Blendgranaten und Heckenschützen

Kabul, Laschet, Überall

Bild außer Rand und Band. „Grausame Szenen“ rund um den Flughafen will die Journalistin Ayesha Tanzeem (Voice of America) gesehen haben, und es werde „immer schlimmer“. Konkret wird sie in ihrem eigenen Fall: Sie sei „erst beim dritten Anlauf in den Flughafen gekommen und habe stundenlang im Gedränge gestanden“. Journalistinnen und Krieg.

Bei Focus kaum besser: Während die ersten Deutschen ausgeflogen wurden, „griff die Taliban den Flughafen an“, laut Welt „feuern Taliban Warnschüsse am Flughafen ab“. Auf den Videos und Fotos sieht man hingegen keine Angriffe oder Feuergefechte, sondern einen hoffnungslos überfüllten Flughafen, bei dem selbst die Runway bevölkert ist. Das sieht eher nach totalem Missmanagement aus.

Von Todeslisten weiß „ein privater norwegischer Nachrichtendienst“, den man wohl kennen muss in Nachrichtenkreisen. Erschossen wurde nun der Kabuler Polizeichef „vor laufenden Kameras“ (Focus). Fällt bis jetzt unter „Einzelfälle“, wie bei uns.

Dafür hat das mediale Unter-Feuer-Nehmen der Verantwortlichen am Afghanistan-Debakel (von Merkel abwärts) deutlich abgenommen.

Deutlich entspannter hört sich die Lage aus Pentagon-Sicht an. Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums seien in engem Kontakt mit den Taliban: „Wir wollen nicht, dass jemand belästigt oder verletzt wird.“

 

Tröstlich, dass nicht nur unser Außenministerium in einer anderen Welt als der realen lebt. So forderte Ned Price, der erste offiziell schwule Sprecher im US-Außenministerium die Taliban auf, eine „inklusive und repräsentative Regierung“ zu formieren. Das wird wohl eher nichts.

 

Überall, wo was los ist, darf die mahnende Stimme von Frank Überall nicht fehlen. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten Verbandes appellierte: „Deutschland darf nicht tatenlos zusehen, wie unsere Kollegen verfolgt oder gar ermordet werden.” Es sei ein Gebot der Stunde, die Journalistinnen und Journalisten zu retten und ihnen in Deutschland Schutz zu bieten.

Hat doch der Söder längst schon angeord.. äh auch gesagt, Herr Funktionär, und jetzt kommt’s: Nach Bild-Informationen „hat die Bundeswehr mehrere ihrer Spezialkräfte-Hubschrauber H145 nach Kabul verlegt. Die Maschinen sollen heute ankommen und ab Samstag einsatzbereit sein“. Schnell, schneller, Annekret.

 

Der Beginn einer Dolchstoßlegende

Kennen Sie Sylvia Pantel aus Düsseldorf? Oder Axel Müller aus Esslingen? Doch sicher kennen Sie die! Das sind doch die beiden Kronzeugen für die Bild-Schlagzeile „Unions-Abgeordnete fordern Laschet-Rücktritt“. Sylvia gilt als konservativ, was die Attacke noch undurchsichtiger macht, denn der einzige Gegenkandidat wäre der grünverstrahlte Egozentriker Söder, der nun wahrlich nicht zu den Konservativen zählt.

Außerdem kommt der Angriff etwas spät. Aber Müller fände nun doch einen anderen Kapitän als Laschet „besser, als gemeinsam unterzugehen“. Und Olaf Scholz kann den beiden nur recht geben.

Der Spiegel hat offenbar zudem Zugang zu einer WhatsApp-Gruppe von Unionistas, deren Quertreiberei er genüsslich verbreitet. In der CDU gibt’s anscheinend mehr Heckenschützen als am Flughafen von Kabul. Und ein Gesetz gegen Wahlkraftzersetzung wurde auch noch nicht geschrieben.

Aber warum hat Bild sein Herz für die Spezialdemokratie (inkl. Antifa Esken) entdeckt? Dass die Amis die Ramstein-Airbase zum Evakuierungsdrehkreuz machen, verkauft das Blatt den Minderbemittelten als „Maas-Deal“.

Mensch Armin, man kann ja nicht mehr hinschauen! Warum sagst du nicht mal klipp und klar, dass unter Merkel vieles nicht so toll gelaufen ist, aber sie ist die amtierende Kanzlerin und in deiner Partei, daher sagst du jetzt nichts weiter dazu, machst aber alles anders? Und warum sagst du dem Söder nicht, was er ist (wir empfehlen: Großmaul), und dass er in seinem Bayernland auch nichts auf die Spur kriegt (wir sagen nur: Corona-Grenztester mit Block und Bleistift)?

 

Haaalloooo? Hört dem Jens denn keiner mehr zu? Er hat ein gaanz tolles „Booster-Angebot für jeden“...

P.S.: Sorry, heute waren wir etwas Bild-lastig. Soll nicht wieder vorkommen. Außerdem zur Entspannung:

 

UNSER TV-TIPP

Nervlich belastet von all den Afghanistan-Dummschwätzern im TV? Das muss nicht sein! Nehmen Sie sich eine Stunde Zeit und lauschen Sie dem Vortrag von Peter Scholl-Latour 2010 vor Studenten der Uni Duisburg-Essen. Der erklärt Ihnen all die „Torheiten einer Regierung, die weder zu einer Außenpolitik noch zu einer Strategie fähig ist“ – ja damals war Merkel auch schon dran. Auch sonst können Sie den Eindruck haben, der Scholl-Latour habe den Vortrag erst gestern gehalten.

(Es folgen vier weitere Teile zu je etwa 15 Minuten...)

6 comments

  1. NYX 20 August, 2021 at 21:27 Antworten

    Bild lastig immer noch besser als Focus lastig.
    So einen Müll liest man nicht jeden Tag, aber immer öfter. Journalistin und Krieg.

    “berlin-backstage-die-kolumne-von-sara-sievert-mit-terroristen-redet-man-nicht-was-wir-brauchen-sind-mehr-soldaten-in-afghanistan”.

    Deutsche versteht sich, weil die AFG Scheinarmee die hiesige Kultur bekämpfen muß, Ehrenmord oder so ähnlich und natürlich Männer und natürlich KSK, die Erznazis überhaupt, gehören aufgelöst und werden der Fremdenlegion zwangsangeschlossen.

    Die Bundeswehr faselt immer von Ehre, die Berufsehre ist wohl verloren gegangen.

    Frau Sievert, besorgen Sie sich ein MG, ein leichtes Plastik G36, Handgranaten, Glock, Bajonett und schiessen Sie auf Leute, denn das ist was Soldaten machen und Sie werden es nicht glauben, auch auf Sie wird geschossen mit dem Ziel, Sie zu töten. Das ist nicht lustig und kein Räuber und Gendarm Spiel.

    Kämpfen Sie für andere.Auch wenn die Händchen dann blutbeschmiert sind.

    Und kommen Sie davon runter, daß sich Männer für Frauen umbringen lassen müssen.

    Mit martialischem Gruß

  2. Michaelangelo 20 August, 2021 at 22:39 Antworten

    Nicht Kabul, aber auch irgendwas mit Blendgranate: Jetzt soll „Dr. ex“ Giffey sogar bei ihrer Masterarbeit erheblich abgekupfert haben, berichtet t-online. Unerhört – nee, das hat echt keiner kommen sehen. Sofort ruft Franzi laut: „Nein! Nein!“, denn noch will sie Berlins Negierende Bürgermeisterin werden, alles sei „nach bestem Wissen und Gewissen“ ab-, also geschrieben worden. Uhuhuh, dieses Qualitätsversprechen beruhigt die Berliner ungemein, weil Franzi sicher auch ihre Regierungsleistungen „nach bestem Wissen und Gewissen“ erbringen wird. Wie im Arbeitszeugnis: Sie hat sich redlich bemüht …
    Den eigentlichen Coup aber landet Berlins SPD aktuell mit einem Giffey-Plakat. Weniger Ironie war selten: Geschmückt mit Franzis Konterfei, titeln die doch echt den Slogan: „Gute Arbeit. Faire Löhne.“ Hä? Welche gute Arbeit darf’s denn sein: Franzis Doktorarbeit? Franzis Masterarbeit? (Geht grad‘ den Bach runter.) Oder ruht die letzte Hoffnung der Berliner SPD darauf, dass Franzi wenigstens davor … also in ihrer FH-Diplomarbeit …? Oder zumindest im Abituraufsatz …? Ähh … hat mal jemand für Franzi ‘ne gute Leih-Arbeit übrig, die grad‘ keiner braucht …?

    • Julius 21 August, 2021 at 13:51 Antworten

      Auf diese Frage wäre ich nicht mehr gekommen, ist wohl rhetorisch. Derzeit nur noch beim “Talk im Hangar-7” denkbar, oder Tichys Ausblick.

  3. Stefano 22 August, 2021 at 10:31 Antworten

    Man erkennt nur an demNamen vom US Präsidenten oder dt Verteidigungsminister das der Vortrag von PSL „älter“ist.Sollte Plichtvideo für alle werden.Danke für den Link.

  4. Krufi 23 August, 2021 at 19:12 Antworten

    Bild-lastig? Macht doch nichts. Im Moment kann man seinen Augen nicht trauen und meinen, Bild wäre zu den alternativen Medien übergelaufen. Hoffentlich ist das nicht eine „Eintagsfliege“ und feuert aus allen Rohren weiter gegen Merkel und Konsorten. Dann könnten auch die Schlafmichel aufwachen, was ja nicht schlecht wäre.

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