Thilo Sarrazin bei Talk im Hangar 7

SPAET am SONNTAG/TV-Kritik

Würde sich der Moderator Fleischhacker als Libertärer Martin Sellner vorstellen, wir würden es ihm glauben, schon wegen der aktuellen Frisur. Vielleicht ist der österreichische Journalist deshalb bei Linksextremen in Deutschland so unbeliebt. Dabei heißt er Michael, war bei der Kleinen Zeitung beim Standard, bei Die Presse und ist eigentlich ein politisch unverdächtiger Journalist. Seit 2014 moderiert er den Talk im Hangar 7 auf Servus TV, einem Unternehmen des Red Bull Milliardärs Dietrich Mateschitz.

Das macht er auf eine im deutschen Fernsehen völlig unbekannte Art und Weise. Statt Haltung zeigt Fleischhacker journalistische Neugier, statt zu Drangsalieren lässt er ausreden. Unerhört! Und dann noch die Gäste, die sein Team für die Sendung einlädt! Am vergangenen Donnerstag war Thilo Sarrazin da zum Thema „Unbequeme Meinung“.

Natürlich waren auch Gegenspieler geladen. Weil Sarrazin Deutscher ist, hätten Sibel Schick und Hasnain Kazim, zwei im deutschen Linksmilieu bekannte und bewunderte Auffällige, Sarrazin Kontra geben und die offizielle Sichtweise der Bundesregierung vertreten können. Da aber das Format des offenen Gedankenaustausches bei uns unbekannt ist, lehnten sie lieber ab.

Stattdessen versuchten der SPÖ-Genosse Josef Kalina und die Falter-Journalistin Barbara Toth, Sarrazin in seine Schranken zu weisen. Barbara Toth behauptet zunächst, diverse Fachleute hätten sich mit Sarrazins Thesen vernichtend auseinandergesetzt. Aber bei dem störrischen Kerl kommt man mit solchen allgemeinen Binsen nicht weiter.

„Nennen Sie einen einzigen...“ forderte Sarrazin.

„Zum Beispiel in der Süddeutschen...“

Da wusste Sarrazin sofort, wer das war, dass die Autorin ein falsches Datum angemahnt hätte (1252 statt 1258) und dann geschrieben habe, für den Rest falscher Fakten hätte sie weder Zeit noch Platz. Sarrazin jedenfalls kennt seine Fakten.

Da half nur noch das linke Tothschlagsargument: „Sie sind Auflagenmillionär, der sich in die Opferrolle begibt.“

Nun platzte dem Schweizer Journalisten Frank A. Meyer, der ebenfalls Gast war, der Kragen. Sarrazin begebe sich mitnichten in eine Opferrolle, er ginge sogar „cool“ mit Kritik um. Zweimal habe er S. in seine eigene Talkshow eingeladen, „dann kam linkes Pack, so nenne ich das, und die führten Musliminnen vor, was nichts mit dem Thema der Sendung zu tun hatte. Die Linken wollen nicht diskutieren, sondern nur niederschreien.“ Einen „jungen Schnösel im weißen Hemd“ habe Meyer daraufhin gefragt, „ob er sich schon mal überlegt habe, ein braunes Hemd anzuziehen...“

Die Sprache sei pervertiert, Sarrazin habe mit Rassismus nichts zu tun. Die überfällige Debatte über seine Thesen fände nicht statt. In diesem Punkt teilte sogar Frau Toth seine Meinung. Irgendwie. Und brachte dann als Gegenargument zu Sarrazin den Freund ihres Sohnes, einen gewissen Mustafa, ins Spiel. Der müsste sich, nach der Lektüre von Sarrazins Büchern, wie ein degenerierter Idiot vorkommen.

Sarrazin, staubtrocken: Seine Theorien hätten nichts mit genetischen Gründen (Rasse) zu tun. Muslime stünden nun mal überall auf der Bildungsleiter ganz am Ende. Die Hindus übrigens vor den Engländern. Dass der Muslim im Vergleich ganz unten stehe, sei statistisch unerschüttert. Aber das sage wiederum nichts über den Einzelnen aus. Es sei ja auch nicht jeder Schwede blond. Frau Toth wollte dann wissen, was wir als Gesellschaft tun können für Mustafa, und Sarrazin verwies umgekehrt darauf, dass diese mentalen und kulturellen Unterschiede für unsere Gesellschaft gefährlich wären.

Hier stieg Genosse Kalina ein, der sich ärgerte, weil die „beiden älteren Herren von oben herab die Frau Toth belehrten“. Dennoch hätte er Herrn Sarrazin nie aus dem öffentlichen Diskurs (wie in Deutschland) ausgeschlossen, weil der eine Reihe wichtiger Probleme angesprochen habe. „Aber seine genetische Analyse...“

Sarrazin:. „Es gibt keine genetische...“

Das hat Herr Kalina aber irgendwo gelesen. Süddeutsche? Jedenfalls biss sich die (linke) Katze wieder in den Schwanz.

In der erstaunlich offenen Debatte ging es dann noch um den Parteiausschluss von Sarrazin („Es gibt nicht die Partei. 400.000 Mitglieder. Ich bin bei zahlreichen Genossen sehr geschätzt.“) Frau Toth findet den Ausschluss richtig. Schließlich stecke die SPD in einer Sinnkrise. Und Sarrazin passe nicht zum Markenkern. Eher zu dem der AfD und FPÖ. Genosse Kalina hingegen gehört dann wohl doch eher zur Fraktion Buschkowski. Auch die SPÖ habe zur Zuwanderung Sprachverbot erteilt und das Thema so lange unterdrückt, bis die FPÖ groß damit rauskam. Aber in Österreich kriege die SP langsam die Kurve. Im Burgenland habe der konservative Genosse Doskopil 49% der Stimmen bekommen.

Ein weiterer Autor, den die Nazikeulen niederstreckten, war Thor Kunkel, der trotz des martialischen Namens für sein Buch „Schwarzlichtterrarium“ als deutscher Quentin Terrentino gefeiert, dann aber für „Endstufe“ mit Acht und Verfolgung belegt wurde. „Weil ich die Nazis menschlich geschildert hätte“, stöhnte Kunkel. Dabei handele es sich doch um Rollenprosa. Nicht er sage „Nicht die Gerechten haben den Krieg gewonnen, sondern die Brutalen“, das sage vielmehr eine seiner Romanfiguren.

Ab sofort kann es sich Thor in der Halle der Verfemten gemütlich machen. Denn dass der ehemalige Werber Kunkel am Ende auch noch der AfD textlich und werblich auf die Sprünge half, wird vom System nie verziehen. Da hilft es auch nicht mehr, dass einer seiner Romane mit Katja Riemann (Nachfolgerin von Inge Meisel) verfilmt wurde. (Nur gut, dass die linken Feuilletonistas keine wirklich dicken Bücher mehr liest, wie „Die Wohlgesinnten“ von Jonathan Little. So würden sie sich noch international blamieren.)

An dieser Stelle wollen wir feststellen, dass Talk-Shows im deutschen Staatsfunk mit seinen Diplomjournalisten und Roten Klosterschülerinnen, seinen bayerischen Linkshascherln und WDR-Oberlehrern deutlich leichter zu rezensieren sind. Es reicht aus, sich auf die gröbsten Dummheiten der geladenen Elite oder die größten Unverschämtheiten gegenüber halbwegs normalen Gästen zu beschränken. Talk im Hangar 7 ist, wenn das Thema interessiert, von der ersten bis zur letzten Minute sehenswert. Aber leider auch viel Holz.

Sehen Sie es selbst: Die aus dem Ruder gelaufenen Willkommenskultur, die Verlogenheit der „Willkommensschicht oben“ (Mayer), die ihre Kinder auf Privatschulen schickt wie Manuela Schwesig, Helmut Schmidts Worte zur Zuwanderung („Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze“), das Rassismusgeschwätz, nichts wurde ausgelassen. Sarrazin, der spröde Migrationsbuchhalter, ist dabei noch nicht einmal das Highlight der Sendung.

Dennoch wollen wir froh sein, dass Krawallnudel Sibel und Hetzer Hasnain abgesagt haben. Da wäre das Niveau gleich wieder gesunken. Und das haben wir ja schon bei ARD und ZDF.

Sehen Sie die ganze Sendung hier.

 

3 comments

  1. Max Media 2 Februar, 2020 at 10:40 Antworten

    Vielen Dank, dass Sie über diese Sendung schreiben.
    Ich habe sie Donnerstag auf Freitag Nacht gesehen. Wirklich, wirklich, wirklich
    gut und informativ!
    Kann man jedem nur empfehlen und unsere ÖR Talkshows können da eine
    Meeeeeeeeeeeenge lernen, wie man es richtig macht.

    Der späte Sendetermin ist leider ärgerlich. Ich hoffe wir hören nun öfter von der
    Sendung, die ist nämlich das Beste Polit-Talkshowformat im deutschsprachigen TV.

    Ein schönes Wochenende Ihnen, Herr Paetow und allen Lesern natürlich auch.

  2. Klaus Schmied 2 Februar, 2020 at 15:47 Antworten

    Ich traue mich spätestens seit 2015 an keine Talkshows mehr ran, auch nicht an österreichische oder schweizerische. Früher habe ich mir fast alle Polittalks angeschaut (damals gab es ja noch andere Themen als Nazis, Klimawandel, Grüne und Wir-schaffen-das, und andere Gäste als infantile linksgrüne Merkelfans).
    Aber Berichte ÜBER Talkshows kann ich noch ertragen, insbesondere wenn sie von Herrn Paetow stammen.
    Die Frisur von dem Interviewer ist zwar nicht mein Ding (würde ich spontan mit “rechts” assoziieren), aber immer noch besser als gar keine Frisur (so wie bei mir) 😉

  3. Falk Koelling 2 Februar, 2020 at 19:55 Antworten

    “Katja Riemann (Nachfolgerin von Inge Meisel)” allein dafür liebe ich sie. Ich wollt, ich könnte einen Sachverhalt oder Zustand so knapp und treffend ausdrücken.

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