Corona im Winter. Esel auf dem Eis

Corona-Akrobaten – Der Wendler rutscht aus

Die neue Staatsfrömmigkeit in Deutschland, einig Maskenland, treibt inzwischen anscheinend sogar dem Liberallala Lindner die Schweißperlen auf die Stirn. Denn wenn es mit der „Verformung der freiheitlichen Gesellschaft“ so weitergeht, braucht niemand mehr die Lindnerpartei. Wir prognostizieren mal, Lindners Erwachen kommt zu spät, die Karawane zieht weiter.

Ganz vorne Bayerns Franke Maggus Söder. Obwohl Söderland Corona-infektionsbeherrschend eher als Schlusslicht blinkt und der Mann vielleicht ganz leise sein sollte, ist das nun leider nicht seine Art. Heute trompete er in die Welt hinaus, dass er Bayern soeben „perspektivisch personell nochmal optimiert“ habe. Heißt: Er hat seine glücklose (charmante Umschreibung unsererseits) Gesundheitsministerin Huml (sprich: Hummel) gefeuert und setzt nun auf einen gewissen Holetschek. Die Hummel mag zwar nicht gut genug für Bayerns Gesundheit sein, für Europa aber reicht es immer. Deshalb „verstärkt“ sie nun „das Team in der Staatskanzlei als Ministerin für Europa und Internationales“. Hahaha. ­Ministerin für „Europa und Internationales“ klingt bei Söder schon wie bei Gerhard Schröder einst das Gedönsministerium Frauen, Familie und so Sachen.

 

Kleine Perlen der Corona-Berichterstattung. Am besten gefällt uns die Frage in der Welt: Lassen sich die Impfstoffe von Biontech und Moderna mischen? Großartig. RTL will nicht unterschlagen, dass es auch einen anderen als den alternativlosen Merkelweg gibt, der sei aber natürlich zweifelhaft – anders als der hiesige. So liege in Schweden die Inzidenz bei 400, trotzdem seien Geschäfte und Restaurants geöffnet, klagen sie in den RTL-Nachrichten. Man wolle zwar in Schweden nur die besonders gefährdeten Alten schützen, aber der Erfolg sei doch zweifelhaft: 75% der Toten sind über 70. Gastronomen und Geschäftsinhaber in Schweden dürften die Sinnhaftigkeit dieser Meldung kaum verstehen, wenn sie sie denn hören würden.

 

Der Esel auf dem Eis

So viel zur täglichen Corona-Show. Die größte gefühlte künstliche Aufregung verursachte hingegen ein gewisser Skowronek, ein gelernter Speditionskaufmann aus Dinslaken (Homeland NRW), der laut Wikipedia auch schon zwei Sex-Shops betrieb, und als Sänger über Auftritte in Bierzelten und Diskotheken als „der Wendler“ in Deutschland weltberühmt wurde.

Zunächst hatte der junge Mann durch Größenwahn und dann über die Hochzeit mit einem 18-jährigen Schnuckelchen außerordentliche Fortüne und wurde zum Goldjungen für RTL und Bild. Nachdem er aber mit dem Corona-Leugner und Veganer-Koch Hildmann telefonierte und fortan ebenfalls Corona leugnete und die Heilige Merkel als unfähig verspottete, verkündete RTL empört den sofortigen Rausschmiss des Lümmels. So konnte man das jedenfalls verstehen. Gestern aber wurde die neue Staffel von DSDS ausgestrahlt, und wer saß da in der Jury? Der angeblich gefeuerte Skowronek.

Ja, sagte RTL, das sei leider notwendig „für das Verständnis der ganzen Show“. Für Leser, denen die Tiefen des Schaugeschäfts fremd sind: Bei DSDS ist eigentlich nicht viel mehr zu verstehen, als dass mehr oder weniger begabte Singende (m/w/d) aber mit überbordendem Selbstbewusstsein Ausgestattete um den Titel „Superstar“ buhlen, den eine Jury um Dieter Bohlen aus Tötensen auswählt.

Lockdown hin, Corona-Leugnung her, die vorproduzierte Sendung mit dem Klaus, quatsch, mit dem Michael (Wendler) war gestern, zur kurzen Freude von RTL, der TV-Quotensieger des Tages. Aber jetzt kommt’s. Der Wendler hatte pünktlich zur Ausstrahlung auf seinem Telegram-Account – und zur großen Freude von Bild – wieder einen Corona-Text rausgehauen, der die Medien-Politikerin Elisabeth Motschmann (68, CDU) (die kannten wir gar nicht) in Bild das „sofortige TV-Aus für Wendler“ fordern ließ.

Bild telefonierte außerdem Sven Schulze (41), CDU-Generalsekretär von Sachsen-Anhalt (kannten wir auch nicht, GEZ-Leugner?), sowie den außerhalb Hessens unbekannten hessischen Antisemitismusbeauftragten und Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker (51, CDU) ab. Der Vize-Generalsekretär der CSU, Florian Hahn (46) (nie von gehört), sagte zu Bild: „Tiefer geht’s nicht!“ Für die SPD empörte sich Martina Fehlner (60), medienpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Bayern. „Eine deutliche Ansage“ machte ebenda Christoph Heubner (71), Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees.

Mann, Mann, kleiner hatten sie es wohl nicht. Fehlt nur noch..., halt, nein, der Historiker Michael Wolffsohn fehlte nicht. Da dem renommierten wie emeritierten Forscher der Herr Skowronek, Gesangskünstler aus Dinslaken, dann wohl doch nicht ganz satisfaktionsfähig erschien, hob der den Fall auf eine höhere Ebene. Natürlich sollten „Medien solchen Menschen keine Plattform bieten“, stellte Wolffsohn fest und schob dann treffsicher hinterher: „Erst recht nicht, wenn ihr Stammhaus vom Hitler-Reich profitierte.“ RTL, Bertelsmann, NS-Erbauungsliteratur. Zack.

Was hat denn der Corona-Leugner Wendler nun geschrieben, dass kurz die Medienwelt stillstand? Wir zitieren:

„KZ Deutschland??? Es ist einfach nur noch dreist, was sich diese Regierung erlaubt! Das Einsperren von freien und unschuldigen Menschen ist gegen jegliche Menschenwürde!!!“

Uiuiui. Und das aus dem Munde eines Mannes, der seine gesamte Schullaufbahn im (mit ein paar Ausnahmejährchen) seit 150 Jahren gegen den Nationalsozialismus kämpfenden SPD-Homeland verbrachte! Wie konnte die rotgrüne Pädagogik derart versagen, dass der Wendler nicht mal ahnte, welche Lawine er da lostreten würde? Offenbar kennt er aber doch noch den ein oder anderen mit Grundbildung, so dass er, wohl mit dessen Hilfe, sich herauszuwendlern suchte mit der Erklärung, er habe mit „KZ“ bloß „Krisenzentrum“ gemeint.

Was natürlich nicht mehr hilft! Das „Schlager Radio B2“ hat hoch und heilig versprochen, nie wieder Lieder vom Wendler zu spielen.

P.S.: Kennen Sie die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz? Nein? Na Gottseidank! Die hatte wohl, laut Welt, geäußert, „als sie zum Massentest geladen wird, denkt sie an die Gesetzgebung der Nazis“. Außerdem wähnte sich „ein Präsident im Krieg“, „ein Philosoph denkt bei E-Learning an Faschismus“. Ja, ja, schreibt die Welt, „Vergleiche und Metaphern sollen in der Pandemie für Orientierung sorgen. Das kann schiefgehen.“

Die meiste Haue aber kriegt das Opfer der sozialdemokratischen Bildungsreform, dabei weiß der Wendler wahrscheinlich gar nicht, was eine Metapher ist...

P.P.S.: Ab morgen wieder pünktlich um 8.

SPÄTER: Donalds letzter Kampf.

 

8 comments

  1. Krufi 6 Januar, 2021 at 22:38 Antworten

    Oje, das war heute aber eine “schwere Kost” für mich. KZ=Krisenzentrum?? Ich dachte immer: KZ=Kompetenzzentrum. Na ja, ich bin nich allwissend, Gott sei Dank.

    Verfolge gerade die Ereignisse im Kapitol. Ist ja der Wahnsinn. Staatsstreich?????

  2. Reinhard Westphal 7 Januar, 2021 at 00:07 Antworten

    “SPÄTER: Donalds letzter Kampf” und ich ergänze mal: Donalds letzter Kampf, mit dem er der linksintellektuell-faschistischen Hydra dank seiner titanischen Kräfte endgültig alle Köpfe abschlug und so den Beginn eines neuen Zeitalters voll liebevoller, gütiger Menschen schuf.

    Man wird ja noch träumen dürfen! Gute Nacht.

  3. Stefan 7 Januar, 2021 at 00:49 Antworten

    In Sachen der Hum(m)l gehe ich eher davon aus, daß der Maggus mit wehenden Fahnen aus seinem coronaversifften Hotspot raus und in den von allen guten Geistern verlassenen Bundeshauptslum einreiten will- zumindest perspektivisch betrachtet.Die Huml hat ja bereits ihre Reize…ähm “Fähigkeit” zum Amt bewiesen und wäre eine äquivalente Doppelpartnerin für Kerosin-Katha beim gemeinsamen Umarmen in den bairischen Wäldern.Grün-doofe Doppelspitze für die erfolgsverwöhnten Bajuwaren, das hat doch was !!!
    Na ja und zum Wendler fällt unsereinen auch nichts mehr ein.Mit seinem ” Das Einsperren von freien und unschuldigen Menschen ist gegen jegliche Menschenwürde” muß man ja nicht gleich an die dunkelsten Zeiten der Geschichte erinnern- ein Gleichnis auf den “Unrechtsstaat DDR” hätte ihm zumindest noch die eine oder andere milde Gabe in Form von Honoraren für seine Gläubiger ermöglicht..

  4. Ostfale 7 Januar, 2021 at 05:37 Antworten

    “””P.S.: Kennen Sie die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz? Nein? Na Gottseidank! Die hatte wohl, laut Welt, geäußert, „als sie zum Massentest geladen wird, denkt sie an die Gesetzgebung der Nazis“. Außerdem wähnte sich „ein Präsident im Krieg“, „ein Philosoph denkt bei E-Learning an Faschismus“. Ja, ja, schreibt die Welt, „Vergleiche und Metaphern sollen in der Pandemie für Orientierung sorgen. Das kann schiefgehen.“
    Die meiste Haue aber kriegt das Opfer der sozialdemokratischen Bildungsreform, dabei weiß der Wendler wahrscheinlich gar nicht, was eine Metapher ist…”

    Jo mei, bin i bläd ? I vaschtähs net.

  5. alacran 7 Januar, 2021 at 12:36 Antworten

    Wenn das eigene Dachstübchen nicht sehr groß und luxuriös ausgestattet ist, sollte man mit dem Aufhängen übergroßer Bilder zurückhaltend sein.
    Überhaupt ist für die Verwendung von Metaphern zivilgesellschaftliche Haltung erforderlich. Wo käme unsere Zivilgesellschaft denn hin, wenn wir jeden Wendler herumsödern ließen! (jeden Tag ein Flugzeug!)

  6. Talleyrand 7 Januar, 2021 at 14:19 Antworten

    FDP Treff in der Stuttgarter Staatsoper, die LKZ titelt: Große Reden vor leerem Opernhaus. War ei Setzfehler. Hätte heißen sollen: Leere Reden vor großem Opernhaus.

  7. W. Hoffmann 7 Januar, 2021 at 14:33 Antworten

    Jede Menge Leute, von denen man noch nie gehört hat. Wobei der eine, vielgescholtene, ja ziemlich richtig liegt. Mit einem (ziemlich unbrauchbaren) Test, dessen eigene Fehlerquote als Obergrenze postuliert wird, kommt man niemals wieder aus dem Einschluss der Bevölkerung raus. Da bin ich mal gespannt, wie das weitergehen soll, ein gutes und friedvolles Happyend sehe ich momentan nicht.

  8. JG 7 Januar, 2021 at 19:44 Antworten

    “Braucht niemand mehr die Lindnerpartei”. Das ist Humor à la Paetow – als ob man die je gebraucht hätte. Ist in letzter Zeit öfter im Fernsehen aufgetreten, der Herr Lindner. Besonders intelligent war sein Statement, der Staat müsse die Produktion der Impfmittel steuern. Die FDP, die immer die Verwaltung abschaffen will (außer sie stellt den Minister und muss Parteifreunde unterbringen), ruft plötzlich nach mehr Staat !?! Im übrigen kennt das geltende Patentgesetz das Instrument der Zwangslizenz im öffentlichen Interesse. Konkurrenzunternehmen können in Extremsituationen bei Produktionsengpässen einklagen, dass sie eine Lizenz zur Produktion eines Arzneimittels erhalten. Die Pharmaindustrie hat davon aber beim Corona-Impfstoff aus gutem Grunde keinen Gebrauch gemacht, weil die Produktion durch ein Start-Up in einer Garage wohl nicht so der Brüller ist. Früher stand die FDP mal im Ruf, eine wirtschaftskompetente Partei zu sein. Ist schon lange her.

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