Zwei Clowns und eine Annekret

Langsam drehen sie alle durch

Es sollte eigentlich nur ein unterhaltsamer Tagesbericht werden, mit ein paar der üblichen Narreteien unserer Politkomiker zur abendlichen Entspannung. Und wir hatten die schönsten Vorlagen auf dem Tisch. Eine von einem gewichtigen Unionsfreund (so hießen Mitglieder der CDU in der DDR) und sogar eine von unserem Genossen Präsident. Aber dann kam Annekret. Beziehungsweise: Sie ging.

Bei Anne Will deutete sich schon so etwas an: Merkels Peter Altmaier, berühmt für seine Pizza-, Spaghetti- und Lasagne-Connections, bei denen er mit leckerem Essen innerparteiliche und parteiübergreifende Konflikte zu lösen versucht, bot ein Bild des Jammers. Unüberhörbar hat die CDU-Führung in Berlin, der Merkel-Hilfsverein, die Basis nicht mehr im Griff. Mit ihrem Versuch, dem Kommunisten Ramelow zur Macht zu verhelfen und die Union zur Blockpartei abzuwickeln, hatte Merkel vielleicht noch nicht den Rubikon, definitiv aber Gera und Gramme überschritten.

Der panische Ramelow, der sein Felle wegschwimmen sieht, verlangte durch den Mund von Sahra Wagenknecht seine sofortige Wiederwahl. Im gleichen Sinne polterten der kleine rote Kevin, Anne Will und eine Spiegel-Frau.

Teile der CDU haben Hitler gewählt

Um nicht vollends aus dem Kreis der Guten verstoßen zu werden, war Altmaier zu den abstrusesten Geständnissen und Selbstbezichtigungen bereit. In seiner Angst vor Liebesentzug entschuldigte sich der Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland allen Ernstes bei der versammelten roten Mannschaft dafür, dass „Teile meiner Partei“ einst für Adolf Hitlers Ermächtigungsgesetz gestimmt haben. Das dürfe nie wieder passieren. Nachwirkungen seines berühmten Treppensturzes von Dortmund? Ist der Mann überhaupt noch arbeitsfähig?

Der Genosse Präsident gratuliert versehentlich.

Nachdem Frank-Walter, dem Spalter, selbst von der Merkelpresse ein paar Takte zu seiner zwanghaften Neigung gesagt wurden, totalitären Regimen wie dem Iran im Namen Deutschlands Glückwünsche zu schicken, wollte er es diesmal richtig machen.

„Im Lichte der aktuellen Entwicklungen der vergangenen Monate im Iran wird es in diesem Jahr kein Grußtelegramm des Bundespräsidenten geben“, schwadronierte das Bundespräsidialamt. „Im Lichte der vergangenen Monate?“ – Was hat in den letzten Monaten Frank-Walters Horizont erhellt?

Vergessen wir die unsinnigen Worten aus dem Schloss Bellevue und gratulieren stattdessen und voll beabsichtigt der Bild-Zeitung für die wahrlich gelungene Überschrift „Steinmeier gratuliert dem Iran versehentlich doch!“ Leider können wir uns nun nicht damit beschäftigen, wem Frank-Walter, der Alleinunterhalter, nicht versehentlich gratulierte, denn dann kam Annekret, beziehungsweise: Sie ging.

Annekrets besenreine Übergabe

Annekret aus dem Hause Kramp (ihr Mann ist der Karrenbauer) will nicht mehr Kanzlerkandidatin der CDU/CSU werden und nur „so lange Parteivorsitzende pleiben“, bis ein Kanzlerkandidat (am liebsten m/w) gefunden wurde. Sie werde „zum Sommer den Prozess der Kanzlerkandidatur organisieren, die Partei weiter auf die Zukunft vorbereiten und dann den Parteivorsitz abgeben“, also für eine besenreine Übergabe Sorge tragen. Sie habe „Kremien und Kanzlerin heute morgen informiert“.

„Aus all diesen Gründen“ – sie nannte explizit nur „ein ungeklärtes Verhältnis von Teilen der CDU mit AfD und Linken“ – geht sie nun also. Und sagte noch: „Wir müssen stark sein.“ Nun, Annekret, wir schaffen das.

Schneller als The Real Donald Trump twitterte The Real Friedrich Merz
„Ich gebe ihr jede Unterstützung dabei, den Prozess ihrer Nachfolge und der Kanzlerkandidatur als gewählte Parteivorsitzende von vorn zu führen.“ Leider kennt Twitter kein Emoji für Krokodilstränen.

Wo aber Gefahr ist, wächst das Fritzende auch?

Das glauben einige. Die Welt zitiert eine Handvoll Unternehmer, die Merzens Stunde kommen sehen. Natürlich ist Merz begabter als SpahnLaschetRöschen und die ganze Flatterschar, aber wer einmal flieht, dem folgt man nicht so leicht. Was hätte er im Gepäck? Steuersenkungen? Stopp der Geldverschwendung wegen Klimawahn? Mit wem will er regieren, wenn die FDP pulverisiert ist? Mit den grünen Pharisäern? Besten Dank auch. Merkels Zerstörung der Sozialsysteme und des Inneren Friedens durch Masseneinwanderung von brutalen Kostgängern ohne Qualifikation hat Merz stillschweigend mitgetragen.

Und wenn die Linken noch so laut schreien, SED-Abgeordnete AfDler auf Parlamentsfluren anspucken, der rote Mob auf den Straßen wütet – eine CDU, die überleben will, kommt nicht an einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit mit oder Duldung durch die AfD vorbei – mit den grünen Systemveränderern auf der anderen Seite koaliert sie schließlich auch. Noch ist der Staat stark genug, die linken Krawallschläger in den Griff zu bekommen. Aber ist Merz stark genug? (H.-G Maaßen wäre)

Oder knickt ein Friedrich Merz nicht doch schon ein, wenn ihm der Staatsfunk seine ersten Umfragen zeigt?

P.S.: Man stelle sich einmal vor, was eine Regierung Kemmerich mit geeigneten, gern Partei fremden Ministern erreichen könnte, und wie dann die nächsten Wahlen ausgehen würden...

9 comments

  1. Gerhard Sauer 10 Februar, 2020 at 20:04 Antworten

    Der Putsch gegen den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Thüringens wurde in Afrika ausgeheckt. Von dort erreicht uns folgender Bericht.

    Unter afrikanischer Sonne

    Die Gemüter aller sind erhitzt,
    die trüben Seelen kochen,
    unsere Stiefmutter schwitzt,
    sie hat Verrat gerochen.

    Stiefmutter wird’s minütlich heißer,
    ihr läuft der Schweiß aus allen Poren
    sie fächelt sich‘s Gesicht mit Reiser,
    doch es tropft auch aus den Ohren.

    Sie ächzt und stöhnt:
    Wie das Klima wieder wandelt!
    Hier wird man nicht verwöhnt!
    Wenn sie jetzt nicht handelt,

    ist sie die Kanzlei bald los,
    dann steht sie auf der Straße,
    und watschelt hoffnungslos
    in Richtung ihrer Nase.

    Ihr ganzer Körper zittert,
    sie wackelt hin und her,
    von Kopf bis Fuß ist sie erschüttert,
    warum macht man`s ihr so schwer?

    Doch nun werden Köpfe rollen,
    denn sie wurde frech lädiert.
    Die Thüringer werden müssen wollen,
    was sie hier und heute dekretiert:

    Der Ramelow wird bestimmt
    zum Präsidenten der Minister,
    jeder CDUler, der ihm nicht wohlgesinnt,
    gilt fortan als übelster Philister,

    der auch bei heftigster Jeremiade
    den Kopf verlieren muß,
    da kennt sie wirklich keine Gnade,
    sie hat genug von dem Verdruß.

    Warum ist sie für Ramelow?
    Warum hat sie ihn ins Herz geschlossen?
    Na, sie liebt den schönsten Gigolo,
    aus der Menge der Genossen.

  2. Teller 10 Februar, 2020 at 21:00 Antworten

    Das “Annekret” wird mir sehr fehlen. Keiner schreibt das so schön wie Sie. Sonst? Zum dicken Mann fällt mir nichts gutes ein. Viele Grüße

  3. Torsten Last 10 Februar, 2020 at 21:57 Antworten

    „Die Klinge immerfort geschärft,
    bleibt nicht lange Klinge;
    der Saal mit Gold und Jade vollgestopft
    ist nicht vor Räubern zu bewahren;
    Glanz und Ehren mit Hochmut gepaart
    ziehn selbst sich ins Verderben.“
    Lao-Tse, Tao-Te-King

    Laß‘ die alle ’mal machen…, bald hat sich das alles von selbst erledigt…:)

  4. Barbara Blume 10 Februar, 2020 at 23:17 Antworten

    Neben vielem anderen frage ich mich, wie man nach doch nun schon längerer Abwesenheit und keinerlei Namensähnlichkeit von Lindner auf Westerwelle kommen kann… ?
    Was hatte der “schmale Pitter” denn wohl vorher geraucht oder getrunken ?

    Wäre es nicht so traurig, könnte man diese Veranstaltung glatt als Vorspiel zum Karneval bezeichnen.

  5. Stefan Maschke 11 Februar, 2020 at 08:50 Antworten

    Eigentlich hätte Friedrich Merz auch twittern können. “Ich stehe ihrem Rücktritt nicht im Wege.”
    Wäre kürzer und möglicherweise auch ehrlicher gewesen und er würde auch auf Merkels Rücktritt zutreffen – sollte der Tag jemals kommen.

  6. August Klose 11 Februar, 2020 at 09:08 Antworten

    Maaßen ist die derzeit einzige kanzlerable Person bei der CDU. Weil er Charakter hat und aus genau diesem Grund wird Merkel ihn zu verhindern wissen. Und weil sie es selbst noch mal will – länger als Kohl, dass ist ihr Ziel.

    • Jupp Zingel 11 Februar, 2020 at 13:17 Antworten

      Maaßen als Kanzlerkandidat ist doch überhaupt kein Thema, dann schon eher Merkel. Der traue ich alles zu, auch eine 180 Grad Wende zur erneuten Kanzlerkandidatur. Dennoch hoffe ich inständig, dass ihr das langsam zu blöd wird mit dem ständigen Drehen und Wenden (Drehwurm) und dass sie auf eine fünfte Kanzlerschaft “verzichtet”. Mit Deutschland ist sie doch weitgehend fertig (und Deutschland mit ihr). Hier gibt es nicht mehr viel, was sie noch zersetzen und transformieren könnte. Diese Arbeit ist weitgehend getan. Und die Nachfolger, die nur zu gerne ihr Werk vollenden, stehen schon Gewehr bei Fuß (RRG). Merkel strebt jetzt garantiert nach “höheren Weihen”.

  7. Paula 11 Februar, 2020 at 09:30 Antworten

    Gestern schaute ich hierzu beim BR eine Befragung mit Söder an.
    Hier bewahrheitet sich mal wieder Spruch, “Gib jemanden Macht und du lernst seinen wahren Charakter kennen.”
    Er sagte doch tatsächlich sehr geringschätzig auf die Frage nach der WerteUnion, dass diese so unbedeutende wäre und keine Rolle spiele, dass man sich jetzt auf Geschlossenheit, Verlässlichkeit in der CDU/CSU bemühen müsse.
    Bla, bla, blubb. An Überheblichkeit jedenfalls kaum zu überbieten.
    Gott bewahre uns vor Selbstdarstellern wie Söder und Laschet!

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