, 2021 at 10:52 Antworten

    Mooooment amal…
    Bundes TAG spräsidentin? Den TAG habe ich doch glatt überlesen. Sollte die nicht als Bundespräsidentin ausgekungelt werden? SPD-Bundeskanzler und SPD-Bundespräsident, das geht doch wohl gar nicht oder?
    Wenn KGE “nur” Bundestagspräsidentin würde, wäre das zwar immer noch schlimm, aber nicht ganz so schlimm.

    • Krufi 20 Oktober, 2021 at 14:33 Antworten

      Aktuell auf ET: „Die SPD-Politikerin Bärbel Bas soll Bundestagspräsidentin werden. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich werde dies dem Fraktionsvorstand am Mittwochabend empfehlen, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Laut „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ will er die Abgeordnete Aydan Özoguz als Bundestagsvizepräsidentin nominieren. Das Amt des Bundestagspräsidenten oder der Bundestagspräsidentin wird traditionell von der stärksten Fraktion besetzt; nach der Bundestagswahl ist dies die SPD. Insbesondere sozialdemokratische Frauen hatten zuletzt gefordert, das Amt weiblich zu besetzen.“ Typisch, noch keine Regierung gebildet, aber die Posten werden schon verschachert.

      • treu 20 Oktober, 2021 at 20:20 Antworten

        @Krufi, was ist denn daran neu oder ungewöhnlich? Es geht am neufeudalen Hofe zu Berlin und in den Provinzen schon immer nur um die heißbegehrten Privilegien, Posten und Pöstchen. Heute nur dreister, unverschämter, offener und noch schmarotzender als vor einigen Jahren, aber das Prozedere ist doch immer gleich.

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