Haue in Hamm – und
Hänsel & Gretel in Berlin

Krimi am Sonntag

Die Krimisendungen vom Staatsfunk (Tatort, Polizeiruf) sind seit vielen Jahren fest in der Hand der Politkommissare, entsprechend benebelt ist das Programm. Dabei sollten Kriminalfilme auch immer die Wirklichkeit abbilden und nicht nur das schlichte Niveau der Krimiautoren und ihrer Zensoren. Wir zeigen zwei Alternativ-Plots.

Heute Abend verspricht die ARD gute Unterhaltung mit folgender Handlung: Ein polnischer Bauer wird ermordet, der Bruder hat ein Motiv, aber da sind auch noch (wahrscheinlich deutsche) Bodenspekulanten, und bestimmt ist am Ende ein Nazi der Mörder, schließlich sind Landtagswahlen an der Grenze zu Polen.

Wozu der Quatsch? Als Einschlafhilfe? Oder sollen auf diese Art genügend Mordopfer von Rechts für die Statistiken zusammenkommen, denn die TV-Toten werden bestimmt mitgezählt? Anstatt sich solche tumben Handlungen aus dem Hirn zu drechseln, fänden die Autoren in der neudeutschen Wirklichkeit doch längst Stoff genug für Krimis mit Weltniveau, bis hin zur Krimigroteske. Nehmen wir nur mal diese verfilmungswürdigen Beispiele der letzten 24 Stunden:

Erster Fall: Haue in Hamm

Es ist zappenduster in Hamm (Homeland NRW). Vier Männer machen die Nacht zum Tag. (Regie: Im Hintergund vielleicht eine Shisha-Bar einblenden.) Plötzlich steuert ein junger, aggressiver „Mann“ (Hinweis an die Regie: Keinen blonden Schauspieler besetzen, sonst macht ihr den ganzen Film kaputt!) auf die fröhlichen Vier zu. Er hat einen der vier als Polizisten erkannt, der ihn schon mal respektlos behandelt hatte. Die vier (alles Polizisten, wie wir nun erfahren) wollen nicht mit Einmann diskutieren, schicken ihn weg. Na gut, geht er halt, kommt aber kurz darauf mit einem Dutzend Einmänner zurück. (Regie: s.o.!!)

Die folgende Szene wird von Bild so zusammengefasst: Es kam zu mehreren Tritten gegen den Kopf des am Boden liegenden Mannes (also eines Polizisten!). Ein zweiter Beamter erlitt Schnittverletzungen im Bauchbereich, die beiden anderen Polizisten erlitten Prellungen und Schürf- und Platzwunden. Das lässt sich jetzt cinematografisch schlecht umsetzen, dieses „es kam zu“ oder „er erlitt Schnittverletzungen im Bauchbereich“. Da müssten dann schon Ross und Treter benannt werden, es handelt sich schließlich nicht um einen Unfall. In der nächsten Szene könnte dann ein älterer Herr mit traurigem Gesicht, der aussieht wie Herbert Reul, der Innenminister vom Homeland NRW, „den vier Beamten von Herzen gute Besserung wünschen“. Was übrigens auch fürs Passieren der TV-Zensur hilfreich wäre.

Zweiter Fall: Hänsel & Gretel in Berlin

Die Berliner Polizei geht und fährt wie in Zukunft auch die SPD-Parteileitung als Pärchen auf Streife. Das war mal als Abbild unserer emanzipatorischen Gesellschaft geplant, obwohl diese sich längst weiterentwickelt hat. Aber so viele Wannen hat die Berliner Polizei gar nicht mehr im Fuhrpark, um der bunten Gesellschaft mit Tunten und Transen auch im Dienst gerecht zu werden. Also bleibt es bei unserem Fall bei Hänsel & Gretel, die sich dummerweise überlegen, im falschen Viertel ein Auto zu kontrollieren. Und schon geht sie los unsere Krimigroteske, die wohl selbst in den USA großen Erfolg haben dürfte. Denn im kontrollierten Auto sitzen zwei „Brüder“ und deren Mutter (auch hier wieder an die Regie: keine Blonden besetzen!). Müssen wir weiter erzählen? Natürlich sind die Brüder erbost über die Kontrolle und lassen Hänsel das auch spüren. Links und rechts. Und dann wird getreten. Die Mutter filmt derweil die Aktion für ihren Rechtsanwalt – bis man dem das alles erklärt hat! – und verabreicht dann der Polizistin eine Tracht Prügel. Das ist ja schon fast fair: Die Brüder verprügeln Hänsel, die Mutter verkloppt Gretel. Gretel zieht daraufhin ihre Pistole – Hänsel darf das nicht, wegen der rotrotgrünen Stadtregierung – und am Ende darf die Gewerkschaft der Polizei (GdP) noch etwas von „einer Gefahr für unsere Gesellschaft“ sagen.

Besonders pfiffig wäre es, vor die pädagogisch wertvollen Episoden den Text zu setzen: „Diese Fälle beruhen auf wahren Begebenheiten. Zum Schutz der gezeigten Personen wurden die Namen und Ethnien der handelnden und behandelten Personen geändert oder gar nicht erst genannt.“ Und der Zuschauer hätte einiges gelernt. Bleibe nachts zuhause. Meide bestimmte Viertel, lass deine Kinder bloß nicht Polizisten werden – außer Gewerkschafter im Innendienst.

 

5 comments

  1. TG 25 August, 2019 at 21:28 Antworten

    Herr Paetow, Ihre Spaet-Nachrichten sind einfach superspitzenklasse und Ihre Blackbox bei Tichy ebenfalls. Sie gehören zu den Menschen, die mich in diesen trüben Merkelzeiten psychisch über Wasser halten. Danke! (Spende folgt.)

  2. Rofl Röchel 31 August, 2019 at 17:58 Antworten

    Ich schaue mir Tatorte etc. allenfalls dann an, wenn sie schon ziemlich antiqiert sind und folglich noch nicht “politisch korrekt” gegen Rechts getrimmt, wie das heutzutage meist der Fall ist. Kürzlich bin ich dann aber doch mal in einen etwas aktuelleren Krimi (Polizeiruf 110, Rostock) hineingezappt.
    Und was sehe ich da mit meinen mittlerweile Framing-und Propaganda geschulten Sinnesapparat: Auf dem DIENSTmonitor der Kommissarin klebte… ich mach’s mal spannend… ein Aufkleber… und was stand da wohl? Genau:
    FCK AFD.
    Dafür haben die sich doch sicherlich einen Fernsehpreis verdient oder?

    • Rolf Röchel 1 September, 2019 at 11:42 Antworten

      Statt FCK AFD könnte es auch FCK NZS gewesen sein, ich bin mir etwas unsicher. FCK NZS wäre juristisch weniger angreifbar, obwohl es genau dasselbe meint.
      Allüberall in den Medien (nicht nur in den Staatsmedien) wird ein mehr oder minder brachialer “Kampf gegen Rechts” geführt, selbst mit so kleinen, scheinbar unwesentlichen Details.

      • Rolf Röchel 7 Oktober, 2019 at 11:32 Antworten

        ERGÄNZUNG:
        Gestern (6.10.) habe ich eine Wiederholung dieses Polizeirufs gesehen (bzw. kurz durchgezappt) und habe dabei zufällig genau den fraglichen Film-Moment erwischt!
        Auf dem Dienst-Laptop der Kommissarin prangte gut sichtbar (und lange genug eingeblendet) ein großer Aufkleber mit FCK NZS, also nicht FCK AFD.
        Man geht also auf Nummer sicher und greift die AfD nicht direkt an, sondern etwas “subtiler”. Unentwegt und unermüdlich wird den Zuschauern eingehämmert: “Wir sind links und kämpfen gegen Rechts. Tut das gefälligst auch!”

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