Frischer Wind aus Husum

Na also! Endlich bekommt unser Außenminister die Anerkennung, die er verdient. Im Forsa-Ranking ist Johann Wadephul bereits der viertbeliebteste Politiker nach Pistorius, Wüst und Özdemir. Nun soll zu seinen Ehren in jeder Auslandsvertretung sein Porträt aufgehängt werden.

Wenn der Pistorius in jeder Kaserne hängt, dann muss der Johann gefälligst in jeder Botschaft angenagelt werden, wird sich der Wadephul gesagt haben, und schon erging eine entsprechende Anweisung. Außerdem machen so die Schmink- und Fotokosten der Bundesregierung Sinn. Die Grünen ärgern sich, dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen sind, als Annalena noch im Amt war.

Derzeit schaut in den Auslandsvertretungen nur Frank-Walter staatstragend, aber auch ein bisschen dröge von der Wand aufs Personal herunter. Da tut frischer Wind aus Husum ganz gut. Vielleicht nehmen ihn auch die Chinesen dann endlich ernst. Jetzt konnte Jupp in Guangzhou wenigstens mal besichtigen, wie weit die deutsche Industrie bereits mit der Verlagerung der Arbeitsplätze vorangekommen ist. Und der chinesische Amtskollege hatte auch ein halbes Stündchen Zeit für Johanns Ermahnungen wegen der Ukraine.

Fun Fact: Ausgerechnet die in Wirtschaftsdingen recht wenig bewanderte linke taz lobt Johanns vergebliche Versuche, ein paar seltene-Erden-Lieferungen zugesagt zu bekommen. Was schreibt man nicht alles, wenn man mitfliegen darf.

Dass Kanzler Fritz der fleißigste Politiker sei mit 5.000 persönlich unterzeichneten Strafanzeigen wegen Beleidigung (SN gestern) war womöglich etwas übertrieben. Seit Amtsantritt sind wohl nur 170 „Kontaktaufnahmen wegen strafrechtlich relevanter Äußerungen durch Polizei und Staatsanwaltschaften“ auf Merzens Ansinnen hin erfolgt.

Der Mann hat ja auch so genug um die Ohren. Er befindet sich quasi in einem diplomatischen Zweifrontenkrieg. Im Osten rückt der Russe vor, während sich im Westen eine zweite Front eröffnet. Die USA sind kurz davor, Deutschland ein zweites Mal von seiner politischen Führung zu befreien. Denn was die mit der Migrationspolitik anrichte, sei „eine Katastrophe“, so Trump. Wenn das so weitergeht, werden „viele europäische Länder nicht länger lebensfähig sein“. Da sich Geschichte bekanntlich als Farce wiederholt, erstaunt es kaum, dass sich das völlig fertige Albion diesmal an unsere Seite gesellt hat. Das Empire ist eh weg.

Und dann muss Fritz auch noch bei Blödelshows („Arena“) im Staatsfunk mitmachen.

Er sieht ein wenig mitgenommen aus, der Wolodymyr Selenskyj, und das ist ja auch kein Wunder nach den unverschämten Korruptionsvorwürfen der letzten Tage. Dabei hat er sich rein gar nichts zuschulden kommen lassen, das sagen alle. Trotzdem ist es wenig überraschend, dass er (laut Trump) unter diesen Umständen nicht die Zeit gefunden hat, den amerikanischen Friedensplan zu lesen. Wenigstens hat er „eine überarbeitete Version“ vorgelegt und von 28 Punkten gleich mal 8 gestrichen. Die Großen Drei (Fritz, Emmanuel, Keir) haben den Wolodymyr in London ganz fest in den Arm genommen und ihm ewige Treue geschworen.

Aus Brüssel sendet CSU-Manfred Weber ähnliche Signale. Deutschlands Söhne und Töchter sollen „unter europäischer Flagge“ den Frieden sichern, wenn Russland endlich klein beigegeben hat, so der (laut Quellen) kinderlose Manfred. Gut, dass andere Söhne und Töchter für den „Stabilisierungseinsatz“ (schöne bundesparlamentarische Kriegsmetapher aus dem Afghanistan-Krieg) haben.