Corona-Salat aus Kraut & Rüben und Äpfel & Birnen

Bei Anne Will

Im Grunde hätte der Satz von Streeck als Antwort auf die Frage der Sendungausgereicht: „Keiner von uns weiß, wie es geht. Wir müssen manches ausprobieren“. „Am lebenden Objekt?“, fragte Anne Will empört. Das sei nun wohl „ein bisschen überspitzt“, sagte der Virologe.

Wir haben die Sendung so verstanden: Regierung und Wirrologen haben alles so weit richtig gemacht, die Deutschen lieben ihre Maske und halten Abstand. Außerdem: Die Zahl der Todesfälle wird „in 6 bis 8 Wochen steigen“, versprach ein eingeblendetes Zitat von Karl Lauterbach, der aber bereits ein neues Lieblingsthema hat – die Freigabe von Kokain wegen der Drogentoten.

Professor Hendrik Streeck muss sich doch eigentlich blöd vorkommen in solch einer Sendung mit Malu Dreyer, Marina Weisband, Ranga Yogeshwar, Frank Ulrich Montgomery und Anne Will. Aber wer weiß, wie groß der Druck ist, trotzdem dahin zu gehen – von der Familie, die ihren Hendrik gerne im TV sehen will, vom Institut, das sich höhere Fördergelder verspricht, Gott, und etwas eitel darf er doch auch sein.

Frank Ulrich Montgomery ist Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes. Der fand Masken mal lächerlich, jetzt findet er sie prima. Was er nicht verstehen will: Dass auf einem grenzüberschreitenden Golfplatz (zwischen Bremen und Niedersachsen) unterschiedliche Corona-Regeln gelten.

Wie kommt Anne Will darauf, dass wir uns für die Ansichten von Marina Weisband interessieren könnten? Keine Ahnung. Auch die Ansichten von Ranga Yogeshwar zu Corona tangieren uns nicht einmal peripher. Was er aber zur Meinungsfreiheit zu sagen hat, das geht uns alle an. Der Staatsfunker klagte offen und schamlos, die Sozialen Netzwerke würden die Einheitsmeinung des Staatfunks untergraben, wo doch gerade jetzt der Bürger verlässliche Informationen braucht. Verlässliche Informationen gibt es also beim Staatsfunk. Dann guten Appetit!

Die versammelten Beschwörungstheoretiker (Streeck nehmen wir aus) waren sich mit allen Statistikern der Welt einig, dass die Mehrheit Vertrauen in die Maßnahmen der Gebenedeiten hat (Yogeshwar mit tiefer Demut: „Merkel großartig und nicht eitel, Drosten großartig und nicht eitel“.)

„Nur ein kleiner Teil erzählt solche Geschichten“, sagte Malu Dreyer. Damit meint sie die Kritiker des Merkel-Spahn-Söder-Drosten-Aktivismus. Zeitgleich saß bei Servus TV übrigens der geächtete Prof. Sucharit Bhakdi, dessen Buch „Corona Fehlalarm?“ die Bestsellerliste von Amazon bis Spiegel anführte. Soviel zu „kleiner Teil“. Empört war die Runde dann von Besuchern der Szenekneipe Katze, die sich im Corona-Kontaktformular Benjamin Blümchen oder Darth Vader nannten. Malu Dreyer kannte den Darth Vader nicht, aber in Rheinland Pfalz ist eh alles besser.

Auszüge aus der Corona-Panikpresse vom gestrigen Sonntag: In Deutschland wurden in der letzten Woche 1,12 Millionen Tests durchgeführt, Zahl der Neuansteckungen deutlich über 1.000. +++ Mexico meldet 5.167 neue Coronavirus-Fälle +++
Trotz steigender Infektionszahlen halten deutsche Kliniken auf ihren Intensivstationen weit weniger Betten für Corona-Patienten frei als noch vor einigen Wochen. +++ Brasilien: Die Zahl der Todesfälle legte binnen 24 Stunden um 739 auf mehr als 136.000 zu. +++ Was der Mischmasch soll? Das wissen nur die Journos, die ihn verbreiten.

Noch folgsamer wären die Deutschen, meint Yogeshwar, wenn nur jeder einen kennen würde, der Corona hat. Aber bei nicht einmal 10.000 Toten unter 80 Millionen Bürgern kennt eben keiner einen, der einen kennt, der Corona hat. In England sei das besser: 40.000 Tote zu 67 Millionen Einwohner. Dass da jeder einen kennt, ist zu bezweifeln bei einem Opferanteil unter 0,1 Prozent. Geschenkt.

Streeck ahnt wohl, dass die derzeitige Berichterstattung wenig hilfreich ist und schlägt regionale Ampeln vor, die jeder in seiner Dorfzeitung nachsehen könnte. Grün, alles ok. Rot: Alarm. „Rheinland Pfalz arbeitet schon daran“, sagte Malu Dreyer. Wahrscheinlich suchen sie da noch eine Alternative zur Farbe der SPD als Warnstufe rot.

Im Grunde hätte ein Satz von Streeck als Antwort auf die Frage der Sendung – „Ein halbes Jahr Corona-Krise – geht Deutschland mit der richtigen Strategie in den Herbst?“ – ausgereicht: „Keiner von uns weiß, wie es geht. Wir müssen manches ausprobieren“. „Am lebenden Objekt?“, fragte Anne Will empört. Das sei nun wohl „ein bisschen überspitzt“, sagte der Virologe.

Die Einspielfilmchen waren vom gleichen Niveau. Zu Beginn wurden die unterschiedlichen Maßnahmen in den Bundesländern aufgezeigt, beim Fußball, im Puff. Und ohne den Anflug von Humor wurde beklagt, dass Gottesdienste nicht stattfinden dürften. Dabei war in den Gottesdiensten schon lange vor Corona mehr Platz frei, als den Klingelbeutel-Dienern lieb gewesen sein dürfte.

Und tschüss!

1 comment

  1. Ingolf Pärcher 21 Oktober, 2020 at 00:38 Antworten

    Nunja, am toten Objekt hätte nur begrenzten Sinn, aber das fällt Ihnen und mir sofort auf. Dabei fiel mir sofort die Monty Python- Szene mit dem toten Papagei ein https://www.youtube.com/watch?v=UE0Jk0KqKRc . Nur mit dem Unterschied, daß wir uns über die MSM einreden ließen, daß das Vieh noch lebt und einfach nur Hunger hat und am besten aufwacht, wenn man ihn unter fünf Zentnersäcken Trill begräbt.
    Ranga Yogeshwars Beitrag wiederum erinnerte mich an den letzten “Presseclub – Nachgefragt”, wo ihnen versehentlich ein Zuschauer in die Telefonleitung gerutscht ist, der nachgefragt hat, wieso die derzeitige Diskrepanz zwischen explodierenden Corona- “Infektionen” und saisonal zu erwartenden Hospitalisierungen in den MSM nicht in harten Zahlen dargestellt, sondern verschwiegen würde. Daraufhin die “Dame von Welt”: Ja, aber er hätte die Zahlen doch, worüber beklage er sich?
    Ja, aber nicht aus den üblichen Medien.
    “Die Dame von Welt” würgt ihm fast das Wort ab, drückt noch nen Spruch von “Verschörungstheorethikern aus dem Internet” ab und daß man nur den sorgfälig erstellten Artikeln der MSM vertrauen dürfe, alles Andere wäre unverantwortlich. Nicht wörtlich, aber sinngemäß.
    Ansonsten nur Mundschutzfanatiker in der Leitung.
    Der einzige Grund, über den Wahnsinn nicht gelangweilt zu sein, ist, daß er sich zu einem internationalen Galopprennen im Endspurt entwickelt hat – und da führt Deutschland derzeit mit zwei Pferdelängen!

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