Die Große Verarschung*

TV-Programm, Fußball, Presse und Politik

Grundsätzlich ist der Armin Laschet eher von der sympathisch-schusseligen Art. Mal verbaselt er als Lehrbeauftragter Klausuren seiner Studenten, dann spendet er die Einnahmen seines Buches „Zuwanderung als Chance“ und reicht beim Finanzamt die Spendenquittung ein, vergisst aber auch die Honorare für sein Buch anzugeben. Nobody is perfect. Aber es ist nun auch nicht so, dass der Armin überhaupt nicht rechnen kann – sonst wäre er ja wohl kaum Ministerpräsident vom Homeland NRW geworden.

Jedenfalls hat er nun an zehn Fingern abgezählt und der Rheinischen Post das Ergebnis mitgeteilt: „Wir können nicht auf Dauer alles schließen, und der Staat bezahlt Monat für Monat Milliarden-Ausfälle. Dauerhafte Schließungen und anschließende Ausgleichszahlungen machen den Staat auf Dauer kaputt.“

Diese Erkenntnis überrascht vor allem Sozialdemokraten, für die Geld seit der Erfindung des Großen Rades durch Olaf Scholz bekanntlich keine Rolle spielt. Schließlich wurde gerade – Corona, Flüchtlinge, EU hin oder her – eine weitere Milliarde Euro für Spitzel und Petzer bereitgestellt.

Aber den CDUlern dämmert so langsam, dass es auch dem Wähler dämmern könnte, dass demnächst Schicht im Schacht ist. Denn die politische Verantwortungsgemeinschaft ließ zuletzt doch große Zweifel daran aufkommen, dass einer von ihnen in der Lage wäre, eine Frittenbude zu managen, geschweige denn eine Volkswirtschaft.

Nun sagt sogar der schläfrige Helge Braun, „bis Januar müssen wir zielgenauere Hilfen ausarbeiten“, will sagen, die Länder sollen einen höheren Anteil an der großen Corona-Geldberegnung übernehmen. Dabei japsen die Länder schon jetzt (Einfamilienhäuser für Flüchtlinge und andere Projekte). Der weitgehend unbekannte Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus, dem erst kürzlich eine Fee im Traum vorausgesagt hatte, er würde neuer CDU-Parteichef, mantelte sich besonders auf, so dass sich Hessens Ministerpräsident Bouffier „persönlich beleidigt“ fühlte. Helge und Ralph vertreten in diesem angeblichen Streit übrigens nur die Position von Angela, der Alternativlosen.

Bei dem Theater handelt es sich nämlich um das Vorspiel zum eigentlichen Akt, der großen Steuererhöhung. Inkl. Corona-Soli. Wie sagte Maggus Söder: Steuererhöhungen seien mit der Union nicht zu machen. Also grundsätzlich. Aber wenn die Infektionszahlen weiter, dann doch, oder, Maggus?

 

+++ Nichts zum AfD-Parteitag in Kalkar? Keine Siegerehrung (Meuthen-Flügel oder Höcke-Flügel)? Kein Kommntar zu Wiederauferstehung oder Spaltung? Anfang oder Ende? Nun, ein wenig verhält es sich mit der AfD wie mit Trump. In den USA werden die Gerichte entscheiden, ob Trump Präsident bleibt, oder ob Joe (hat sich gerade den Fuß gebrochen beim Spielen mit dem Hund) kurz drankommt. Die Lage ist unübersichtlich wie vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Kann so ausgehen oder so. Da warten wir bis zum 16.Dezember, dann wissen wir mehr.

Bei der AfD heißt es auch abwarten, bis sich der Pulverdampf verzogen hat. Bis März haben die Blauen noch Zeit, dann ist der Lack der Regierung auch beim gutmütigsten Trottel ab – siehe oben – und die Zeit der Selbstbespiegelung sollte für die AfD abgeschlossen sein und der Zeit der Ernte weichen.

 

Übrigens das Volk. Haben Sie am Samstag die drei Stunden Große Volksverarschung* mit 100.000 Lichtern und Florian Silbereisen gesehen? Wer guckt sich das an? Reflexartig würden wir sagen, die älteren Herrschaften haben an so etwas Freude, aber im Ernst: Die heute 80-Jährigen sind mit den Beatles aufgewachsen, und selbst wenn jede Form der „Negermusik“ (früher gebräuchlicher Staatsfunk-Spott) an ihnen vorübergegangen ist und sie von Heino, Roy Black oder Rex Gildo direkt zu den Toten Hosen gewechselt sind – „Das Adventsfest der 100.000 Lichter“ hat niemand verdient!

Die Veranstaltung auf dem geistigen Niveau der Teletubbies „erreichte eine gigantische Quote von 6,68 Mio. Zusehern und auf ORF2 verfolgten die stimmungsvolle Weihnachtssendung 728.000 Menschen“. Entweder berechnen die die Quoten wie die Biden-Stimmen bei der US-Präsidentschaftswahl, oder Deutschland war um Viertel nach Acht total besoffen.

 

+++ Wer den Silbereisen durchstehen kann, der gruselt sich sicherlich auch gerne vor Geschichten wie „Intensivstationen voll“.

Gunnar Schupelius schreibt in der BZ, laut Lagebericht des Senats werden in Berlin „320 Menschen mit Corona-Infektion auf den Intensivstationen behandelt, 255 von ihnen sind so schwer erkrankt, dass sie künstlich beatmet werden müssen.“ Ohne weitere Angaben ist diese Zahl so sinnlos wie „1 Million Inder infiziert“. Sind die Patienten Berliner oder hat man sie von woanders aufgenommen? Sind 90% über 90?

„Wenn man wüsste, wo sie sich angesteckt haben und warum und unter welchen Umständen“, so Schupelius, „dann könnte man gefährdete Menschen besser schützen“.

Aber die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (natürlich SPD) antwortet nicht. Da die Genossen sich außer Stande sehen, klare Angaben zur Lage zu machen, fragen wir eine Ärztin, die inzwischen in der Schweiz arbeitet, wie solche Alarmmeldungen grundsätzlich einzuschätzen sind.

„Als ich Deutschland verließ als Intensiv- und Notfallmediziner Anfang 2018, war ich auch ständig auf der Suche nach Betten. Die Bettenkapazität musste gemeldet werden, auch an die Rettungsdienste. So erhielt man in den Monaten Oktober- März oft Meldungen auf dem Pieper: ITS gesperrt. Es war normal.

Man rief auf der nächsten Intensivstation an und bettelte um ein Bett. Da musste man als Notarzt in Deutschland auch einmal mehr als 100km fahren.

Der Schweiz wurde in den letzten Wochen immer wieder bescheinigt, sie habe wegen des ‘Slow Downs’ komplett alle Kapazitäten erreicht, was eine absolute Falsch-Meldung ist. Da ich in Reserve stehe, aber gerade die Arbeit an der Basis mache, sehe ich diese ewigen Panik-Aufrufe als absolut negativ. Sie vermindern die Akzeptanz und schüren Angst.“

Keine weiteren Fragen.

 

Und sonst so?

+++ Zwei „Jugendliche“ schlagen 81-Jährigen tot. Oder wie es bei Bild heißt „Auseinandersetzung im Einkaufszentrum. Mann (81) stirbt nach Streit mit zwei Jugendlichen.“ Ist das die Weihnachtsbotschaft? Streitet nicht, Ihr alten Männer?

+++ Auch schön: „Sanitäter fliehen vor Randalierer aus Rettungswagen.“

 

+++ Wenn die CDU Sachsen-Anhalt stark und tapfer bleibt, dann wird’s nix mit der Zwangsabgabenerhöhung für den Staatsfunk. Und wenn die SED in Leipzig ebenfalls stark und tapfer bleibt, dann muss SPD-OB Burkhard Jung demnächst Elektroauto fahren, was doch zu schön wäre.

Der Genosse wollte eigentlich ein richtiges Dienstauto, obwohl doch in Leipzig „Klimanotstand“ (SPD-Idee) herrscht, weswegen Genosse Burkhard mit Grünen und Roten beschlossen hatte, die Anschaffung und Nutzung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren auf Basis fossiler Energieträger für die Stadtverwaltung sofort einzustellen. Nun war ihm „sofort“ doch etwas schnell, und er beantragte eine Ausnahmegenehmigung. Herzallerliebst, unsere Genossen...

 

+++ Corona ohne Merkel ist längst so unvorstellbar geworden wie „eine begeisternde EM 2021“ (DFB) ohne Fußball-Merkel Jogi. Deshalb wird auch auf dem Rasen der „eingeschlagene Weg“ (kein Körperkontakt während Corona, Antirassismus) alternativlos fortgesetzt.

 

*Wir haben uns extra beim Duden umgeschaut, ob dieses Wort auch für Leute mit Bildung und Stand verwendet werden darf. Der Duden sagt „Ja“:
Substantiv, feminin
Gebrauch: salopp

 

13 comments

  1. Krufi 30 November, 2020 at 21:09 Antworten

    „Wer den Silbereisen durchstehen kann, der gruselt sich sicherlich auch gerne vor Geschichten wie „Intensivstationen voll““. O ja, diesen Satz kann ich voll und ganz unterstreichen, da ich die Erfahrung im engsten Familienkreis tagtäglich mache.

    „Wenn die CDU Sachsen-Anhalt stark und tapfer bleibt….. dann muss SPD-OB Burkhard Jung demnächst Elektroauto fahren“. Lieber Herr Paetow, es ist kurz nach 21 Uhr. Gehen Sie heute mal bald ins Bett (ausreichender Schlaf ist sehr wichtig, stärkt auch das Immunsystem) und “träumen” Sie davon, was Sie da geschrieben haben. Wenn Sie dann allerdings aufwachen, weil Sie einen “Alptraum” hatten, bitte ich schon jetzt um Entschuldigung. Bon nuit!

  2. Herbert Priess 30 November, 2020 at 22:16 Antworten

    Meine Mutter(91) schaut sich sowas wie Florian oder die anderen Verblödungs-Stimmungstötenden “Formate” nicht mehr an. Sie sagt: Ich ertrage diese Blödiane nicht mehr und die Weiber sind noch schlimmer! Sie haben aber etwas vergessen zu erwähnen, The Masked Singers. Beim durchzappen bin ich in der “Show” hängen geblieben. Gebannt, fasziniert ja paralysiert schaute ich mindestens 10 Minuten zu. Erst dann brachte ich die Kraft, psychisch und physisch, auf und konnte den AUS-Knopf betätigen. Ich saß auf meinem Sofa und fragte mich: Was war das denn?? Sind die Aliens gelandet? Haben die die Macht über unser TV-Programm übernommen? Bis ich begriff, nein, das ist nur infantiles Fernsehen für infantile Zuschauer! Was ich, nach kurzem Nachdenken, am verwerflichsten fand war der Verdacht, daß da hunderttausende Zuschauer mit ihren Kindern vorm TV saßen. Was soll aus den Kindern denn einmal werden? Ich glaube, Silberflorian-Zuschauer und da schließt sich der Kreis. Guten Abend.

  3. Ingolf Pärcher 30 November, 2020 at 22:29 Antworten

    Gegen Jahresende werden Sie wohl richtig schreibfreudig?
    OK, meine Kunden sterben dahin, bisher keiner an Corona, ich stell noch ein paar Jahresschlußrechnungen und warte gespannt ab, wieviele davon bezahlt werden. Möglicherweise falsche Kundschaft: Paar Gastwirte, ein Messebauer und ein Weltmarktführer in Sachen Orthopädiezeugs. Also voll windiges G’schwerl. Die haben mich nur über jahrelange Kundenbeziehungen ernährt. Aber 80% Umsatzeinbruch stecken doch die superreichen Selbständigen locker weg. Nein, wir kriegen KEIN Kurzarbeitergeld oder Coronazuschläge wie Beamte. Aber Politiker fragen, ob sie evtl. auch kurzarbeitermäßig bezahlt werden wollten, aus Solidarität und so – ja spinnen wir denn vollständig? Unverschämtheit!
    Flo Silbereisen und die Quote hat ungefähr den Wahrheitsgehalt wie Ulbrichts: “Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.”
    Und irgendwie isses falsch: Wer Silbereisen durchsteht, hat ein Recht auf nen Intensivplatz! Muß mal hier gesagt werden.
    Und die Jugendlichen haben nur sicherlich nur Sterbehilfe geleistet. Also quasi palliativmedizinische Hilfe. Kann es sein, daß das ein Bundle der “Ärzte und Ingenieure” aus “Neudeutschistan” war?
    Fragen über Fragen, man will die Antworten gar nicht mehr wissen.

  4. Spätleser 30 November, 2020 at 23:16 Antworten

    *
    Der Duden kennt zwar die ganz normale Verarschung (verarschung vulgaris), aber die mindestens genauso bedeutsame Volksverarschung (verarschung popularis) kennt sie nicht. Und schon gar nicht die immer häufiger auftretende “Große Volksverarschung” (verarschung popularis magna). Man kann nur hoffen, dass Sawsan Chebli nicht das fehlende “r” in Ihrer Großen Volksveraschung* bemerkt. Sonst sind Sie geliefert, und zwar für immer und für alle Zeiten. 🙂
    *

  5. Rainer Berg 30 November, 2020 at 23:22 Antworten

    Ich gehöre zu den alten weißen Männern und Sie haben recht: Beatles ja, Silbereisen – um Gottes Willen. So viel kann ich wirklich nicht schlucken, dass ich die Sendung vertrage. Aber bei der Qualität des deutschen TVs würde es mich nicht wundern, wenn die Lebergeschädigten massiv zunehmen; jemand muss ja für die Einschaltquoten verantwortlich sein.

  6. Ernst-Friedrich Siebert 1 Dezember, 2020 at 09:14 Antworten

    “Steuererhöhungen seien mit der Union nicht zu machen. Also grundsätzlich. Aber wenn die Infektionszahlen weiter, dann doch, oder, Maggus?”
    Ich sage 21% MwSt. ab 2021 voraus. Wer bietet mehr?

  7. Reinhard Westphal 1 Dezember, 2020 at 10:34 Antworten

    Florian Silbereisen und Alle, die an dieser Gelddruckmaschinerie hängen, sind klug und wissen, was die 7,5 Millionen Verblödeten sehen wollen. Höflicher klingt natürlich der Ausdruck “auf dem geistigen Niveau der Teletubbies”, in jedem Fall sind es Menschen, die sich verzweifelt vor den Anforderungen der Realität in eine harmonische Scheinwelt zu retten versuchen. Je mehr Seichtigkeit, umso schlimmer wird dann das Aufwachen.
    Zu der “Auseinandersetzung in Duderstadt” möchte ich noch ergänzen, dass dort wieder das neckische “Schupsen” mit im Spiel war. Hier der exakte Wortlaut der dpa-Meldung, präsentiert auf der Website meines E-Mail-Providers: “Nach einer verbalen Auseinandersetzung soll der 16-Jährige den 81-Jährigen geschubst haben”. Natürlich wurde “Der 16-Jährige … nach Abschluss aller polizeilichen Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt.” Doch selbstverständlich: “Die Ermittlungen dauern an”. Vermutlich ist damit gemeint, dass die Polizei mit Unterstützung der Anetta-Kahane-Stiftung dass Leben des 81-Jährigen durchleuchtet. Irgendetwas Rechtspopulistisches wird sich schon finden, Kommisar Relotius, übernehmen sie!

  8. Stefan Lanz 1 Dezember, 2020 at 16:01 Antworten

    …mandelte, nicht “mantelte”…

    Wir sind hier in Bayern, Herr Paetow, da wird sich ordentlich aufgemandelt, nicht so ein bisschen aufgemantelt.

    PS: Aufmanteln – das machen eh nur Exibitionisten, ähh Exibitionist*innen…

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